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Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.

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Stätten in Schweitz / hat fürgelegt / vnnd vns vberreden wöllen /Anno 1537. Lutherus halte es nun mit vns. Wir haben jm aber hergegen das widerspiel / auß D. Luthers Büchern weisen müssen / welches vnsere Obrigkeit selbs angehöret. Vnd weil Bucerus vns antwortet / es vrtheilte sich jetzt anders / vnd D. Luther were linder worden / vnd mit vns vnd vnserer Lehre wol zu frieden / haben wir jm bißher noch nicht können glauben geben / etc. Ihr aber habt vns recht berichtet / vnnd wir gläuben euch / daß es also sey: Bucerum aber können wir nicht verstehen / viel weniger jhm gläuben. Haec Pellicanus. Sonderlich aber haben Bucerus vnnd Capito / mit besonderem fleiß verhütet / daß ja nicht alles für Lutherum kommen möchte / was bey den Schweitzern gehandelt ward / vnd sich allerseyts zutrüge.

Solchs sol dieser vrsach halben gemerckt werden / dieweil derWolffens greßliches Gedicht. gedichte Tichter Wolffius / vnd seine Gesellen / diß ergreiffen / vnd wollen stracks erzwingen / was Bucerus in der Handelung mit den Schweitzern / darinnen er jnen zuzeiten viel nachgegeben / vnd durch die Finger gesehen / geredt / geschrieben vnd gethan hat / das sey alles mit gutem vorwissen vnnd willen / ja auß raht vnnd befehl Lutheri geschehen / so es sich doch gar anders / wie gnugsam ist außgeführt / verhalten vnnd zugetragen. Vnnd ist dem frommen Luthero / der der der grossen Demut / erbieten vnnd vertröstung gegläubet hat / wie zwar auch in diesen handlungen Bucero endtlichen selbst also ergangen / wie Sanct Paulus / 1. Corinth. 13. schreibet / Die eynfeltigkeit der Christlichen liebe gläubet alles. Aber wenn sie / sonderlich in Glaubens sachen / nicht dabey auch das in acht hat: Estote prudentes, sicut serpentes, Vnd wie Paulus sagt / 1. Corin. 14. Werdet nicht Kinder am Verständtniß / sondern an der Boßheit / Seyt Kinder am verständtniß / aber seydt vollkommen / So wirdt die Liebe offt vbel vnd gefehrlich betrogen. Doch ists war / was vnsere Vorfahrn gesagt: Melius est decipi, quam decipere, Es ist besser / daß man betrogen werde / denn daß man andere Leute mit willen betriege.

Stätten in Schweitz / hat fürgelegt / vnnd vns vberreden wöllen /Anno 1537. Lutherus halte es nun mit vns. Wir haben jm aber hergegen das widerspiel / auß D. Luthers Büchern weisen müssen / welches vnsere Obrigkeit selbs angehöret. Vnd weil Bucerus vns antwortet / es vrtheilte sich jetzt anders / vnd D. Luther were linder worden / vñ mit vns vnd vnserer Lehre wol zu frieden / haben wir jm bißher noch nicht können glauben geben / etc. Ihr aber habt vns recht berichtet / vnnd wir gläuben euch / daß es also sey: Bucerum aber können wir nicht verstehen / viel weniger jhm gläuben. Haec Pellicanus. Sonderlich aber haben Bucerus vnnd Capito / mit besonderem fleiß verhütet / daß ja nicht alles für Lutherum kom̃en möchte / was bey den Schweitzern gehandelt ward / vnd sich allerseyts zutrüge.

Solchs sol dieser vrsach halben gemerckt werden / dieweil derWolffens greßliches Gedicht. gedichte Tichter Wolffius / vnd seine Gesellen / diß ergreiffen / vnd wollen stracks erzwingen / was Bucerus in der Handelung mit den Schweitzern / darinnen er jnen zuzeiten viel nachgegeben / vñ durch die Finger gesehen / geredt / geschrieben vnd gethan hat / das sey alles mit gutem vorwissen vnnd willen / ja auß raht vnnd befehl Lutheri geschehen / so es sich doch gar anders / wie gnugsam ist außgeführt / verhalten vnnd zugetragen. Vnnd ist dem frommen Luthero / der der der grossen Demut / erbieten vnnd vertröstung gegläubet hat / wie zwar auch in diesen handlungen Bucero endtlichen selbst also ergangen / wie Sanct Paulus / 1. Corinth. 13. schreibet / Die eynfeltigkeit der Christlichen liebe gläubet alles. Aber wenn sie / sonderlich in Glaubens sachen / nicht dabey auch das in acht hat: Estote prudentes, sicut serpentes, Vnd wie Paulus sagt / 1. Corin. 14. Werdet nicht Kinder am Verständtniß / sondern an der Boßheit / Seyt Kinder am verständtniß / aber seydt vollkommen / So wirdt die Liebe offt vbel vnd gefehrlich betrogen. Doch ists war / was vnsere Vorfahrn gesagt: Melius est decipi, quàm decipere, Es ist besser / daß man betrogen werde / deñ daß man andere Leute mit willen betriege.

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[395/0411] Stätten in Schweitz / hat fürgelegt / vnnd vns vberreden wöllen / Lutherus halte es nun mit vns. Wir haben jm aber hergegen das widerspiel / auß D. Luthers Büchern weisen müssen / welches vnsere Obrigkeit selbs angehöret. Vnd weil Bucerus vns antwortet / es vrtheilte sich jetzt anders / vnd D. Luther were linder worden / vñ mit vns vnd vnserer Lehre wol zu frieden / haben wir jm bißher noch nicht können glauben geben / etc. Ihr aber habt vns recht berichtet / vnnd wir gläuben euch / daß es also sey: Bucerum aber können wir nicht verstehen / viel weniger jhm gläuben. Haec Pellicanus. Sonderlich aber haben Bucerus vnnd Capito / mit besonderem fleiß verhütet / daß ja nicht alles für Lutherum kom̃en möchte / was bey den Schweitzern gehandelt ward / vnd sich allerseyts zutrüge. Anno 1537. Solchs sol dieser vrsach halben gemerckt werden / dieweil der gedichte Tichter Wolffius / vnd seine Gesellen / diß ergreiffen / vnd wollen stracks erzwingen / was Bucerus in der Handelung mit den Schweitzern / darinnen er jnen zuzeiten viel nachgegeben / vñ durch die Finger gesehen / geredt / geschrieben vnd gethan hat / das sey alles mit gutem vorwissen vnnd willen / ja auß raht vnnd befehl Lutheri geschehen / so es sich doch gar anders / wie gnugsam ist außgeführt / verhalten vnnd zugetragen. Vnnd ist dem frommen Luthero / der der der grossen Demut / erbieten vnnd vertröstung gegläubet hat / wie zwar auch in diesen handlungen Bucero endtlichen selbst also ergangen / wie Sanct Paulus / 1. Corinth. 13. schreibet / Die eynfeltigkeit der Christlichen liebe gläubet alles. Aber wenn sie / sonderlich in Glaubens sachen / nicht dabey auch das in acht hat: Estote prudentes, sicut serpentes, Vnd wie Paulus sagt / 1. Corin. 14. Werdet nicht Kinder am Verständtniß / sondern an der Boßheit / Seyt Kinder am verständtniß / aber seydt vollkommen / So wirdt die Liebe offt vbel vnd gefehrlich betrogen. Doch ists war / was vnsere Vorfahrn gesagt: Melius est decipi, quàm decipere, Es ist besser / daß man betrogen werde / deñ daß man andere Leute mit willen betriege. Wolffens greßliches Gedicht.

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/411>, abgerufen am 16.05.2024.