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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Fünften Abhandlung
Nachdem er nun die Saat so Eisenkräutigt trägt/
Wie auch tausend Golden-Wurtzel neben dem hinzu gelegt/
So ward ein Pflaster draus. Als dis den Schuß berührt/
So hat Dorinda bald Verbesserung gespührt.
Das Blut begunte sich zu stillen/
Das Eisen gieng heraus nach unsrem Wunsch und Willen.
Und die Warheit recht zu sagen/ so war da nicht viel Gefahr/
Weil nur durch das blosse Fleisch dieser Schuß gegangen war.
Cor. O Kraut/ voll reicher Wunderkrafft!
Doch Nymfe/ reicher an Gelücke.
Linco. Die besten Wunderstücke
Sind hier leichter zu vermuthen/ als nach Würden auszusprechen/
Gewiß/ Dorind ist itzt mit keiner Noth behafft/
Sie kan nach Willen und Begehren
Sich auf alle Seiten kehren/
Und weiß nichts mehr von vorigem Gebrechen.
Jch weiß/ Corisca fällt mir bey/
Daß an mehr als einem Schaden sie anitzt geheilet sey.
Doch/ wie Dorinda must an vielen Wunden leiden/
So sind die Waffen auch sehr unterscheiden.
Denn eine Wunde liegt gefühlt mit eitel Pein/
Die ander heist die Lust des Schmertzens Nachbar seyn;
Die eine läst sich noch mit vielen Häfften heilen/
Die andre wird ein Hafft nur mehr von sammen theilen:
Und dieser so mit Treffen und Verwunden/
Als er noch Jäger war sich stetig hat geübt/
Hatt auch itzt als er verliebt
Jn der Verletzung noch die beste Lust gefunden.
Cor. So muß ich ja erfahren/
Daß auch bey grauen Haaren
Dem Linco nicht der Liebes-Zug gebricht.
Linc. Ach! Corisca, glaub es mir/
Linco hat zwar guten Willen/ doch die besten Kräffte nicht.
Dis schwer ich daß alhier/
Unter dieser alten Haut/
Die frische Regung noch zu grünen ihr getraut.
Cor. Weil Amarillis nun ist auf die Seite bracht/
So muß ich sehn was mein Mirtillo macht.
Achter
Der Fuͤnften Abhandlung
Nachdem er nun die Saat ſo Eiſenkraͤutigt traͤgt/
Wie auch tauſend Golden-Wurtzel neben dem hinzu gelegt/
So ward ein Pflaſter draus. Als dis den Schuß beruͤhrt/
So hat Dorinda bald Verbeſſerung geſpuͤhrt.
Das Blut begunte ſich zu ſtillen/
Das Eiſen gieng heraus nach unſrem Wunſch und Willen.
Und die Warheit recht zu ſagen/ ſo war da nicht viel Gefahr/
Weil nur durch das bloſſe Fleiſch dieſer Schuß gegangen war.
Cor. O Kraut/ voll reicher Wunderkrafft!
Doch Nymfe/ reicher an Geluͤcke.
Linco. Die beſten Wunderſtuͤcke
Sind hier leichter zu vermuthen/ als nach Wuͤrden auszuſprechen/
Gewiß/ Dorind iſt itzt mit keiner Noth behafft/
Sie kan nach Willen und Begehren
Sich auf alle Seiten kehren/
Und weiß nichts mehr von vorigem Gebrechen.
Jch weiß/ Coriſca faͤllt mir bey/
Daß an mehr als einem Schaden ſie anitzt geheilet ſey.
Doch/ wie Dorinda muſt an vielen Wunden leiden/
So ſind die Waffen auch ſehr unterſcheiden.
Denn eine Wunde liegt gefuͤhlt mit eitel Pein/
Die ander heiſt die Luſt des Schmertzens Nachbar ſeyn;
Die eine laͤſt ſich noch mit vielen Haͤfften heilen/
Die andre wird ein Hafft nur mehr von ſammen theilen:
Und dieſer ſo mit Treffen und Verwunden/
Als er noch Jaͤger war ſich ſtetig hat geuͤbt/
Hatt auch itzt als er verliebt
Jn der Verletzung noch die beſte Luſt gefunden.
Cor. So muß ich ja erfahren/
Daß auch bey grauen Haaren
Dem Linco nicht der Liebes-Zug gebricht.
Linc. Ach! Coriſca, glaub es mir/
Linco hat zwar guten Willen/ doch die beſten Kraͤffte nicht.
Dis ſchwer ich daß alhier/
Unter dieſer alten Haut/
Die friſche Regung noch zu gruͤnen ihr getraut.
Cor. Weil Amarillis nun iſt auf die Seite bracht/
So muß ich ſehn was mein Mirtillo macht.
Achter
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[196/0242] Der Fuͤnften Abhandlung Nachdem er nun die Saat ſo Eiſenkraͤutigt traͤgt/ Wie auch tauſend Golden-Wurtzel neben dem hinzu gelegt/ So ward ein Pflaſter draus. Als dis den Schuß beruͤhrt/ So hat Dorinda bald Verbeſſerung geſpuͤhrt. Das Blut begunte ſich zu ſtillen/ Das Eiſen gieng heraus nach unſrem Wunſch und Willen. Und die Warheit recht zu ſagen/ ſo war da nicht viel Gefahr/ Weil nur durch das bloſſe Fleiſch dieſer Schuß gegangen war. Cor. O Kraut/ voll reicher Wunderkrafft! Doch Nymfe/ reicher an Geluͤcke. Linco. Die beſten Wunderſtuͤcke Sind hier leichter zu vermuthen/ als nach Wuͤrden auszuſprechen/ Gewiß/ Dorind iſt itzt mit keiner Noth behafft/ Sie kan nach Willen und Begehren Sich auf alle Seiten kehren/ Und weiß nichts mehr von vorigem Gebrechen. Jch weiß/ Coriſca faͤllt mir bey/ Daß an mehr als einem Schaden ſie anitzt geheilet ſey. Doch/ wie Dorinda muſt an vielen Wunden leiden/ So ſind die Waffen auch ſehr unterſcheiden. Denn eine Wunde liegt gefuͤhlt mit eitel Pein/ Die ander heiſt die Luſt des Schmertzens Nachbar ſeyn; Die eine laͤſt ſich noch mit vielen Haͤfften heilen/ Die andre wird ein Hafft nur mehr von ſammen theilen: Und dieſer ſo mit Treffen und Verwunden/ Als er noch Jaͤger war ſich ſtetig hat geuͤbt/ Hatt auch itzt als er verliebt Jn der Verletzung noch die beſte Luſt gefunden. Cor. So muß ich ja erfahren/ Daß auch bey grauen Haaren Dem Linco nicht der Liebes-Zug gebricht. Linc. Ach! Coriſca, glaub es mir/ Linco hat zwar guten Willen/ doch die beſten Kraͤffte nicht. Dis ſchwer ich daß alhier/ Unter dieſer alten Haut/ Die friſche Regung noch zu gruͤnen ihr getraut. Cor. Weil Amarillis nun iſt auf die Seite bracht/ So muß ich ſehn was mein Mirtillo macht. Achter

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/242>, abgerufen am 29.04.2024.