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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Fünften Abhandlung
Der hier auf dem Altar die Göttin soll bestillen?
Mont. Ach ja! du triffst itzt ein/
Jch bin Vater eines Sohnes/ der itzt stirbt aus freyem Willen.
Tir. Dessen treuen Schäfers Vater/ der vor andrer Leben stirbt?
Mont. Dessen/ der vor andrer Leben ungezwungen itzt verdirbt/
Und dem verwehrt zu leben/
Der ihm das Leben hat gegeben.
Tir. Sol ich dir glauben/ wie?
Mont. Hier wirstu Zeugen finden.
Car. Er sagt/ was sich der Warheit nach gebühret.
Tir. Wer ist der/ so sich wil zu zeugen unterwinden?
Car. Carino, tritt zum Zeugnis itzt herfür/
Von dem bis auf die Stund alhier/
Ein ieder hat müssen bekennen/
Daß er des Jünglings Vater sey.
Tir. Jst dieses wol das Kind/ so dir
Der Fluß entführet?
Mont. Tirenio, du sagst es frey.
Tir. Wilstu dich dann dessentwegen einen armen Vater nennen?
Wie liegt doch unser Geist in Jrrthums-trüber Nacht/
Wie wird die Seele doch so leichtlich blind gemacht/
Wann gröste Sonne du/ die unser trübes Leben
Allein erleuchten kan/ ihr nicht wilst Klarheit geben.
Das Theil/ so hier in uns verstehet/ weiß und denckt/
Das wird uns aus der Hand von oben her geschenckt.
Es ist nicht unser Werck/ es ist des Himmels Stücke/
Der giebt es/ wenn er wil/ und nimt es auch zurücke.
Montan, ich bin zwar blind von Augen und Gesichte;
Doch bistu blinder von Gemüthe;
Welch Geist doch/ welcher Zauberey
Steht dir itzund im Lichte/
(Jst es wahr/ daß dieser Jüngling dir ein Sohn ist von Geblüte)
Daß du nicht kanst erkiesen/
Daß deine Wohlfahrt nun gantz unvergleichlich sey/
Und die Götter keinen Vater mehr Gelück/ als dir/ erwiesen.
Schau doch das grosse Geheimnis itzt an/
So nichts als nur ihm selbst sich recht vergleichen kan/
Und das Verhängnis mir bisher verborgen hielt:
Schau/ schau/ den grossen Tag/
Den
Der Fuͤnften Abhandlung
Der hier auf dem Altar die Goͤttin ſoll beſtillen?
Mont. Ach ja! du triffſt itzt ein/
Jch bin Vater eines Sohnes/ der itzt ſtirbt aus freyem Willen.
Tir. Deſſen treuen Schaͤfers Vater/ der vor andrer Leben ſtirbt?
Mont. Deſſen/ der vor andrer Leben ungezwungen itzt verdirbt/
Und dem verwehrt zu leben/
Der ihm das Leben hat gegeben.
Tir. Sol ich dir glauben/ wie?
Mont. Hier wirſtu Zeugen finden.
Car. Er ſagt/ was ſich der Warheit nach gebuͤhret.
Tir. Wer iſt der/ ſo ſich wil zu zeugen unterwinden?
Car. Carino, tritt zum Zeugnis itzt herfuͤr/
Von dem bis auf die Stund alhier/
Ein ieder hat muͤſſen bekennen/
Daß er des Juͤnglings Vater ſey.
Tir. Jſt dieſes wol das Kind/ ſo dir
Der Fluß entfuͤhret?
Mont. Tirenio, du ſagſt es frey.
Tir. Wilſtu dich dann deſſentwegen einen armen Vater nennen?
Wie liegt doch unſer Geiſt in Jrrthums-truͤber Nacht/
Wie wird die Seele doch ſo leichtlich blind gemacht/
Wann groͤſte Sonne du/ die unſer truͤbes Leben
Allein erleuchten kan/ ihr nicht wilſt Klarheit geben.
Das Theil/ ſo hier in uns verſtehet/ weiß und denckt/
Das wird uns aus der Hand von oben her geſchenckt.
Es iſt nicht unſer Werck/ es iſt des Himmels Stuͤcke/
Der giebt es/ wenn er wil/ und nimt es auch zuruͤcke.
Montan, ich bin zwar blind von Augen und Geſichte;
Doch biſtu blinder von Gemuͤthe;
Welch Geiſt doch/ welcher Zauberey
Steht dir itzund im Lichte/
(Jſt es wahr/ daß dieſer Juͤngling dir ein Sohn iſt von Gebluͤte)
Daß du nicht kanſt erkieſen/
Daß deine Wohlfahrt nun gantz unvergleichlich ſey/
Und die Goͤtter keinen Vater mehr Geluͤck/ als dir/ erwieſen.
Schau doch das groſſe Geheimnis itzt an/
So nichts als nur ihm ſelbſt ſich recht vergleichen kan/
Und das Verhaͤngnis mir bisher verborgen hielt:
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[188/0234] Der Fuͤnften Abhandlung Der hier auf dem Altar die Goͤttin ſoll beſtillen? Mont. Ach ja! du triffſt itzt ein/ Jch bin Vater eines Sohnes/ der itzt ſtirbt aus freyem Willen. Tir. Deſſen treuen Schaͤfers Vater/ der vor andrer Leben ſtirbt? Mont. Deſſen/ der vor andrer Leben ungezwungen itzt verdirbt/ Und dem verwehrt zu leben/ Der ihm das Leben hat gegeben. Tir. Sol ich dir glauben/ wie? Mont. Hier wirſtu Zeugen finden. Car. Er ſagt/ was ſich der Warheit nach gebuͤhret. Tir. Wer iſt der/ ſo ſich wil zu zeugen unterwinden? Car. Carino, tritt zum Zeugnis itzt herfuͤr/ Von dem bis auf die Stund alhier/ Ein ieder hat muͤſſen bekennen/ Daß er des Juͤnglings Vater ſey. Tir. Jſt dieſes wol das Kind/ ſo dir Der Fluß entfuͤhret? Mont. Tirenio, du ſagſt es frey. Tir. Wilſtu dich dann deſſentwegen einen armen Vater nennen? Wie liegt doch unſer Geiſt in Jrrthums-truͤber Nacht/ Wie wird die Seele doch ſo leichtlich blind gemacht/ Wann groͤſte Sonne du/ die unſer truͤbes Leben Allein erleuchten kan/ ihr nicht wilſt Klarheit geben. Das Theil/ ſo hier in uns verſtehet/ weiß und denckt/ Das wird uns aus der Hand von oben her geſchenckt. Es iſt nicht unſer Werck/ es iſt des Himmels Stuͤcke/ Der giebt es/ wenn er wil/ und nimt es auch zuruͤcke. Montan, ich bin zwar blind von Augen und Geſichte; Doch biſtu blinder von Gemuͤthe; Welch Geiſt doch/ welcher Zauberey Steht dir itzund im Lichte/ (Jſt es wahr/ daß dieſer Juͤngling dir ein Sohn iſt von Gebluͤte) Daß du nicht kanſt erkieſen/ Daß deine Wohlfahrt nun gantz unvergleichlich ſey/ Und die Goͤtter keinen Vater mehr Geluͤck/ als dir/ erwieſen. Schau doch das groſſe Geheimnis itzt an/ So nichts als nur ihm ſelbſt ſich recht vergleichen kan/ Und das Verhaͤngnis mir bisher verborgen hielt: Schau/ ſchau/ den groſſen Tag/ Den

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/234>, abgerufen am 29.04.2024.