Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

der versammelten Menge entgegen: "der Herr
da drinnen ist ein vornehmer Herr, nach al¬
len Qualitäten, er hat sich Uns, dem Richter,
in einer geheimen Audienz entdeckt, er reiset
Inkognito, das heißt, unbekannterweise, und
daß Ihr alle davon nichts zu wissen und zu
vernehmen braucht, ihr Schlingel! -- Nun,
glückliche Reise, gnäd'ger Herr!" Die Bauern
zogen, ehrfurchtsvoll schweigend, die Mützen
ab, als ich mich auf das Pferd schwang.
Rasch wollte ich durch das Thor sprengen,
aber das Pferd fing an sich zu bäumen, mei¬
ne Unwissenheit, meine Ungeschicklichkeit im
Reiten versagte mir jedes Mittel, es von der
Stelle zu bringen, im Kreise drehte es sich
mit mir herum, und warf mich endlich, unter
dem schallenden Gelächter der Bauern, dem
herbeieilenden Richter und dem Wirthe in
die Arme. "Das ist ein böses Pferd," sagte
der Richter mit unterdrücktem Lachen. -- "Ein
böses Pferd!" wiederholte ich, mir den Staub
abklopfend. Sie halfen mir wieder herauf,

der verſammelten Menge entgegen: „der Herr
da drinnen iſt ein vornehmer Herr, nach al¬
len Qualitaͤten, er hat ſich Uns, dem Richter,
in einer geheimen Audienz entdeckt, er reiſet
Inkognito, das heißt, unbekannterweiſe, und
daß Ihr alle davon nichts zu wiſſen und zu
vernehmen braucht, ihr Schlingel! — Nun,
gluͤckliche Reiſe, gnaͤd'ger Herr!“ Die Bauern
zogen, ehrfurchtsvoll ſchweigend, die Muͤtzen
ab, als ich mich auf das Pferd ſchwang.
Raſch wollte ich durch das Thor ſprengen,
aber das Pferd fing an ſich zu baͤumen, mei¬
ne Unwiſſenheit, meine Ungeſchicklichkeit im
Reiten verſagte mir jedes Mittel, es von der
Stelle zu bringen, im Kreiſe drehte es ſich
mit mir herum, und warf mich endlich, unter
dem ſchallenden Gelaͤchter der Bauern, dem
herbeieilenden Richter und dem Wirthe in
die Arme. „Das iſt ein boͤſes Pferd,“ ſagte
der Richter mit unterdruͤcktem Lachen. — „Ein
boͤſes Pferd!“ wiederholte ich, mir den Staub
abklopfend. Sie halfen mir wieder herauf,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0212" n="196"/>
der ver&#x017F;ammelten Menge entgegen: &#x201E;der Herr<lb/>
da drinnen i&#x017F;t ein vornehmer Herr, nach al¬<lb/>
len Qualita&#x0364;ten, er hat &#x017F;ich Uns, dem Richter,<lb/>
in einer geheimen Audienz entdeckt, er rei&#x017F;et<lb/>
Inkognito, das heißt, unbekannterwei&#x017F;e, und<lb/>
daß Ihr alle davon nichts zu wi&#x017F;&#x017F;en und zu<lb/>
vernehmen braucht, ihr Schlingel! &#x2014; Nun,<lb/>
glu&#x0364;ckliche Rei&#x017F;e, gna&#x0364;d'ger Herr!&#x201C; Die Bauern<lb/>
zogen, ehrfurchtsvoll &#x017F;chweigend, die Mu&#x0364;tzen<lb/>
ab, als ich mich auf das Pferd &#x017F;chwang.<lb/>
Ra&#x017F;ch wollte ich durch das Thor &#x017F;prengen,<lb/>
aber das Pferd fing an &#x017F;ich zu ba&#x0364;umen, mei¬<lb/>
ne Unwi&#x017F;&#x017F;enheit, meine Unge&#x017F;chicklichkeit im<lb/>
Reiten ver&#x017F;agte mir jedes Mittel, es von der<lb/>
Stelle zu bringen, im Krei&#x017F;e drehte es &#x017F;ich<lb/>
mit mir herum, und warf mich endlich, unter<lb/>
dem &#x017F;challenden Gela&#x0364;chter der Bauern, dem<lb/>
herbeieilenden Richter und dem Wirthe in<lb/>
die Arme. &#x201E;Das i&#x017F;t ein bo&#x0364;&#x017F;es Pferd,&#x201C; &#x017F;agte<lb/>
der Richter mit unterdru&#x0364;cktem Lachen. &#x2014; &#x201E;Ein<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;es Pferd!&#x201C; wiederholte ich, mir den Staub<lb/>
abklopfend. Sie halfen mir wieder herauf,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0212] der verſammelten Menge entgegen: „der Herr da drinnen iſt ein vornehmer Herr, nach al¬ len Qualitaͤten, er hat ſich Uns, dem Richter, in einer geheimen Audienz entdeckt, er reiſet Inkognito, das heißt, unbekannterweiſe, und daß Ihr alle davon nichts zu wiſſen und zu vernehmen braucht, ihr Schlingel! — Nun, gluͤckliche Reiſe, gnaͤd'ger Herr!“ Die Bauern zogen, ehrfurchtsvoll ſchweigend, die Muͤtzen ab, als ich mich auf das Pferd ſchwang. Raſch wollte ich durch das Thor ſprengen, aber das Pferd fing an ſich zu baͤumen, mei¬ ne Unwiſſenheit, meine Ungeſchicklichkeit im Reiten verſagte mir jedes Mittel, es von der Stelle zu bringen, im Kreiſe drehte es ſich mit mir herum, und warf mich endlich, unter dem ſchallenden Gelaͤchter der Bauern, dem herbeieilenden Richter und dem Wirthe in die Arme. „Das iſt ein boͤſes Pferd,“ ſagte der Richter mit unterdruͤcktem Lachen. — „Ein boͤſes Pferd!“ wiederholte ich, mir den Staub abklopfend. Sie halfen mir wieder herauf,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/212
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/212>, abgerufen am 30.04.2024.