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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Sechster Auftritt.
Den man unter Blut und Thränen furchtsam zu vermuthen pflag.
Und uns nunmehr den grossen Jammer stillt.
Montano, schlaffen deine Sinnen?
Kehre doch in dich:
Bistu denn der/ so hier alleine sich
Des berühmten Orakels gäntzlich nicht erinnern wil.
Wann war es doch/ daß dir desselben Spruch entfiel?
Der Spruch/ den ja das gantze Land
Stets unverruckt befand/
Jn Hertz und Seele sitzen.
Was wilstu doch beginnen/
Weistu nichts davon?
Wird dich dann nicht das angenehme Blitzen/
Damit dich unverhofft bestrahlt dein lieber Sohn/
Des himmlischen Donners erinneren können?
Es weichet/ ach! die süssen Freuden-Zähren/
Die wollen mir das Reden fast erwehren:
"Es weichet eher nicht des Landes schwere Last/
"Bis daß zwey himmlische der Liebe Band verfasst/
"Bis eines Schäfers Treu wird gut zu machen wissen/
"Was sich ein falsches Weib zu stören hat beflissen.
So sage nun Montan,
Komt der Schäfer nicht/
Von welchem Meldung hier geschicht/
Vom Himmel her/ weil er von dir gebohren?
Jst nicht auch aus Himmels Zeugen Amarillis zugericht?
Wer hat sie nun verfasst und so zusammen bracht:
Hat es die Liebe nicht gethan?
Silvio war durch der Eltern Macht
Der Amarillis zwar zum Bräutigam erkohren/
Doch die Liebe wuste nicht diese Leute zu verfassen/
Weil sich niemals Haß und Gunst eigentlich verknüpffen lassen.
Dis/ was nun ferner hier vom treuen Schäfer steht/
Befind sich/ daß es klar auf dem Mirtillo geht?
Denn wer hat nach dem Amintas irgend eine Treu geschaut/
Die sich wohl dieser zu gleichen getraut?
Keiner hat/ nach dem Amintas, wie Mirtillo, wollen sterben/
Und frey vor die/ so er geliebt/ verderben!
Die-
Sechſter Auftritt.
Den man unter Blut und Thraͤnen furchtſam zu vermuthen pflag.
Und uns nunmehr den groſſen Jammer ſtillt.
Montano, ſchlaffen deine Sinnen?
Kehre doch in dich:
Biſtu denn der/ ſo hier alleine ſich
Des beruͤhmten Orakels gaͤntzlich nicht erinnern wil.
Wann war es doch/ daß dir deſſelben Spruch entfiel?
Der Spruch/ den ja das gantze Land
Stets unverruckt befand/
Jn Hertz und Seele ſitzen.
Was wilſtu doch beginnen/
Weiſtu nichts davon?
Wird dich dann nicht das angenehme Blitzen/
Damit dich unverhofft beſtrahlt dein lieber Sohn/
Des himmliſchen Donners erinneren koͤnnen?
Es weichet/ ach! die ſuͤſſen Freuden-Zaͤhren/
Die wollen mir das Reden faſt erwehren:
„Es weichet eher nicht des Landes ſchwere Laſt/
„Bis daß zwey himmliſche der Liebe Band verfaſſt/
„Bis eines Schaͤfers Treu wird gut zu machen wiſſen/
„Was ſich ein falſches Weib zu ſtoͤren hat befliſſen.
So ſage nun Montan,
Komt der Schaͤfer nicht/
Von welchem Meldung hier geſchicht/
Vom Himmel her/ weil er von dir gebohren?
Jſt nicht auch aus Himmels Zeugen Amarillis zugericht?
Wer hat ſie nun verfaſſt und ſo zuſammen bracht:
Hat es die Liebe nicht gethan?
Silvio war durch der Eltern Macht
Der Amarillis zwar zum Braͤutigam erkohren/
Doch die Liebe wuſte nicht dieſe Leute zu verfaſſen/
Weil ſich niemals Haß und Gunſt eigentlich verknuͤpffen laſſen.
Dis/ was nun ferner hier vom treuen Schaͤfer ſteht/
Befind ſich/ daß es klar auf dem Mirtillo geht?
Denn wer hat nach dem Amintas irgend eine Treu geſchaut/
Die ſich wohl dieſer zu gleichen getraut?
Keiner hat/ nach dem Amintas, wie Mirtillo, wollen ſterben/
Und frey vor die/ ſo er geliebt/ verderben!
Die-
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[189/0235] Sechſter Auftritt. Den man unter Blut und Thraͤnen furchtſam zu vermuthen pflag. Und uns nunmehr den groſſen Jammer ſtillt. Montano, ſchlaffen deine Sinnen? Kehre doch in dich: Biſtu denn der/ ſo hier alleine ſich Des beruͤhmten Orakels gaͤntzlich nicht erinnern wil. Wann war es doch/ daß dir deſſelben Spruch entfiel? Der Spruch/ den ja das gantze Land Stets unverruckt befand/ Jn Hertz und Seele ſitzen. Was wilſtu doch beginnen/ Weiſtu nichts davon? Wird dich dann nicht das angenehme Blitzen/ Damit dich unverhofft beſtrahlt dein lieber Sohn/ Des himmliſchen Donners erinneren koͤnnen? Es weichet/ ach! die ſuͤſſen Freuden-Zaͤhren/ Die wollen mir das Reden faſt erwehren: „Es weichet eher nicht des Landes ſchwere Laſt/ „Bis daß zwey himmliſche der Liebe Band verfaſſt/ „Bis eines Schaͤfers Treu wird gut zu machen wiſſen/ „Was ſich ein falſches Weib zu ſtoͤren hat befliſſen. So ſage nun Montan, Komt der Schaͤfer nicht/ Von welchem Meldung hier geſchicht/ Vom Himmel her/ weil er von dir gebohren? Jſt nicht auch aus Himmels Zeugen Amarillis zugericht? Wer hat ſie nun verfaſſt und ſo zuſammen bracht: Hat es die Liebe nicht gethan? Silvio war durch der Eltern Macht Der Amarillis zwar zum Braͤutigam erkohren/ Doch die Liebe wuſte nicht dieſe Leute zu verfaſſen/ Weil ſich niemals Haß und Gunſt eigentlich verknuͤpffen laſſen. Dis/ was nun ferner hier vom treuen Schaͤfer ſteht/ Befind ſich/ daß es klar auf dem Mirtillo geht? Denn wer hat nach dem Amintas irgend eine Treu geſchaut/ Die ſich wohl dieſer zu gleichen getraut? Keiner hat/ nach dem Amintas, wie Mirtillo, wollen ſterben/ Und frey vor die/ ſo er geliebt/ verderben! Die-

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/235>, abgerufen am 29.04.2024.