lung gab ihr Kräfte, sie floh aus dem Zimmer in den Hof und schrie laut: "Georg! -- Georg!" Da antwortete es mit matter kläglicher Stimme vom Bodenfenster herab: "Mutter, ach liebe Mut¬ ter, bist Du denn da? Komm herauf zu mir! mich hungert sehr!" -- Schnell sprang jetzt Giorgina hinauf und fand den Kleinen, der vor Angst bei dem Lärm im Hause in die Bodenkam¬ mer gekrochen war und nicht gewagt hatte her¬ auszukommen. Mit Entzücken drückte Giorgi¬ na den Kleinen an die Brust. Sie verschloß das Haus und wartete nun von Stunde zu Stunde in der Bodenkammer auf Andres, den sie auch verloren glaubte. Der Knabe hatte von oben herab gesehen, wie mehrere Männer ins Haus gingen und mit Denner'n einen todten Menschen heraustrugen. -- Endlich bemerkte auch Giorgina das Geld und die schönen Sachen, die Andres mitgebracht hatte. "Ach, so ist es doch wahr?" schrie sie entsetzt auf, "so bist Du doch" -- Andres ließ sie nicht ausreden, son¬
lung gab ihr Kraͤfte, ſie floh aus dem Zimmer in den Hof und ſchrie laut: „Georg! — Georg!“ Da antwortete es mit matter klaͤglicher Stimme vom Bodenfenſter herab: „Mutter, ach liebe Mut¬ ter, biſt Du denn da? Komm herauf zu mir! mich hungert ſehr!“ — Schnell ſprang jetzt Giorgina hinauf und fand den Kleinen, der vor Angſt bei dem Laͤrm im Hauſe in die Bodenkam¬ mer gekrochen war und nicht gewagt hatte her¬ auszukommen. Mit Entzuͤcken druͤckte Giorgi¬ na den Kleinen an die Bruſt. Sie verſchloß das Haus und wartete nun von Stunde zu Stunde in der Bodenkammer auf Andres, den ſie auch verloren glaubte. Der Knabe hatte von oben herab geſehen, wie mehrere Maͤnner ins Haus gingen und mit Denner'n einen todten Menſchen heraustrugen. — Endlich bemerkte auch Giorgina das Geld und die ſchoͤnen Sachen, die Andres mitgebracht hatte. „Ach, ſo iſt es doch wahr?“ ſchrie ſie entſetzt auf, „ſo biſt Du doch“ — Andres ließ ſie nicht ausreden, ſon¬
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lung gab ihr Kraͤfte, ſie floh aus dem Zimmer in
den Hof und ſchrie laut: „Georg! — Georg!“
Da antwortete es mit matter klaͤglicher Stimme
vom Bodenfenſter herab: „Mutter, ach liebe Mut¬
ter, biſt Du denn da? Komm herauf zu mir!
mich hungert ſehr!“ — Schnell ſprang jetzt
Giorgina hinauf und fand den Kleinen, der vor
Angſt bei dem Laͤrm im Hauſe in die Bodenkam¬
mer gekrochen war und nicht gewagt hatte her¬
auszukommen. Mit Entzuͤcken druͤckte Giorgi¬
na den Kleinen an die Bruſt. Sie verſchloß
das Haus und wartete nun von Stunde zu
Stunde in der Bodenkammer auf Andres, den
ſie auch verloren glaubte. Der Knabe hatte von
oben herab geſehen, wie mehrere Maͤnner ins
Haus gingen und mit Denner'n einen todten
Menſchen heraustrugen. — Endlich bemerkte auch
Giorgina das Geld und die ſchoͤnen Sachen,
die Andres mitgebracht hatte. „Ach, ſo iſt es
doch wahr?“ ſchrie ſie entſetzt auf, „ſo biſt Du
doch“ — Andres ließ ſie nicht ausreden, ſon¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/157>, abgerufen am 01.05.2024.
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