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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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von der Dennerschen Bande verübten Raub¬
mordes, da er zu eben derselben Zeit in Frankfurt
gewesen sei. Jetzt öffneten sich die Thüren des
Gerichtssaals und der abscheuliche Denner wur¬
de hereingeführt. Als er den Andres erblickte,
lachte er auf in teuflischem Hohn und sprach:
"Nun, Kamerad, hast Du Dich auch erwischen las¬
sen? Hat Dir Deines Weibes Gebet denn nicht
herausgeholfen?" Die Richter forderten Den¬
ner'n auf, sein Bekenntniß Rücksichts des An¬
dres zu wiederholen und er sagte aus, daß eben
der Vachsche Revierjäger Andres, der jetzt vor
ihm stehe, schon seit fünf Jahren mit ihm ver¬
bunden und das Jägerhaus sein bester und sicher¬
ster Schlupfwinkel gewesen sei. Andres habe
immer den ihm gebührenden Antheil vom Raube
erhalten, wiewol er nur zweimal thätig bei den
Räubereien mitgewirkt. Einmahl nehmlich bei
der Beraubung des Pachters, wo er ihn, den
Denner, aus der dringendsten Gefahr errettet,
und dann bei dem Unternehmen gegen den Gra¬

von der Dennerſchen Bande veruͤbten Raub¬
mordes, da er zu eben derſelben Zeit in Frankfurt
geweſen ſei. Jetzt oͤffneten ſich die Thuͤren des
Gerichtsſaals und der abſcheuliche Denner wur¬
de hereingefuͤhrt. Als er den Andres erblickte,
lachte er auf in teufliſchem Hohn und ſprach:
„Nun, Kamerad, haſt Du Dich auch erwiſchen laſ¬
ſen? Hat Dir Deines Weibes Gebet denn nicht
herausgeholfen?“ Die Richter forderten Den¬
ner'n auf, ſein Bekenntniß Ruͤckſichts des An¬
dres zu wiederholen und er ſagte aus, daß eben
der Vachſche Revierjaͤger Andres, der jetzt vor
ihm ſtehe, ſchon ſeit fuͤnf Jahren mit ihm ver¬
bunden und das Jaͤgerhaus ſein beſter und ſicher¬
ſter Schlupfwinkel geweſen ſei. Andres habe
immer den ihm gebuͤhrenden Antheil vom Raube
erhalten, wiewol er nur zweimal thaͤtig bei den
Raͤubereien mitgewirkt. Einmahl nehmlich bei
der Beraubung des Pachters, wo er ihn, den
Denner, aus der dringendſten Gefahr errettet,
und dann bei dem Unternehmen gegen den Gra¬

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[154/0162] von der Dennerſchen Bande veruͤbten Raub¬ mordes, da er zu eben derſelben Zeit in Frankfurt geweſen ſei. Jetzt oͤffneten ſich die Thuͤren des Gerichtsſaals und der abſcheuliche Denner wur¬ de hereingefuͤhrt. Als er den Andres erblickte, lachte er auf in teufliſchem Hohn und ſprach: „Nun, Kamerad, haſt Du Dich auch erwiſchen laſ¬ ſen? Hat Dir Deines Weibes Gebet denn nicht herausgeholfen?“ Die Richter forderten Den¬ ner'n auf, ſein Bekenntniß Ruͤckſichts des An¬ dres zu wiederholen und er ſagte aus, daß eben der Vachſche Revierjaͤger Andres, der jetzt vor ihm ſtehe, ſchon ſeit fuͤnf Jahren mit ihm ver¬ bunden und das Jaͤgerhaus ſein beſter und ſicher¬ ſter Schlupfwinkel geweſen ſei. Andres habe immer den ihm gebuͤhrenden Antheil vom Raube erhalten, wiewol er nur zweimal thaͤtig bei den Raͤubereien mitgewirkt. Einmahl nehmlich bei der Beraubung des Pachters, wo er ihn, den Denner, aus der dringendſten Gefahr errettet, und dann bei dem Unternehmen gegen den Gra¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/162>, abgerufen am 01.05.2024.