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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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res Stück Arbeit vollbracht, das aber herrlich,
gelungen sei. Zitternd und bebend machte Gior¬
gina in der Küche ein großes Feuer an und
bereitete das Mahl, wozu sie Wildpret, Wein
und allerlei andere Ingredienzien von einem der
Räuber empfing, der der Küchen- und Keller¬
meister der Bande zu seyn schien. Der Knecht
mußte den Tisch decken und das Geschirr herbei¬
bringen. Er nahm den Augenblick wahr und
schlich sich fort zu seiner Frau in die Küche.
"Ach wißt ihr wol," fing er voller Entsetzen an,
"was für eine That die Räuber in dieser Nacht
verübt haben? Nach langer Abwesenheit und
nach langer Vorbereitung haben sie vor etlichen
Stunden das Schloß des Herrn Grafen von
Vach überfallen, und nach tapferer Gegenwehr
mehrere seiner Leute und ihn selbst getödtet, das
Schloß aber angezündet." Giorgina schrie un¬
aufhörlich: "ach mein Mann, wenn mein Mann
nur auf dem Schlosse gewesen wäre -- Ach, der
arme Herr!" -- Die Räuber tobten und sangen

unter¬

res Stuͤck Arbeit vollbracht, das aber herrlich,
gelungen ſei. Zitternd und bebend machte Gior¬
gina in der Kuͤche ein großes Feuer an und
bereitete das Mahl, wozu ſie Wildpret, Wein
und allerlei andere Ingredienzien von einem der
Raͤuber empfing, der der Kuͤchen- und Keller¬
meiſter der Bande zu ſeyn ſchien. Der Knecht
mußte den Tiſch decken und das Geſchirr herbei¬
bringen. Er nahm den Augenblick wahr und
ſchlich ſich fort zu ſeiner Frau in die Kuͤche.
„Ach wißt ihr wol,“ fing er voller Entſetzen an,
„was fuͤr eine That die Raͤuber in dieſer Nacht
veruͤbt haben? Nach langer Abweſenheit und
nach langer Vorbereitung haben ſie vor etlichen
Stunden das Schloß des Herrn Grafen von
Vach uͤberfallen, und nach tapferer Gegenwehr
mehrere ſeiner Leute und ihn ſelbſt getoͤdtet, das
Schloß aber angezuͤndet.“ Giorgina ſchrie un¬
aufhoͤrlich: „ach mein Mann, wenn mein Mann
nur auf dem Schloſſe geweſen waͤre — Ach, der
arme Herr!“ — Die Raͤuber tobten und ſangen

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[144/0152] res Stuͤck Arbeit vollbracht, das aber herrlich, gelungen ſei. Zitternd und bebend machte Gior¬ gina in der Kuͤche ein großes Feuer an und bereitete das Mahl, wozu ſie Wildpret, Wein und allerlei andere Ingredienzien von einem der Raͤuber empfing, der der Kuͤchen- und Keller¬ meiſter der Bande zu ſeyn ſchien. Der Knecht mußte den Tiſch decken und das Geſchirr herbei¬ bringen. Er nahm den Augenblick wahr und ſchlich ſich fort zu ſeiner Frau in die Kuͤche. „Ach wißt ihr wol,“ fing er voller Entſetzen an, „was fuͤr eine That die Raͤuber in dieſer Nacht veruͤbt haben? Nach langer Abweſenheit und nach langer Vorbereitung haben ſie vor etlichen Stunden das Schloß des Herrn Grafen von Vach uͤberfallen, und nach tapferer Gegenwehr mehrere ſeiner Leute und ihn ſelbſt getoͤdtet, das Schloß aber angezuͤndet.“ Giorgina ſchrie un¬ aufhoͤrlich: „ach mein Mann, wenn mein Mann nur auf dem Schloſſe geweſen waͤre — Ach, der arme Herr!“ — Die Raͤuber tobten und ſangen unter¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/152>, abgerufen am 30.04.2024.