Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Wenn es drunten ertönt, und ihre Schätze die Nacht zollt, Und aus Bächen herauf glänzt das begrabene Gold. 7. Aber o Du, die schon am Scheidewege mir damals, Da ich versank vor Dir, tröstend ein Schöneres wies, Du, die, Großes zu sehn und froher die Götter zu singen, Schweigend, wie sie, mich einst stille begeisternd, gelehrt, Götterkind! erscheinest Du mir, und grüßest, wie einst, mich, Redest wieder, wie einst, höhere Dinge mir zu? Siehe! weinen vor Dir und klagen muß ich, wenn schon noch Denkend edlerer Zeit, dessen die Sele sich schämt. Denn so lange, so lang' auf matten Pfaden der Erde Hab' ich, Deiner gewohnt, Dich in der Irre gesucht, Freudiger Schutzgeist! aber umsonst, und Jahre zerrannen, Seit wir ahnend um uns glänzen die Abende sahn. Wenn es drunten ertoͤnt, und ihre Schaͤtze die Nacht zollt, Und aus Baͤchen herauf glaͤnzt das begrabene Gold. 7. Aber o Du, die ſchon am Scheidewege mir damals, Da ich verſank vor Dir, troͤſtend ein Schoͤneres wies, Du, die, Großes zu ſehn und froher die Goͤtter zu ſingen, Schweigend, wie ſie, mich einſt ſtille begeiſternd, gelehrt, Goͤtterkind! erſcheineſt Du mir, und gruͤßeſt, wie einſt, mich, Redeſt wieder, wie einſt, hoͤhere Dinge mir zu? Siehe! weinen vor Dir und klagen muß ich, wenn ſchon noch Denkend edlerer Zeit, deſſen die Sele ſich ſchaͤmt. Denn ſo lange, ſo lang' auf matten Pfaden der Erde Hab' ich, Deiner gewohnt, Dich in der Irre geſucht, Freudiger Schutzgeiſt! aber umſonſt, und Jahre zerrannen, Seit wir ahnend um uns glaͤnzen die Abende ſahn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0141" n="133"/> <l>Wenn es drunten ertoͤnt, und ihre Schaͤtze die</l><lb/> <l>Nacht zollt,</l><lb/> <l>Und aus Baͤchen herauf glaͤnzt das begrabene</l><lb/> <l>Gold.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head>7.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Aber o Du, die ſchon am Scheidewege mir damals,</l><lb/> <l>Da ich verſank vor Dir, troͤſtend ein Schoͤneres</l><lb/> <l>wies,</l><lb/> <l>Du, die, Großes zu ſehn und froher die Goͤtter</l><lb/> <l>zu ſingen,</l><lb/> <l>Schweigend, wie ſie, mich einſt ſtille begeiſternd,</l><lb/> <l>gelehrt,</l><lb/> <l>Goͤtterkind! erſcheineſt Du mir, und gruͤßeſt, wie</l><lb/> <l>einſt, mich,</l><lb/> <l>Redeſt wieder, wie einſt, hoͤhere Dinge mir zu?</l><lb/> <l>Siehe! weinen vor Dir und klagen muß ich, wenn</l><lb/> <l>ſchon noch</l><lb/> <l>Denkend edlerer Zeit, deſſen die Sele ſich ſchaͤmt.</l><lb/> <l>Denn ſo lange, ſo lang' auf matten Pfaden der</l><lb/> <l>Erde</l><lb/> <l>Hab' ich, Deiner gewohnt, Dich in der Irre</l><lb/> <l>geſucht,</l><lb/> <l>Freudiger Schutzgeiſt! aber umſonſt, und Jahre</l><lb/> <l>zerrannen,</l><lb/> <l>Seit wir ahnend um uns glaͤnzen die Abende</l><lb/> <l>ſahn.</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [133/0141]
Wenn es drunten ertoͤnt, und ihre Schaͤtze die
Nacht zollt,
Und aus Baͤchen herauf glaͤnzt das begrabene
Gold.
7.
Aber o Du, die ſchon am Scheidewege mir damals,
Da ich verſank vor Dir, troͤſtend ein Schoͤneres
wies,
Du, die, Großes zu ſehn und froher die Goͤtter
zu ſingen,
Schweigend, wie ſie, mich einſt ſtille begeiſternd,
gelehrt,
Goͤtterkind! erſcheineſt Du mir, und gruͤßeſt, wie
einſt, mich,
Redeſt wieder, wie einſt, hoͤhere Dinge mir zu?
Siehe! weinen vor Dir und klagen muß ich, wenn
ſchon noch
Denkend edlerer Zeit, deſſen die Sele ſich ſchaͤmt.
Denn ſo lange, ſo lang' auf matten Pfaden der
Erde
Hab' ich, Deiner gewohnt, Dich in der Irre
geſucht,
Freudiger Schutzgeiſt! aber umſonſt, und Jahre
zerrannen,
Seit wir ahnend um uns glaͤnzen die Abende
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/141>, abgerufen am 05.12.2023. |