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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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die an die glühenden schwäbischen eisernen Oefen
gewöhnt waren.

Das, was wir in unsern Häusern Keller nen-
nen, ist in diesen Wasser umfloßnen Kastellen auf
ebnem Boden mit den eben beschriebenen Zim-
mern, kann also keine sehr kalte Temperatur ha-
ben. Leider fand ich auch den Wein selten nur er-
träglich frisch, und das Wasser nie. Ach keinen
Tropfen frisch perlendes Quellwasser! "für mei-
nen unaussprechlichen Durst, gebt ihr mir glü-
hendes Gold!" hätte ich oft rufen mögen, wenn
man mir jeden leckern Trank anbot und darreichte,
den fremde Reben und fremde Früchte bieten, und
ein Trunk aus einem unsrer strömenden Brunnen
um * * mich zu neuem Leben gestärkt hätte. Der-
selbe Grund der ihnen verbietet ihre Keller tief zu
graben, macht es auch sehr schwer, Eisgruben zu
bauen, und so ist das, in Deutschland in großen
Häusern so gewöhnliche Mittel das Getränk zu er-
frischen, hier sehr ungebräuchlich. An vielen Or-
ten ist das Wasser gar nicht zu trinken. In Am-
sterdam läßt man es von Utrecht kommen, auf
dem Gute, wo ich lebte, hatten wir Utrecht nä-
her, zogen aber einen Brunnen in einem nahen
Pachthof vor, wo es besser wie unser Grabenwas-

die an die gluͤhenden ſchwaͤbiſchen eiſernen Oefen
gewoͤhnt waren.

Das, was wir in unſern Haͤuſern Keller nen-
nen, iſt in dieſen Waſſer umfloßnen Kaſtellen auf
ebnem Boden mit den eben beſchriebenen Zim-
mern, kann alſo keine ſehr kalte Temperatur ha-
ben. Leider fand ich auch den Wein ſelten nur er-
traͤglich friſch, und das Waſſer nie. Ach keinen
Tropfen friſch perlendes Quellwaſſer! „fuͤr mei-
nen unausſprechlichen Durſt, gebt ihr mir gluͤ-
hendes Gold!“ haͤtte ich oft rufen moͤgen, wenn
man mir jeden leckern Trank anbot und darreichte,
den fremde Reben und fremde Fruͤchte bieten, und
ein Trunk aus einem unſrer ſtroͤmenden Brunnen
um * * mich zu neuem Leben geſtaͤrkt haͤtte. Der-
ſelbe Grund der ihnen verbietet ihre Keller tief zu
graben, macht es auch ſehr ſchwer, Eisgruben zu
bauen, und ſo iſt das, in Deutſchland in großen
Haͤuſern ſo gewoͤhnliche Mittel das Getraͤnk zu er-
friſchen, hier ſehr ungebraͤuchlich. An vielen Or-
ten iſt das Waſſer gar nicht zu trinken. In Am-
ſterdam laͤßt man es von Utrecht kommen, auf
dem Gute, wo ich lebte, hatten wir Utrecht naͤ-
her, zogen aber einen Brunnen in einem nahen
Pachthof vor, wo es beſſer wie unſer Grabenwaſ-

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[233/0247] die an die gluͤhenden ſchwaͤbiſchen eiſernen Oefen gewoͤhnt waren. Das, was wir in unſern Haͤuſern Keller nen- nen, iſt in dieſen Waſſer umfloßnen Kaſtellen auf ebnem Boden mit den eben beſchriebenen Zim- mern, kann alſo keine ſehr kalte Temperatur ha- ben. Leider fand ich auch den Wein ſelten nur er- traͤglich friſch, und das Waſſer nie. Ach keinen Tropfen friſch perlendes Quellwaſſer! „fuͤr mei- nen unausſprechlichen Durſt, gebt ihr mir gluͤ- hendes Gold!“ haͤtte ich oft rufen moͤgen, wenn man mir jeden leckern Trank anbot und darreichte, den fremde Reben und fremde Fruͤchte bieten, und ein Trunk aus einem unſrer ſtroͤmenden Brunnen um * * mich zu neuem Leben geſtaͤrkt haͤtte. Der- ſelbe Grund der ihnen verbietet ihre Keller tief zu graben, macht es auch ſehr ſchwer, Eisgruben zu bauen, und ſo iſt das, in Deutſchland in großen Haͤuſern ſo gewoͤhnliche Mittel das Getraͤnk zu er- friſchen, hier ſehr ungebraͤuchlich. An vielen Or- ten iſt das Waſſer gar nicht zu trinken. In Am- ſterdam laͤßt man es von Utrecht kommen, auf dem Gute, wo ich lebte, hatten wir Utrecht naͤ- her, zogen aber einen Brunnen in einem nahen Pachthof vor, wo es beſſer wie unſer Grabenwaſ-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/247>, abgerufen am 29.04.2024.