Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

versicherte die Familie, er würde Fausten
reich, gesund und glücklich zurückbringen.

7.

Faust gieng hierauf mit dem Teufel zu
einem Freund, den er in großer Betrübniß
antraf. Er fragte ihn um die Ursache sei-
ner Traurigkeit, und er antwortete ihm
"daß diesen Mittag der ihm bekannte Pro-
"ceß abgeurtheilt würde, und er wäre ge-
"wiß, ihn zu verlieren, so sehr auch das
"Recht auf seiner Seite sey. Meister Faust,
"sezte er hinzu, mir bleibt nichts übrig,
"als zu betteln; oder mich in den Rhein zu
"stürzen, wo er am tiefsten ist."

Faust. Wie könnt ihr gewiß seyn, daß
ihr den Prozeß verliert, da das Gesetz für
euch ist?

Freund. Aber die fünfhundert Goldgul-
den meines Widersachers sind gegen mich,
und da ich ihn nicht überbieten kann, so
muß ich zu Grund gehen.

Faust.

verſicherte die Familie, er wuͤrde Fauſten
reich, geſund und gluͤcklich zuruͤckbringen.

7.

Fauſt gieng hierauf mit dem Teufel zu
einem Freund, den er in großer Betruͤbniß
antraf. Er fragte ihn um die Urſache ſei-
ner Traurigkeit, und er antwortete ihm
„daß dieſen Mittag der ihm bekannte Pro-
„ceß abgeurtheilt wuͤrde, und er waͤre ge-
„wiß, ihn zu verlieren, ſo ſehr auch das
„Recht auf ſeiner Seite ſey. Meiſter Fauſt,
„ſezte er hinzu, mir bleibt nichts uͤbrig,
„als zu betteln; oder mich in den Rhein zu
„ſtuͤrzen, wo er am tiefſten iſt.“

Fauſt. Wie koͤnnt ihr gewiß ſeyn, daß
ihr den Prozeß verliert, da das Geſetz fuͤr
euch iſt?

Freund. Aber die fuͤnfhundert Goldgul-
den meines Widerſachers ſind gegen mich,
und da ich ihn nicht uͤberbieten kann, ſo
muß ich zu Grund gehen.

Fauſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0138" n="127"/>
ver&#x017F;icherte die Familie, er wu&#x0364;rde Fau&#x017F;ten<lb/>
reich, ge&#x017F;und und glu&#x0364;cklich zuru&#x0364;ckbringen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>7.</head><lb/>
          <p>Fau&#x017F;t gieng hierauf mit dem Teufel zu<lb/>
einem Freund, den er in großer Betru&#x0364;bniß<lb/>
antraf. Er fragte ihn um die Ur&#x017F;ache &#x017F;ei-<lb/>
ner Traurigkeit, und er antwortete ihm<lb/>
&#x201E;daß die&#x017F;en Mittag der ihm bekannte Pro-<lb/>
&#x201E;ceß abgeurtheilt wu&#x0364;rde, und er wa&#x0364;re ge-<lb/>
&#x201E;wiß, ihn zu verlieren, &#x017F;o &#x017F;ehr auch das<lb/>
&#x201E;Recht auf &#x017F;einer Seite &#x017F;ey. Mei&#x017F;ter Fau&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;&#x017F;ezte er hinzu, mir bleibt nichts u&#x0364;brig,<lb/>
&#x201E;als zu betteln; oder mich in den Rhein zu<lb/>
&#x201E;&#x017F;tu&#x0364;rzen, wo er am tief&#x017F;ten i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Wie ko&#x0364;nnt ihr gewiß &#x017F;eyn, daß<lb/>
ihr den Prozeß verliert, da das Ge&#x017F;etz fu&#x0364;r<lb/>
euch i&#x017F;t?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Freund</hi>. Aber die fu&#x0364;nfhundert Goldgul-<lb/>
den meines Wider&#x017F;achers &#x017F;ind gegen mich,<lb/>
und da ich ihn nicht u&#x0364;berbieten kann, &#x017F;o<lb/>
muß ich zu Grund gehen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0138] verſicherte die Familie, er wuͤrde Fauſten reich, geſund und gluͤcklich zuruͤckbringen. 7. Fauſt gieng hierauf mit dem Teufel zu einem Freund, den er in großer Betruͤbniß antraf. Er fragte ihn um die Urſache ſei- ner Traurigkeit, und er antwortete ihm „daß dieſen Mittag der ihm bekannte Pro- „ceß abgeurtheilt wuͤrde, und er waͤre ge- „wiß, ihn zu verlieren, ſo ſehr auch das „Recht auf ſeiner Seite ſey. Meiſter Fauſt, „ſezte er hinzu, mir bleibt nichts uͤbrig, „als zu betteln; oder mich in den Rhein zu „ſtuͤrzen, wo er am tiefſten iſt.“ Fauſt. Wie koͤnnt ihr gewiß ſeyn, daß ihr den Prozeß verliert, da das Geſetz fuͤr euch iſt? Freund. Aber die fuͤnfhundert Goldgul- den meines Widerſachers ſind gegen mich, und da ich ihn nicht uͤberbieten kann, ſo muß ich zu Grund gehen. Fauſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/138
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/138>, abgerufen am 19.04.2024.