Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

Gefängnisses wirklich noch einige von der Bande
ertappt und aufgegriffen wurden, hatte jedoch den
wohlthätigen Einfluß auf ihn, daß er aus dem
unterirdischen Kerker, in den er gesperrt gewesen,
herausgenommen wurde, und eine lichte Gefäng¬
nißstube neben der Wohnung des Gefangenwärters
erhielt. Da brachte er seine Zeit mit Gedanken
an sein treues Weib, an seinen Knaben, und mit
gottseligen Betrachtungen hin, und bald fühlte
er sich ermuthigt, das Leben auch auf schmerzliche
Weise, wie eine Bürde, abzuwerfen. Nicht genug
konnte sich der Gefangenwärter über den from¬
men Verbrecher wundern und er mußte nothge¬
drungen beinahe an seine Unschuld glauben.

Endlich, nachdem beinahe noch ein Jahr ver¬
flossen, war der schwierige verwickelte Prozeß
wider Denner und seine Mitschuldigen geschlos¬
sen. Es hatte sich gefunden, daß die Bande bis
an die Gränze von Italien ausgebreitet war und
schon seit geraumer Zeit überall raubte und mor¬
dete. Denner sollte gehängt, und dann sein

Gefaͤngniſſes wirklich noch einige von der Bande
ertappt und aufgegriffen wurden, hatte jedoch den
wohlthaͤtigen Einfluß auf ihn, daß er aus dem
unterirdiſchen Kerker, in den er geſperrt geweſen,
herausgenommen wurde, und eine lichte Gefaͤng¬
nißſtube neben der Wohnung des Gefangenwaͤrters
erhielt. Da brachte er ſeine Zeit mit Gedanken
an ſein treues Weib, an ſeinen Knaben, und mit
gottſeligen Betrachtungen hin, und bald fuͤhlte
er ſich ermuthigt, das Leben auch auf ſchmerzliche
Weiſe, wie eine Buͤrde, abzuwerfen. Nicht genug
konnte ſich der Gefangenwaͤrter uͤber den from¬
men Verbrecher wundern und er mußte nothge¬
drungen beinahe an ſeine Unſchuld glauben.

Endlich, nachdem beinahe noch ein Jahr ver¬
floſſen, war der ſchwierige verwickelte Prozeß
wider Denner und ſeine Mitſchuldigen geſchloſ¬
ſen. Es hatte ſich gefunden, daß die Bande bis
an die Graͤnze von Italien ausgebreitet war und
ſchon ſeit geraumer Zeit uͤberall raubte und mor¬
dete. Denner ſollte gehaͤngt, und dann ſein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0174" n="166"/>
Gefa&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;es wirklich noch einige von der Bande<lb/>
ertappt und aufgegriffen wurden, hatte jedoch den<lb/>
wohltha&#x0364;tigen Einfluß auf ihn, daß er aus dem<lb/>
unterirdi&#x017F;chen Kerker, in den er ge&#x017F;perrt gewe&#x017F;en,<lb/>
herausgenommen wurde, und eine lichte Gefa&#x0364;ng¬<lb/>
niß&#x017F;tube neben der Wohnung des Gefangenwa&#x0364;rters<lb/>
erhielt. Da brachte er &#x017F;eine Zeit mit Gedanken<lb/>
an &#x017F;ein treues Weib, an &#x017F;einen Knaben, und mit<lb/>
gott&#x017F;eligen Betrachtungen hin, und bald fu&#x0364;hlte<lb/>
er &#x017F;ich <choice><sic>ermuthig</sic><corr>ermuthigt</corr></choice>, das Leben auch auf &#x017F;chmerzliche<lb/>
Wei&#x017F;e, wie eine Bu&#x0364;rde, abzuwerfen. Nicht genug<lb/>
konnte &#x017F;ich der Gefangenwa&#x0364;rter u&#x0364;ber den from¬<lb/>
men Verbrecher wundern und er mußte nothge¬<lb/>
drungen beinahe an &#x017F;eine Un&#x017F;chuld glauben.</p><lb/>
        <p>Endlich, nachdem beinahe noch ein Jahr ver¬<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;en, war der &#x017F;chwierige verwickelte Prozeß<lb/>
wider <hi rendition="#g">Denner</hi> und &#x017F;eine Mit&#x017F;chuldigen ge&#x017F;chlo&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en. Es hatte &#x017F;ich gefunden, daß die Bande bis<lb/>
an die Gra&#x0364;nze von Italien ausgebreitet war und<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;eit geraumer Zeit u&#x0364;berall raubte und mor¬<lb/>
dete. <hi rendition="#g">Denner</hi> &#x017F;ollte geha&#x0364;ngt, und dann &#x017F;ein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0174] Gefaͤngniſſes wirklich noch einige von der Bande ertappt und aufgegriffen wurden, hatte jedoch den wohlthaͤtigen Einfluß auf ihn, daß er aus dem unterirdiſchen Kerker, in den er geſperrt geweſen, herausgenommen wurde, und eine lichte Gefaͤng¬ nißſtube neben der Wohnung des Gefangenwaͤrters erhielt. Da brachte er ſeine Zeit mit Gedanken an ſein treues Weib, an ſeinen Knaben, und mit gottſeligen Betrachtungen hin, und bald fuͤhlte er ſich ermuthigt, das Leben auch auf ſchmerzliche Weiſe, wie eine Buͤrde, abzuwerfen. Nicht genug konnte ſich der Gefangenwaͤrter uͤber den from¬ men Verbrecher wundern und er mußte nothge¬ drungen beinahe an ſeine Unſchuld glauben. Endlich, nachdem beinahe noch ein Jahr ver¬ floſſen, war der ſchwierige verwickelte Prozeß wider Denner und ſeine Mitſchuldigen geſchloſ¬ ſen. Es hatte ſich gefunden, daß die Bande bis an die Graͤnze von Italien ausgebreitet war und ſchon ſeit geraumer Zeit uͤberall raubte und mor¬ dete. Denner ſollte gehaͤngt, und dann ſein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/174
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/174>, abgerufen am 01.05.2024.