Erklärung des andern Briefes Pauli Cap. 1. v. 15-17.
[Spaltenumbruch]
nahme, wenn sie fein bald und ohne Aufschub geschiehet: wie man sich denn nicht leichtlich ei- nen irdischen Schatz, zumal in der Armuth, und eine Erlösung bey der Gefangenschaft lange an- bieten läßt, sondern gern, bald und begierig zu- greift, und das angebotene annimmt.
6. Jst Christus in die Welt gekommen zur Menschwerdung und Erlösung; und zwar also, daß er vom Vater gesandt worden und ausge- gangen, Joh. 3, 16. c. 16, 28. so ist er wahrer GOTT; welches dem alhie gepriesenen Wercke der Seligmachung keinen geringen Nachdruck giebet.
7. Jst einer gleich kein solcher Sünder, wie Paulus vor seiner Bekehrung gewesen ist, so hat er sich doch schon, allein der Erb-Sünde we- gen, für einen grossen Sünder zu halten: zumal da sie nicht ohne würckliche Sünde ist, worinn auch bey wenigerm Mißbrauch der Geist seine Befleckungen hat. 2 Cor. 7, 1. Und also hat ein ieglicher Ursache sich in Erkenntniß seiner Sün- den zu demüthigen, und zu dem aller Aufnahme würdigen Worte des Evangelii, und darinne zu Christo selbst, zu greifen.
8. Fühlet nun iemand seine Sünde und will davon, der Herrschaft und der Schuld nach, gern loß seyn, der setze zu der allgemeinen Regel von der für alle Sünder erworbenen Seligkeit mit Paulo sein eignes Exempel und spreche: ich, ich! darunter auch ich bin. Da es denn bey einem ieglichen das Gefühl seines Verder- bens leichtlich dahin bringen wird, daß er sich auch mit für den fürnehmsten, das ist, für einen grossen Sünder halte.
9. Da nun aber die Seligkeit, wie sie bereits im Reiche der Gnaden mitgetheilet wird, nicht allein auf die Vergebung der Sünden, son- dern auch auf die übrigen Heils-Schätze, und dabey allerdinge mit auf die Heiligung gehet, so muß sich hierinn die Auf- und Annahme des Evangelii ja aufrichtig erweisen. Wie dieses die Kraft habe, die Seelen selig zu machen, das sehe man unter andern Röm. 1, 16. Jac. 1, 21.
V. 16.
Aber darum ist mir Barmhertzigkeit wiederfahren, (siehe v. 13.) aufdaß an mir fürnemlich (proto, dem Fürnehmsten v. 15.) JEsus Christus erzeigete alle Geduld, (makrothumian, Langmuth, da er mich bey mei- nem so beharrlich fortgesetzten Grimm wider die Christen hätte im gerechten Zorn zum Gericht hinreissen können, so hat er mir nicht allein alle Langmuth, sondern auch dabey alle Gnade und Güte erwiesen, nach 2 B. Mos. 24, 6. 7. wel- cher Ort eigentlich vom Meßia handelt,) zum Exempel (pros upotupotin, zu einem solchen Exempel, welches die Sache recht lebendig und nachdrücklich vor Augen stellet,) denen die an ihn gläuben würden zum ewigen Leben, (die da würden wahrhaftig bekehret, und in sol- cher Ordnung zum Glauben kommen, auf wel- chen es in der Bekehrung zur Seligkeit sonderlich ankömmt. Marc. 16, 26. 1 Pet. 1, 9.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Wenn ein Medicus eine gantz despera- te Kranckheit, die iederman für unheilbar ge- halten, glücklich curiret hat; so hat er damit eine solche Probe gemacht, daß die allen Krancken eine gute Zuversicht zu ihm erwecket; dieses hat Christus an Paulo bewiesen, und dadurch al- len bußfertigen Sündern einen guten Muth zu machen gesuchet.
2. Da nach der Verheissung GOttes das itzo noch sehr verstockte Judische Volck dermal- eins soll bekehret werden, so hat Paulus mit den letzten Worten dieses Verses wol zugleich mit darauf gesehen.
3. Die Construction piseuein ep' auto[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ist alhier und anderwärtig wohl zu mercken. Des Glaubens gedoppelte Haupt-Eigenschaft, nebst dem, daß er ein göttliches Licht in der Seele ist, ist diese, daß er, als ein geistliches Leben theils sich findet in motu, in einer heiligen Bewegung, oder Erhebung, Begierde, Verlangen, oder Hunger und Durst nach Christo; theils stehet in quiete, in einer zuversichtlichen Ruhe in Chri- sto. Nach der ersten Eigenschaft heißt es in der heiligen Schrift, piseuein eis, oder epi ton Khrison, an Christum glauben, Ap. Gesch. 10, 17. c. 16, 31. cap. 22, 19. Röm. 4, 5. 24. Hebr. 6, 1. Ferner Joh. 1, 12. c. 2, 11. 23. c. 3, 15. 16. 18. 36. u. s. w. Nach der andern Eigenschaft wird Christus vor- gestellet, als ein unbeweglicher Grund, dar- auf man bauen und ruhen kan, und da heißt es piseuein en, oder epi Khriso, und e pistis e en Khristo, gläubig, oder zuversichtlich auf Christum bauen, sich verlassen und in ihm ruhen: Gal. 3, 26. 1 Tim. 1, 14. c. 3, 13. 2 Tim. 3, 15. Siehe auch Luc. 24, 25. Marc. 1, 15. Col. 1, 23. c. 2, 7. Jud. v. 20.
3. Der Glaube und das ewige Leben stehen billig zusammen, denn der Glaube nimmt Christum auf, und in Christo, der selbst das ewige Leben ist und heißt, kan dem Gläubigen das ewige Leben nicht entstehen. Joh. 3, 16. 1 Jo. 1, 1. 2. c. 5, 11. 12. 13. 20. Es fänget sich aber dieses ewige Leben bereits im Reiche der Gnaden an: sintemal das geistliche Leben, da- zu wir schon alhier gelangen, der Daurung nach ein ewiges Leben ist, und auch also heißt, 1 Jo. 3, 15.
4. Daß Christus wahrer wesentlicher GOTT ist, das erkennen wir auch daraus, daß wir an ihn glauben, und zwar zum ewigen Leben, und ihn also auch für den Urheber des ewigen Lebens halten, und ihm solcher gestalt durch den Glauben rechte göttliche Ehre er- weisen.
5. Wider die Furcht des zeitlichen Todes ist nichts besser, als der Glaube an Christum zum ewigen Leben.
V. 17.
Aber GOTT (dem Dreyeinigen) dem ewigen Könige (in dem grossen Reiche der Na- tur, der Gnade und der Herrlichkeit) dem un- vergänglichen und unsichtbaren (nach sei-
nem
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 1. v. 15-17.
[Spaltenumbruch]
nahme, wenn ſie fein bald und ohne Aufſchub geſchiehet: wie man ſich denn nicht leichtlich ei- nen irdiſchen Schatz, zumal in der Armuth, und eine Erloͤſung bey der Gefangenſchaft lange an- bieten laͤßt, ſondern gern, bald und begierig zu- greift, und das angebotene annimmt.
6. Jſt Chriſtus in die Welt gekommen zur Menſchwerdung und Erloͤſung; und zwar alſo, daß er vom Vater geſandt worden und ausge- gangen, Joh. 3, 16. c. 16, 28. ſo iſt er wahrer GOTT; welches dem alhie geprieſenen Wercke der Seligmachung keinen geringen Nachdruck giebet.
7. Jſt einer gleich kein ſolcher Suͤnder, wie Paulus vor ſeiner Bekehrung geweſen iſt, ſo hat er ſich doch ſchon, allein der Erb-Suͤnde we- gen, fuͤr einen groſſen Suͤnder zu halten: zumal da ſie nicht ohne wuͤrckliche Suͤnde iſt, worinn auch bey wenigerm Mißbrauch der Geiſt ſeine Befleckungen hat. 2 Cor. 7, 1. Und alſo hat ein ieglicher Urſache ſich in Erkenntniß ſeiner Suͤn- den zu demuͤthigen, und zu dem aller Aufnahme wuͤrdigen Worte des Evangelii, und darinne zu Chriſto ſelbſt, zu greifen.
8. Fuͤhlet nun iemand ſeine Suͤnde und will davon, der Herrſchaft und der Schuld nach, gern loß ſeyn, der ſetze zu der allgemeinen Regel von der fuͤr alle Suͤnder erworbenen Seligkeit mit Paulo ſein eignes Exempel und ſpreche: ich, ich! darunter auch ich bin. Da es denn bey einem ieglichen das Gefuͤhl ſeines Verder- bens leichtlich dahin bringen wird, daß er ſich auch mit fuͤr den fuͤrnehmſten, das iſt, fuͤr einen groſſen Suͤnder halte.
9. Da nun aber die Seligkeit, wie ſie bereits im Reiche der Gnaden mitgetheilet wird, nicht allein auf die Vergebung der Suͤnden, ſon- dern auch auf die uͤbrigen Heils-Schaͤtze, und dabey allerdinge mit auf die Heiligung gehet, ſo muß ſich hierinn die Auf- und Annahme des Evangelii ja aufrichtig erweiſen. Wie dieſes die Kraft habe, die Seelen ſelig zu machen, das ſehe man unter andern Roͤm. 1, 16. Jac. 1, 21.
V. 16.
Aber darum iſt mir Barmhertzigkeit wiederfahren, (ſiehe v. 13.) aufdaß an mir fuͤrnemlich (πρώτῳ, dem Fuͤrnehmſten v. 15.) JEſus Chriſtus erzeigete alle Geduld, (μακροϑυμίαν, Langmuth, da er mich bey mei- nem ſo beharrlich fortgeſetzten Grimm wider die Chriſten haͤtte im gerechten Zorn zum Gericht hinreiſſen koͤnnen, ſo hat er mir nicht allein alle Langmuth, ſondern auch dabey alle Gnade und Guͤte erwieſen, nach 2 B. Moſ. 24, 6. 7. wel- cher Ort eigentlich vom Meßia handelt,) zum Exempel (πρὸς ὑποτύπωτιν, zu einem ſolchen Exempel, welches die Sache recht lebendig und nachdruͤcklich vor Augen ſtellet,) denen die an ihn glaͤuben wuͤrden zum ewigen Leben, (die da wuͤrden wahrhaftig bekehret, und in ſol- cher Ordnung zum Glauben kommen, auf wel- chen es in der Bekehrung zur Seligkeit ſonderlich ankoͤmmt. Marc. 16, 26. 1 Pet. 1, 9.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Wenn ein Medicus eine gantz deſpera- te Kranckheit, die iederman fuͤr unheilbar ge- halten, gluͤcklich curiret hat; ſo hat er damit eine ſolche Probe gemacht, daß die allen Krancken eine gute Zuverſicht zu ihm erwecket; dieſes hat Chriſtus an Paulo bewieſen, und dadurch al- len bußfertigen Suͤndern einen guten Muth zu machen geſuchet.
2. Da nach der Verheiſſung GOttes das itzo noch ſehr verſtockte Judiſche Volck dermal- eins ſoll bekehret werden, ſo hat Paulus mit den letzten Worten dieſes Verſes wol zugleich mit darauf geſehen.
3. Die Conſtruction πιςέυειν ἐπ᾽ ἀυτῷ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] iſt alhier und anderwaͤrtig wohl zu mercken. Des Glaubens gedoppelte Haupt-Eigenſchaft, nebſt dem, daß er ein goͤttliches Licht in der Seele iſt, iſt dieſe, daß er, als ein geiſtliches Leben theils ſich findet in motu, in einer heiligen Bewegung, oder Erhebung, Begierde, Verlangen, oder Hunger und Durſt nach Chriſto; theils ſtehet in quiete, in einer zuverſichtlichen Ruhe in Chri- ſto. Nach der erſten Eigenſchaft heißt es in der heiligen Schrift, πιςεύειν εἰς, oder ἐπὶ τὸν Χριςὸν, an Chriſtum glauben, Ap. Geſch. 10, 17. c. 16, 31. cap. 22, 19. Roͤm. 4, 5. 24. Hebr. 6, 1. Ferner Joh. 1, 12. c. 2, 11. 23. c. 3, 15. 16. 18. 36. u. ſ. w. Nach der andern Eigenſchaft wird Chriſtus vor- geſtellet, als ein unbeweglicher Grund, dar- auf man bauen und ruhen kan, und da heißt es πιςέυειν ἐν, oder ἐπὶ Χριςῷ, und ἡ πίστις ἡ ἐν Χριστῷ, glaͤubig, oder zuverſichtlich auf Chriſtum bauen, ſich verlaſſen und in ihm ruhen: Gal. 3, 26. 1 Tim. 1, 14. c. 3, 13. 2 Tim. 3, 15. Siehe auch Luc. 24, 25. Marc. 1, 15. Col. 1, 23. c. 2, 7. Jud. v. 20.
3. Der Glaube und das ewige Leben ſtehen billig zuſammen, denn der Glaube nimmt Chriſtum auf, und in Chriſto, der ſelbſt das ewige Leben iſt und heißt, kan dem Glaͤubigen das ewige Leben nicht entſtehen. Joh. 3, 16. 1 Jo. 1, 1. 2. c. 5, 11. 12. 13. 20. Es faͤnget ſich aber dieſes ewige Leben bereits im Reiche der Gnaden an: ſintemal das geiſtliche Leben, da- zu wir ſchon alhier gelangen, der Daurung nach ein ewiges Leben iſt, und auch alſo heißt, 1 Jo. 3, 15.
4. Daß Chriſtus wahrer weſentlicher GOTT iſt, das erkennen wir auch daraus, daß wir an ihn glauben, und zwar zum ewigen Leben, und ihn alſo auch fuͤr den Urheber des ewigen Lebens halten, und ihm ſolcher geſtalt durch den Glauben rechte goͤttliche Ehre er- weiſen.
5. Wider die Furcht des zeitlichen Todes iſt nichts beſſer, als der Glaube an Chriſtum zum ewigen Leben.
V. 17.
Aber GOTT (dem Dreyeinigen) dem ewigen Koͤnige (in dem groſſen Reiche der Na- tur, der Gnade und der Herrlichkeit) dem un- vergaͤnglichen und unſichtbaren (nach ſei-
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Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 1. v. 15-17.
nahme, wenn ſie fein bald und ohne Aufſchub
geſchiehet: wie man ſich denn nicht leichtlich ei-
nen irdiſchen Schatz, zumal in der Armuth, und
eine Erloͤſung bey der Gefangenſchaft lange an-
bieten laͤßt, ſondern gern, bald und begierig zu-
greift, und das angebotene annimmt.
6. Jſt Chriſtus in die Welt gekommen zur
Menſchwerdung und Erloͤſung; und zwar alſo,
daß er vom Vater geſandt worden und ausge-
gangen, Joh. 3, 16. c. 16, 28. ſo iſt er wahrer
GOTT; welches dem alhie geprieſenen Wercke
der Seligmachung keinen geringen Nachdruck
giebet.
7. Jſt einer gleich kein ſolcher Suͤnder, wie
Paulus vor ſeiner Bekehrung geweſen iſt, ſo
hat er ſich doch ſchon, allein der Erb-Suͤnde we-
gen, fuͤr einen groſſen Suͤnder zu halten: zumal
da ſie nicht ohne wuͤrckliche Suͤnde iſt, worinn
auch bey wenigerm Mißbrauch der Geiſt ſeine
Befleckungen hat. 2 Cor. 7, 1. Und alſo hat ein
ieglicher Urſache ſich in Erkenntniß ſeiner Suͤn-
den zu demuͤthigen, und zu dem aller Aufnahme
wuͤrdigen Worte des Evangelii, und darinne
zu Chriſto ſelbſt, zu greifen.
8. Fuͤhlet nun iemand ſeine Suͤnde und
will davon, der Herrſchaft und der Schuld nach,
gern loß ſeyn, der ſetze zu der allgemeinen Regel
von der fuͤr alle Suͤnder erworbenen Seligkeit
mit Paulo ſein eignes Exempel und ſpreche: ich,
ich! darunter auch ich bin. Da es denn
bey einem ieglichen das Gefuͤhl ſeines Verder-
bens leichtlich dahin bringen wird, daß er ſich
auch mit fuͤr den fuͤrnehmſten, das iſt, fuͤr einen
groſſen Suͤnder halte.
9. Da nun aber die Seligkeit, wie ſie
bereits im Reiche der Gnaden mitgetheilet wird,
nicht allein auf die Vergebung der Suͤnden, ſon-
dern auch auf die uͤbrigen Heils-Schaͤtze, und
dabey allerdinge mit auf die Heiligung gehet,
ſo muß ſich hierinn die Auf- und Annahme des
Evangelii ja aufrichtig erweiſen. Wie dieſes
die Kraft habe, die Seelen ſelig zu machen, das
ſehe man unter andern Roͤm. 1, 16. Jac. 1, 21.
V. 16.
Aber darum iſt mir Barmhertzigkeit
wiederfahren, (ſiehe v. 13.) aufdaß an mir
fuͤrnemlich (πρώτῳ, dem Fuͤrnehmſten v. 15.)
JEſus Chriſtus erzeigete alle Geduld,
(μακροϑυμίαν, Langmuth, da er mich bey mei-
nem ſo beharrlich fortgeſetzten Grimm wider die
Chriſten haͤtte im gerechten Zorn zum Gericht
hinreiſſen koͤnnen, ſo hat er mir nicht allein alle
Langmuth, ſondern auch dabey alle Gnade und
Guͤte erwieſen, nach 2 B. Moſ. 24, 6. 7. wel-
cher Ort eigentlich vom Meßia handelt,) zum
Exempel (πρὸς ὑποτύπωτιν, zu einem ſolchen
Exempel, welches die Sache recht lebendig und
nachdruͤcklich vor Augen ſtellet,) denen die an
ihn glaͤuben wuͤrden zum ewigen Leben,
(die da wuͤrden wahrhaftig bekehret, und in ſol-
cher Ordnung zum Glauben kommen, auf wel-
chen es in der Bekehrung zur Seligkeit ſonderlich
ankoͤmmt. Marc. 16, 26. 1 Pet. 1, 9.)
Anmerckungen.
1. Wenn ein Medicus eine gantz deſpera-
te Kranckheit, die iederman fuͤr unheilbar ge-
halten, gluͤcklich curiret hat; ſo hat er damit eine
ſolche Probe gemacht, daß die allen Krancken
eine gute Zuverſicht zu ihm erwecket; dieſes hat
Chriſtus an Paulo bewieſen, und dadurch al-
len bußfertigen Suͤndern einen guten Muth zu
machen geſuchet.
2. Da nach der Verheiſſung GOttes das
itzo noch ſehr verſtockte Judiſche Volck dermal-
eins ſoll bekehret werden, ſo hat Paulus mit den
letzten Worten dieſes Verſes wol zugleich mit
darauf geſehen.
3. Die Conſtruction πιςέυειν ἐπ᾽ ἀυτῷ_
iſt alhier und anderwaͤrtig wohl zu mercken. Des
Glaubens gedoppelte Haupt-Eigenſchaft, nebſt
dem, daß er ein goͤttliches Licht in der Seele iſt,
iſt dieſe, daß er, als ein geiſtliches Leben theils
ſich findet in motu, in einer heiligen Bewegung,
oder Erhebung, Begierde, Verlangen, oder
Hunger und Durſt nach Chriſto; theils ſtehet
in quiete, in einer zuverſichtlichen Ruhe in Chri-
ſto. Nach der erſten Eigenſchaft heißt es in der
heiligen Schrift, πιςεύειν εἰς, oder ἐπὶ τὸν Χριςὸν,
an Chriſtum glauben, Ap. Geſch. 10, 17. c. 16, 31.
cap. 22, 19. Roͤm. 4, 5. 24. Hebr. 6, 1. Ferner
Joh. 1, 12. c. 2, 11. 23. c. 3, 15. 16. 18. 36. u. ſ. w.
Nach der andern Eigenſchaft wird Chriſtus vor-
geſtellet, als ein unbeweglicher Grund, dar-
auf man bauen und ruhen kan, und da heißt es
πιςέυειν ἐν, oder ἐπὶ Χριςῷ, und ἡ πίστις ἡ
ἐν Χριστῷ, glaͤubig, oder zuverſichtlich auf
Chriſtum bauen, ſich verlaſſen und in ihm ruhen:
Gal. 3, 26. 1 Tim. 1, 14. c. 3, 13. 2 Tim. 3, 15.
Siehe auch Luc. 24, 25. Marc. 1, 15. Col. 1, 23.
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3. Der Glaube und das ewige Leben
ſtehen billig zuſammen, denn der Glaube nimmt
Chriſtum auf, und in Chriſto, der ſelbſt das
ewige Leben iſt und heißt, kan dem Glaͤubigen
das ewige Leben nicht entſtehen. Joh. 3, 16.
1 Jo. 1, 1. 2. c. 5, 11. 12. 13. 20. Es faͤnget ſich
aber dieſes ewige Leben bereits im Reiche der
Gnaden an: ſintemal das geiſtliche Leben, da-
zu wir ſchon alhier gelangen, der Daurung nach
ein ewiges Leben iſt, und auch alſo heißt, 1 Jo.
3, 15.
4. Daß Chriſtus wahrer weſentlicher
GOTT iſt, das erkennen wir auch daraus,
daß wir an ihn glauben, und zwar zum ewigen
Leben, und ihn alſo auch fuͤr den Urheber des
ewigen Lebens halten, und ihm ſolcher geſtalt
durch den Glauben rechte goͤttliche Ehre er-
weiſen.
5. Wider die Furcht des zeitlichen Todes
iſt nichts beſſer, als der Glaube an Chriſtum
zum ewigen Leben.
V. 17.
Aber GOTT (dem Dreyeinigen) dem
ewigen Koͤnige (in dem groſſen Reiche der Na-
tur, der Gnade und der Herrlichkeit) dem un-
vergaͤnglichen und unſichtbaren (nach ſei-
nem
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/92>, abgerufen am 17.06.2024.
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