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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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Wir stiegen bergauf, kamen, nachdem die Reb-
hügel in unserem Rücken lagen, in eine wilde,
einsame Gegend, wo sich nach einem beschwerlichen
Klimmen über Fels und Steingeröll ein Trupp
ärmlicher Hütten zeigte, der ein Dorf hieß. Etwas
abseitig wies mir mein Begleiter einen Kamp von
Schwarztannen und sagte, darunter liege die Teu-
felsschmiede. Unter den Bäumen war es sehr
finster, ein dunkler Tümpel stehenden Wassers, der
in der Mitte des Platzes zwischen hochaufgewehten
Haufen gelber Tannennadeln stockte, spiegelte Nichts
zurück, hinter demselben sah ich die vier Brand-
mauern eines Gebäudes ragen, aus welchen der
Hals des Schlotes wie ein Zeigefinger emporwies;
denn das Dach war eingestürzt. In diesen Trüm-
mern hörten wir heftige Schläge auf den Amboß.
Wir traten hinein und sahen den Magischen in
voller Arbeit. Er hatte den Rock abgeworfen, die
Hemdärmel zurückgestreift und schlug mit einem
rostigen Hammer unaufhörlich auf den Amboß.
Sein Gesicht war von Ruß, der sich hier herum
noch Stellenweise an den Wänden erhalten hatte,
geschwärzt, aus dieser Finsterniß brannten seine
rothen Augen, die weit aufgerissen, ihm wild im

Wir ſtiegen bergauf, kamen, nachdem die Reb-
hügel in unſerem Rücken lagen, in eine wilde,
einſame Gegend, wo ſich nach einem beſchwerlichen
Klimmen über Fels und Steingeröll ein Trupp
ärmlicher Hütten zeigte, der ein Dorf hieß. Etwas
abſeitig wies mir mein Begleiter einen Kamp von
Schwarztannen und ſagte, darunter liege die Teu-
felsſchmiede. Unter den Bäumen war es ſehr
finſter, ein dunkler Tümpel ſtehenden Waſſers, der
in der Mitte des Platzes zwiſchen hochaufgewehten
Haufen gelber Tannennadeln ſtockte, ſpiegelte Nichts
zurück, hinter demſelben ſah ich die vier Brand-
mauern eines Gebäudes ragen, aus welchen der
Hals des Schlotes wie ein Zeigefinger emporwies;
denn das Dach war eingeſtürzt. In dieſen Trüm-
mern hörten wir heftige Schläge auf den Amboß.
Wir traten hinein und ſahen den Magiſchen in
voller Arbeit. Er hatte den Rock abgeworfen, die
Hemdärmel zurückgeſtreift und ſchlug mit einem
roſtigen Hammer unaufhörlich auf den Amboß.
Sein Geſicht war von Ruß, der ſich hier herum
noch Stellenweiſe an den Wänden erhalten hatte,
geſchwärzt, aus dieſer Finſterniß brannten ſeine
rothen Augen, die weit aufgeriſſen, ihm wild im

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[286/0304] Wir ſtiegen bergauf, kamen, nachdem die Reb- hügel in unſerem Rücken lagen, in eine wilde, einſame Gegend, wo ſich nach einem beſchwerlichen Klimmen über Fels und Steingeröll ein Trupp ärmlicher Hütten zeigte, der ein Dorf hieß. Etwas abſeitig wies mir mein Begleiter einen Kamp von Schwarztannen und ſagte, darunter liege die Teu- felsſchmiede. Unter den Bäumen war es ſehr finſter, ein dunkler Tümpel ſtehenden Waſſers, der in der Mitte des Platzes zwiſchen hochaufgewehten Haufen gelber Tannennadeln ſtockte, ſpiegelte Nichts zurück, hinter demſelben ſah ich die vier Brand- mauern eines Gebäudes ragen, aus welchen der Hals des Schlotes wie ein Zeigefinger emporwies; denn das Dach war eingeſtürzt. In dieſen Trüm- mern hörten wir heftige Schläge auf den Amboß. Wir traten hinein und ſahen den Magiſchen in voller Arbeit. Er hatte den Rock abgeworfen, die Hemdärmel zurückgeſtreift und ſchlug mit einem roſtigen Hammer unaufhörlich auf den Amboß. Sein Geſicht war von Ruß, der ſich hier herum noch Stellenweiſe an den Wänden erhalten hatte, geſchwärzt, aus dieſer Finſterniß brannten ſeine rothen Augen, die weit aufgeriſſen, ihm wild im

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/304>, abgerufen am 27.04.2024.