Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

widerstehlich. Der böse Geist trieb mich
wilder und wilder -- schon wollte ich schreien:
"Haltet ein, verblendete Thoren! nicht die
von irdischem Triebe reine Jungfrau, die
Braut des Mönchs wollt ihr erheben zur
Himmelsbraut!" -- mich hinabstürzen unter
die Nonnen, sie herausreißen -- ich faßte
in die Kutte, ich suchte nach dem Messer,
da war die Ceremonie so weit gediehen, daß
Aurelie anfing das Gelübde zu sprechen. --
Als ich ihre Stimme hörte, war es als brä¬
che milder Mondesglanz durch die schwarzen,
von wildem Sturm gejagten Wetterwolken.
Licht wurde es in mir, und ich erkannte
den bösen Geist, dem ich mit aller Gewalt
widerstand. -- Jedes Wort Aureliens gab
mir neue Kraft, und im heißen Kampf wurde
ich bald Sieger. Entflohen war jeder schwar¬
ze Gedanke des Frevels, jede Regung der
irdischen Begier. -- Aurelie war die fromme
Himmelsbraut, deren Gebet mich retten konn¬
te von ewiger Schmach und Verderbniß. --

widerſtehlich. Der boͤſe Geiſt trieb mich
wilder und wilder — ſchon wollte ich ſchreien:
„Haltet ein, verblendete Thoren! nicht die
von irdiſchem Triebe reine Jungfrau, die
Braut des Moͤnchs wollt ihr erheben zur
Himmelsbraut!“ — mich hinabſtuͤrzen unter
die Nonnen, ſie herausreißen — ich faßte
in die Kutte, ich ſuchte nach dem Meſſer,
da war die Ceremonie ſo weit gediehen, daß
Aurelie anfing das Geluͤbde zu ſprechen. —
Als ich ihre Stimme hoͤrte, war es als braͤ¬
che milder Mondesglanz durch die ſchwarzen,
von wildem Sturm gejagten Wetterwolken.
Licht wurde es in mir, und ich erkannte
den boͤſen Geiſt, dem ich mit aller Gewalt
widerſtand. — Jedes Wort Aureliens gab
mir neue Kraft, und im heißen Kampf wurde
ich bald Sieger. Entflohen war jeder ſchwar¬
ze Gedanke des Frevels, jede Regung der
irdiſchen Begier. — Aurelie war die fromme
Himmelsbraut, deren Gebet mich retten konn¬
te von ewiger Schmach und Verderbniß. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0357" n="349"/>
wider&#x017F;tehlich. Der bo&#x0364;&#x017F;e Gei&#x017F;t trieb mich<lb/>
wilder und wilder &#x2014; &#x017F;chon wollte ich &#x017F;chreien:<lb/>
&#x201E;Haltet ein, verblendete Thoren! nicht die<lb/>
von irdi&#x017F;chem Triebe reine Jungfrau, die<lb/>
Braut des Mo&#x0364;nchs wollt ihr erheben zur<lb/>
Himmelsbraut!&#x201C; &#x2014; mich hinab&#x017F;tu&#x0364;rzen unter<lb/>
die Nonnen, &#x017F;ie herausreißen &#x2014; ich faßte<lb/>
in die Kutte, ich &#x017F;uchte nach dem Me&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
da war die Ceremonie &#x017F;o weit gediehen, daß<lb/>
Aurelie anfing das Gelu&#x0364;bde zu &#x017F;prechen. &#x2014;<lb/>
Als ich ihre Stimme ho&#x0364;rte, war es als bra&#x0364;¬<lb/>
che milder Mondesglanz durch die &#x017F;chwarzen,<lb/>
von wildem Sturm gejagten Wetterwolken.<lb/>
Licht wurde es in mir, und ich erkannte<lb/>
den bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;t, dem ich mit aller Gewalt<lb/>
wider&#x017F;tand. &#x2014; Jedes Wort Aureliens gab<lb/>
mir neue Kraft, und im heißen Kampf wurde<lb/>
ich bald Sieger. Entflohen war jeder &#x017F;chwar¬<lb/>
ze Gedanke des Frevels, jede Regung der<lb/>
irdi&#x017F;chen Begier. &#x2014; Aurelie war die fromme<lb/>
Himmelsbraut, deren Gebet mich retten konn¬<lb/>
te von ewiger Schmach und Verderbniß. &#x2014;<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[349/0357] widerſtehlich. Der boͤſe Geiſt trieb mich wilder und wilder — ſchon wollte ich ſchreien: „Haltet ein, verblendete Thoren! nicht die von irdiſchem Triebe reine Jungfrau, die Braut des Moͤnchs wollt ihr erheben zur Himmelsbraut!“ — mich hinabſtuͤrzen unter die Nonnen, ſie herausreißen — ich faßte in die Kutte, ich ſuchte nach dem Meſſer, da war die Ceremonie ſo weit gediehen, daß Aurelie anfing das Geluͤbde zu ſprechen. — Als ich ihre Stimme hoͤrte, war es als braͤ¬ che milder Mondesglanz durch die ſchwarzen, von wildem Sturm gejagten Wetterwolken. Licht wurde es in mir, und ich erkannte den boͤſen Geiſt, dem ich mit aller Gewalt widerſtand. — Jedes Wort Aureliens gab mir neue Kraft, und im heißen Kampf wurde ich bald Sieger. Entflohen war jeder ſchwar¬ ze Gedanke des Frevels, jede Regung der irdiſchen Begier. — Aurelie war die fromme Himmelsbraut, deren Gebet mich retten konn¬ te von ewiger Schmach und Verderbniß. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/357
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/357>, abgerufen am 29.04.2024.