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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 9. Berlin, 1964.

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Düben hat auch rechte Freude den Vater zu sehen, und wir brachten ein paar an-
genehme Abende bei ihr und Fr. v. Welden [zu]. Emma wurde von der herrlichen
Fräulein v. Re[izenstein] nach Conradsreuth abgeholt, und sie genießt endlich das
längst versprochne Vergnügen. Morgen bin ich zum Caffee bei der Rendantin,
deren Caroline ich einen Shawl für 7 1/2 fl. geschenkt habe. Herr von Mann dankte5
neulich dem Vater für seinen Beitrag zur Eos, und schrieb dabei er habe so viel
Gutes von Dir gehört, und er werde Dich nächstens zum Essen einladen. Er hat dem
Vater Wohnung, Kost, und seine Equipage angeboten, wenn er nach München
käme. Auch der junge Welden hat mit Freude geschrieben daß er Dich zuweilen
sähe. Wenn ich doch auch nach M. reisen könnte, um Dich zu sehen mein Max, allein10
nach meiner Berliner Reise deren Nachgenuß für meine ganze Zukunft mir süß ist,
darf ich vollends nicht daran denken. Nun lebe wohl mein Sohn! Odilie grüßt Dich
innigst. Kuß und Umarmung in Gedanken von Deiner Mutter

Caroline

Schreibe ja ob Du einen schönen Rock, Hosen, und Strümpfe brauchst. Ich15
habe es ja.

28. An Friedrich Haug in Stuttgart.

Der Überbringer dieß, H. Pfarrer Oestreicher, ist ein katho-
lischer, aber viel hellerer Geistlicher als so mancher protestantische.20
Können Sie ihm auf seiner Bilderjagd -- nicht metaphorischer,
sondern körperlicher Bilder -- eines und das andere Gehege zeigen:
so wird er Ihnen sehr mit mir danken.

Ich sehne mich nach meinen guten Stuttgartern, werde sie aber
doch nicht eher besuchen als bis Ihre Urania unter ihnen ist.25

Der Plan Ihres künftigen Werks gefällt mir mit seinem Drei-
Klange recht sehr. Sie haben bei der seltenen Vereinigung von Kennt-
nissen, Einfällen und lyrischen Ergießungen ein schönes Mittel, sich
immer zum Vortheile der Leser zu unterbrechen, z. B. die Epigram-
menreihe, gegen deren Überreiz immer eine Einmischung andern30
Stoffs so wohlthuend wirkt.

Der Herzog Alexander -- der Bruder Ihres Herzogs Wilhelm --
war einige Wochen in hiesiger Nähe; und ich habe mit ihm so
schöne Stunden, nur mehre, verlebt als mit dem Ihrigen.

Grüßen Sie Reinhold und wer Ihr und mein Freund zugleich ist35
und die lieben Ihrigen.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
2 Jean Paul Briefe. IX.

Düben hat auch rechte Freude den Vater zu ſehen, und wir brachten ein paar an-
genehme Abende bei ihr und Fr. v. Welden [zu]. Emma wurde von der herrlichen
Fräulein v. Re[izenstein] nach Conradsreuth abgeholt, und ſie genießt endlich das
längſt verſprochne Vergnügen. Morgen bin ich zum Caffee bei der Rendantin,
deren Caroline ich einen Shawl für 7 ½ fl. geſchenkt habe. Herr von Mann dankte5
neulich dem Vater für ſeinen Beitrag zur Eos, und ſchrieb dabei er habe ſo viel
Gutes von Dir gehört, und er werde Dich nächſtens zum Eſſen einladen. Er hat dem
Vater Wohnung, Koſt, und ſeine Equipage angeboten, wenn er nach München
käme. Auch der junge Welden hat mit Freude geſchrieben daß er Dich zuweilen
ſähe. Wenn ich doch auch nach M. reiſen könnte, um Dich zu ſehen mein Max, allein10
nach meiner Berliner Reiſe deren Nachgenuß für meine ganze Zukunft mir ſüß iſt,
darf ich vollends nicht daran denken. Nun lebe wohl mein Sohn! Odilie grüßt Dich
innigſt. Kuß und Umarmung in Gedanken von Deiner Mutter

Caroline

Schreibe ja ob Du einen ſchönen Rock, Hoſen, und Strümpfe brauchſt. Ich15
habe es ja.

28. An Friedrich Haug in Stuttgart.

Der Überbringer dieß, H. Pfarrer Oestreicher, iſt ein katho-
liſcher, aber viel hellerer Geiſtlicher als ſo mancher proteſtantiſche.20
Können Sie ihm auf ſeiner Bilderjagd — nicht metaphoriſcher,
ſondern körperlicher Bilder — eines und das andere Gehege zeigen:
ſo wird er Ihnen ſehr mit mir danken.

Ich ſehne mich nach meinen guten Stuttgartern, werde ſie aber
doch nicht eher beſuchen als bis Ihre Urania unter ihnen iſt.25

Der Plan Ihres künftigen Werks gefällt mir mit ſeinem Drei-
Klange recht ſehr. Sie haben bei der ſeltenen Vereinigung von Kennt-
niſſen, Einfällen und lyriſchen Ergießungen ein ſchönes Mittel, ſich
immer zum Vortheile der Leſer zu unterbrechen, z. B. die Epigram-
menreihe, gegen deren Überreiz immer eine Einmiſchung andern30
Stoffs ſo wohlthuend wirkt.

Der Herzog Alexander — der Bruder Ihres Herzogs Wilhelm
war einige Wochen in hieſiger Nähe; und ich habe mit ihm ſo
ſchöne Stunden, nur mehre, verlebt als mit dem Ihrigen.

Grüßen Sie Reinhold und wer Ihr und mein Freund zugleich iſt35
und die lieben Ihrigen.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
2 Jean Paul Briefe. IX.
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[17/0024] Düben hat auch rechte Freude den Vater zu ſehen, und wir brachten ein paar an- genehme Abende bei ihr und Fr. v. Welden [zu]. Emma wurde von der herrlichen Fräulein v. Re[izenstein] nach Conradsreuth abgeholt, und ſie genießt endlich das längſt verſprochne Vergnügen. Morgen bin ich zum Caffee bei der Rendantin, deren Caroline ich einen Shawl für 7 ½ fl. geſchenkt habe. Herr von Mann dankte 5 neulich dem Vater für ſeinen Beitrag zur Eos, und ſchrieb dabei er habe ſo viel Gutes von Dir gehört, und er werde Dich nächſtens zum Eſſen einladen. Er hat dem Vater Wohnung, Koſt, und ſeine Equipage angeboten, wenn er nach München käme. Auch der junge Welden hat mit Freude geſchrieben daß er Dich zuweilen ſähe. Wenn ich doch auch nach M. reiſen könnte, um Dich zu ſehen mein Max, allein 10 nach meiner Berliner Reiſe deren Nachgenuß für meine ganze Zukunft mir ſüß iſt, darf ich vollends nicht daran denken. Nun lebe wohl mein Sohn! Odilie grüßt Dich innigſt. Kuß und Umarmung in Gedanken von Deiner Mutter Caroline Schreibe ja ob Du einen ſchönen Rock, Hoſen, und Strümpfe brauchſt. Ich 15 habe es ja. 28. An Friedrich Haug in Stuttgart. Baireut d. 5ten Sept. 1820 Der Überbringer dieß, H. Pfarrer Oestreicher, iſt ein katho- liſcher, aber viel hellerer Geiſtlicher als ſo mancher proteſtantiſche. 20 Können Sie ihm auf ſeiner Bilderjagd — nicht metaphoriſcher, ſondern körperlicher Bilder — eines und das andere Gehege zeigen: ſo wird er Ihnen ſehr mit mir danken. Ich ſehne mich nach meinen guten Stuttgartern, werde ſie aber doch nicht eher beſuchen als bis Ihre Urania unter ihnen iſt. 25 Der Plan Ihres künftigen Werks gefällt mir mit ſeinem Drei- Klange recht ſehr. Sie haben bei der ſeltenen Vereinigung von Kennt- niſſen, Einfällen und lyriſchen Ergießungen ein ſchönes Mittel, ſich immer zum Vortheile der Leſer zu unterbrechen, z. B. die Epigram- menreihe, gegen deren Überreiz immer eine Einmiſchung andern 30 Stoffs ſo wohlthuend wirkt. Der Herzog Alexander — der Bruder Ihres Herzogs Wilhelm — war einige Wochen in hieſiger Nähe; und ich habe mit ihm ſo ſchöne Stunden, nur mehre, verlebt als mit dem Ihrigen. Grüßen Sie Reinhold und wer Ihr und mein Freund zugleich iſt 35 und die lieben Ihrigen. Ihr Jean Paul Fr. Richter 2 Jean Paul Briefe. IX.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:36:37Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:36:37Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 9. Berlin, 1964, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe09_1964/24>, abgerufen am 29.04.2024.