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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Fünften Abhandlung
Uran. Wer wird gelücklich doch auf dieser Welt erkennt/
Nachdem sich bleicher Neid der Tugend Feindin nennt.
Car. Hätt ich zu solcher Zeit als ich durch Lust gerühret/
Die Muse von Elid auf Argos zugeführet;
Mich in der Lieder-Kunst so wohl begabt gewust/
Als ich den Trauer-Zug gefühlet in der Brust/
So hätt ich meinen Fürst nach Schuldigkeit zu ehren/
Die Welt ein solches Lied gewißlich lassen hören/
Daß er auf den Achill/ und den Maeonschen Schein/
Wie groß er immer ist/ nicht dörffte neidisch seyn.
Und du mein Vaterland/ dich solte mein Erthönen
Durch einen neuen Krantz als Schwanen-Mutter krönen:
O Land/ das Schwanen zeugt/ berühmt durch Noth und Leid/
Wie sind die Tichter doch gedruckt zu dieser Zeit!
Die Schwanen lieben Ruh und zuckerreiche Speisen/
Sie hassen dicke Lufft: dem Pindo zuzureisen/
So muß man nicht beschwert mit scharffen Sorgen gehn:
Dem das Verhängnis stets gedenckt zu widerstehn/
Der wird der Lieder-Kunst sich gantz ümsonst bemühen/
Und den das Ungemach nur heist zu Felde ziehen
Dem mangelt Lust und Klang. Jtzt lockt die Zeit mich an
Zu schauen/ ob ich nicht Mirtillo finden kan/
Wiewol ich nun alhier und unter meinen Füssen
Mein schön Arcadien fast werde suchen müssen/
So hat es sich verkehrt; doch komm/ und scheu dich nicht/
Weil dem/ der sprechen kan/ der Führer nicht gebricht.
Es scheint/ die Müdigkeit wil deinen Fuß beschleichen/
Getrost! wir werden bald ein füglich Hauß erreichen.


An-
Der Fuͤnften Abhandlung
Uran. Wer wird geluͤcklich doch auf dieſer Welt erkennt/
Nachdem ſich bleicher Neid der Tugend Feindin nennt.
Car. Haͤtt ich zu ſolcher Zeit als ich durch Luſt geruͤhret/
Die Muſe von Elid auf Argos zugefuͤhret;
Mich in der Lieder-Kunſt ſo wohl begabt gewuſt/
Als ich den Trauer-Zug gefuͤhlet in der Bruſt/
So haͤtt ich meinen Fuͤrſt nach Schuldigkeit zu ehren/
Die Welt ein ſolches Lied gewißlich laſſen hoͤren/
Daß er auf den Achill/ und den Mæonſchen Schein/
Wie groß er immer iſt/ nicht doͤrffte neidiſch ſeyn.
Und du mein Vaterland/ dich ſolte mein Erthoͤnen
Durch einen neuen Krantz als Schwanen-Mutter kroͤnen:
O Land/ das Schwanen zeugt/ beruͤhmt durch Noth und Leid/
Wie ſind die Tichter doch gedruckt zu dieſer Zeit!
Die Schwanen lieben Ruh und zuckerreiche Speiſen/
Sie haſſen dicke Lufft: dem Pindo zuzureiſen/
So muß man nicht beſchwert mit ſcharffen Sorgen gehn:
Dem das Verhaͤngnis ſtets gedenckt zu widerſtehn/
Der wird der Lieder-Kunſt ſich gantz uͤmſonſt bemuͤhen/
Und den das Ungemach nur heiſt zu Felde ziehen
Dem mangelt Luſt und Klang. Jtzt lockt die Zeit mich an
Zu ſchauen/ ob ich nicht Mirtillo finden kan/
Wiewol ich nun alhier und unter meinen Fuͤſſen
Mein ſchoͤn Arcadien faſt werde ſuchen muͤſſen/
So hat es ſich verkehrt; doch komm/ und ſcheu dich nicht/
Weil dem/ der ſprechen kan/ der Fuͤhrer nicht gebricht.
Es ſcheint/ die Muͤdigkeit wil deinen Fuß beſchleichen/
Getroſt! wir werden bald ein fuͤglich Hauß erreichen.


An-
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[162/0208] Der Fuͤnften Abhandlung Uran. Wer wird geluͤcklich doch auf dieſer Welt erkennt/ Nachdem ſich bleicher Neid der Tugend Feindin nennt. Car. Haͤtt ich zu ſolcher Zeit als ich durch Luſt geruͤhret/ Die Muſe von Elid auf Argos zugefuͤhret; Mich in der Lieder-Kunſt ſo wohl begabt gewuſt/ Als ich den Trauer-Zug gefuͤhlet in der Bruſt/ So haͤtt ich meinen Fuͤrſt nach Schuldigkeit zu ehren/ Die Welt ein ſolches Lied gewißlich laſſen hoͤren/ Daß er auf den Achill/ und den Mæonſchen Schein/ Wie groß er immer iſt/ nicht doͤrffte neidiſch ſeyn. Und du mein Vaterland/ dich ſolte mein Erthoͤnen Durch einen neuen Krantz als Schwanen-Mutter kroͤnen: O Land/ das Schwanen zeugt/ beruͤhmt durch Noth und Leid/ Wie ſind die Tichter doch gedruckt zu dieſer Zeit! Die Schwanen lieben Ruh und zuckerreiche Speiſen/ Sie haſſen dicke Lufft: dem Pindo zuzureiſen/ So muß man nicht beſchwert mit ſcharffen Sorgen gehn: Dem das Verhaͤngnis ſtets gedenckt zu widerſtehn/ Der wird der Lieder-Kunſt ſich gantz uͤmſonſt bemuͤhen/ Und den das Ungemach nur heiſt zu Felde ziehen Dem mangelt Luſt und Klang. Jtzt lockt die Zeit mich an Zu ſchauen/ ob ich nicht Mirtillo finden kan/ Wiewol ich nun alhier und unter meinen Fuͤſſen Mein ſchoͤn Arcadien faſt werde ſuchen muͤſſen/ So hat es ſich verkehrt; doch komm/ und ſcheu dich nicht/ Weil dem/ der ſprechen kan/ der Fuͤhrer nicht gebricht. Es ſcheint/ die Muͤdigkeit wil deinen Fuß beſchleichen/ Getroſt! wir werden bald ein fuͤglich Hauß erreichen. An-

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/208>, abgerufen am 29.04.2024.