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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Dürr ist droben in der Teufelsschmied' und häm-
mert, als sollten heut' noch zwölf Paar Hufeisen
fertig werden. Und dazwischen fährt er grimmig
auf den Geist ein, den er auf dem Ambosse hat.
-- Was ist das, und was bedeutet die Teufels-
schmiede? fragte ich. -- Eine alte verfallene Schmie-
dewerkstatt, versetzte der Nachbar, die schon seit hun-
dert Jahren wüst lag, weil Niemand drin arbeiten
mochte. Sie sagen, diese Werkstatt habe einem
Grobschmidt zugehört, der in Unthaten hingefahren
sei. Der Letzte, welcher sich an die Gespräche nicht
kehren wollte und das Gemäuer bezog, soll einen
solchen Schrecken darin bekommen haben, daß er
selbst sein Schmiedewerkzeug in Stich und darin
ließ.

Nun, dem Himmel sei Dank, rief ich, jetzt wird
der Magische wohl Rath geschafft haben! Wollt
Ihr mich, meine Freunde, hinauf in die Teufels-
schmiede begleiten? -- Der Ehinger schützte Ver-
hinderung in Spitzengeschäften vor, der Nachbar
aber erklärte sich zum Mitgehen bereit. So machten
wir uns auf die Wanderung. Unterweges schlossen
sich, als sie hörten, wovon die Rede war, noch
sechs bis sieben Straßenjungen uns an.


Dürr iſt droben in der Teufelsſchmied’ und häm-
mert, als ſollten heut’ noch zwölf Paar Hufeiſen
fertig werden. Und dazwiſchen fährt er grimmig
auf den Geiſt ein, den er auf dem Amboſſe hat.
— Was iſt das, und was bedeutet die Teufels-
ſchmiede? fragte ich. — Eine alte verfallene Schmie-
dewerkſtatt, verſetzte der Nachbar, die ſchon ſeit hun-
dert Jahren wüſt lag, weil Niemand drin arbeiten
mochte. Sie ſagen, dieſe Werkſtatt habe einem
Grobſchmidt zugehört, der in Unthaten hingefahren
ſei. Der Letzte, welcher ſich an die Geſpräche nicht
kehren wollte und das Gemäuer bezog, ſoll einen
ſolchen Schrecken darin bekommen haben, daß er
ſelbſt ſein Schmiedewerkzeug in Stich und darin
ließ.

Nun, dem Himmel ſei Dank, rief ich, jetzt wird
der Magiſche wohl Rath geſchafft haben! Wollt
Ihr mich, meine Freunde, hinauf in die Teufels-
ſchmiede begleiten? — Der Ehinger ſchützte Ver-
hinderung in Spitzengeſchäften vor, der Nachbar
aber erklärte ſich zum Mitgehen bereit. So machten
wir uns auf die Wanderung. Unterweges ſchloſſen
ſich, als ſie hörten, wovon die Rede war, noch
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[285/0303] Dürr iſt droben in der Teufelsſchmied’ und häm- mert, als ſollten heut’ noch zwölf Paar Hufeiſen fertig werden. Und dazwiſchen fährt er grimmig auf den Geiſt ein, den er auf dem Amboſſe hat. — Was iſt das, und was bedeutet die Teufels- ſchmiede? fragte ich. — Eine alte verfallene Schmie- dewerkſtatt, verſetzte der Nachbar, die ſchon ſeit hun- dert Jahren wüſt lag, weil Niemand drin arbeiten mochte. Sie ſagen, dieſe Werkſtatt habe einem Grobſchmidt zugehört, der in Unthaten hingefahren ſei. Der Letzte, welcher ſich an die Geſpräche nicht kehren wollte und das Gemäuer bezog, ſoll einen ſolchen Schrecken darin bekommen haben, daß er ſelbſt ſein Schmiedewerkzeug in Stich und darin ließ. Nun, dem Himmel ſei Dank, rief ich, jetzt wird der Magiſche wohl Rath geſchafft haben! Wollt Ihr mich, meine Freunde, hinauf in die Teufels- ſchmiede begleiten? — Der Ehinger ſchützte Ver- hinderung in Spitzengeſchäften vor, der Nachbar aber erklärte ſich zum Mitgehen bereit. So machten wir uns auf die Wanderung. Unterweges ſchloſſen ſich, als ſie hörten, wovon die Rede war, noch ſechs bis ſieben Straßenjungen uns an.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/303>, abgerufen am 27.04.2024.