[Spaltenumbruch]
nem bloß geistlichen Wesen) und (wie dem Wesen also auch der Regierung nach auf eine in- dependente und unendliche Art) allein weisen (von dem alle widergeborne Menschen, als Kin- der des Lichts ihre Weisheit her haben) sey Ehre und Preis in Ewigkeit (wie insgemein für alle seiner Kirche erwiesene unzehlbare Wohlthaten, also auch insonderheit die mir, Paulo, erzeigte sonderbare Gnade der Bekehrung und der Ver- ordnung zum Apostel-Amt, und für den darin- nen geleisteten kräftigen Beystand und geschenck- ten vielen Segen) Amen. (das heißt ja, ja, es soll also geschehen von allen Gläubigen, welche GOtt ein ewiges Hallelujah singen werden.)
Anmerckungen.
1. Daß der Apostel diese Doxologie, oder Dancksagung gegen GOTT, welche sonst zum Beschlusse gehöret, bald nach dem Anfange des Briefes setzet, damit zeiget er die Fülle seines dringenden Affects an, sonderlich in Ansehung der ihm erwiesnen grossen Gnade; wie denn dis die Art der Wahrhaftig bekehrten ist, daß sie GOtt ein beständiges Danckopfer bringen.
2. GOtt, als dem ewigen Könige, ein Lob- Opfer bringen, ist, wenn es in der Wahrheit ge- schiehet, eine Anzeigung, daß man seines Reichs Unterthan, ja ein Reichs-Genosse JEsu Chri- sti ist nach Offenb. 1, 5. 6. 3, 21. 5, 9. 10.
3. Wenn wir in uns bey höherem Alter die merckliche Abnahme der Kräfte, und also in dem äusserlichen Menschen phthoran die Vergänglich- keit mehr und mehr finden; so haben wir so viel- mehr unser Hertz und Hoffnung zu dem unver- gänglichen GOtt und der aphtharsia, zu dem unvergänglichen Wesen, welches wir von ihm und in ihm zu erwarten haben, zu richten 2 Tim. 1, 10.
4. Werden einem Glaubigen im Alter die Augen des Leibes nach und nach verdunckelt; so hat er die Glaubens-Augen so vielmehr auf den unsichtbaren GOtt und in ihm auf das unsichtba- re Gut zu richten. 2 Cor. 4, 17. 18.
5. Da das Wort Ewigkeit im Griechi- schen ausgedrucket wird durch die Worte eis tous aionas ton aionon, in die Ewigkeit der Ewigkeiten, so wird damit angezeiget, daß in dem unendlichen Flusse der Ewigkeit eine uner- gründliche Tiefe nach der anderen folget. Wie wir es denn selbst in unserm schwachen Begriffe also zu finden pflegen, daß, wenn wir mit unsern Gedancken in die Ewigkeit hinein gehen, wir, wenn wir aufs weiteste weg gedacht haben, wider von neuen anheben und einen Abgrund nach dem andern finden. Wohl dem, der in würdiger Betrachtung der Ewigkeit seine dahin führende so sehr kurtze Lebens-Zeit wohl anwendet!
6. Ein ieglicher gläubiger Leser vereiniget billig sein Amen mit dem Paulinischen, sonder- lich unter dem aufrichtigen Vorsatze, daß er das vorhergehende mit dem folgenden in diesem gan- tzen Briefe wohl erwegen, und in getreuer Ausü- bung zum Lobe GOttes anlegen wolle.
V. 18.
Dis Gebot (dessen der falschen Lehre ent- [Spaltenumbruch]
gegen zusetzende Haupt-Summa bereits V. 6. angeführet ist) befehle ich dir (paratithemi, gebe es dir zur Beylage) mein Sohn Timo- thee, nach den vorigen Weissagungen über dir (mit voller Zuversicht, du werdest dich also halten, wie von dir durch Eingebung des Heiligen Geistes vorher gesaget worden) daß du in denselben (Weissagungen, oder nach denselben, wie es ihnen und den vorhergesagten Sachen gemäß ist) eine gute Kitterschaft übest (einen guten Kampf kämpfest zur Zerstö- rung des Reichs des Satans und zur Aufrich- tung des Reichs Christi.)
Anmerckungen.
1. Nachdem der Apostel gleich anfangs V. 3. 4. 5. bezeuget hat, wie daß er Timotheo eine Instruction gegeben, nach welcher er sich in sei- ner Abwesenheit zu Ephesus richten solle, im Ge- gensatze gegen die falsche Lehre, und bey Gelegen- heit solcher Worte auf andere damit verwandte Materien gekommen war: so siehet er nun mit diesen Worten wieder zurück auf den gedachten ersten Anfang des Briefes. Und da er eben der anders Lehrenden nur überhaupt gedacht hatte, so gedencket er hie V. 20 zweyer falscher Lehrer vor andern namentlich.
2. Was Paulus Timotheo als eine Bey- lage anbefohlen, das ist noch itzo allen treuen Lehrern und Zuhörern zum Vortrage und zur Ausübung übergeben.
3. Da Paulus Timotheum zum Gefehrten und Mitarbeiter bey noch gar jungem Alter zu sich genommen Apost. Gesch. 16, 2. 3. da hat der Heilige Geist durch die, welche eine ausserordent- liche Prophetische Gabe hatten, von Timothei seiner künftigen Amts-Treue viel gutes lassen be- zeuget werden. Und zu gleicher Zeit ist er auch in der Gemeine von Paulo und den Aeltesten, unter Anrufung des göttlichen Namens, mit Auflegung der Hände zum Evangelisten, oder ordentlichen Gehülfen Pauli, nach GOttes Willen verord- net worden; und zwar also, daß er denn als von GOtt aufs neue mit einem besondern Masse der Gnaden-Gaben beseliget worden. Darauf ge- hen die Oerter 1 Tim. 4, 14. Laß nicht aus der Acht die Gabe, die dir gegeben ist durch die Weissagung mit Handauflegung der Aeltesten. Und 2 Tim. 1, 6. Jch erin- nere dich, daß du erweckest die Gabe GOttes, die in dir ist durch Auflegung meiner Hände.
4. Obgleich die göttlichen Vorhersagun- gen ihre Gewißheit in der Allwissenheit ha- ben; so bringen sie doch der Sache, darauf sie gehen, keine Nothwendigkeit, daß sie deswe- gen geschehen müsse. Denn hätte Paulus die Vorhersagung und vorhergeschehene Anzeigung zum Grunde der nothwendigen Folge gesetzet, so würde er Timotheum nicht einmal ermahnet ha- ben, oder haben ermahnen dürfen. Er wuste hingegen wohl, daß die Ordnung der Treue, wel- che er in seiner Freyheit hatte, zum Grunde der Praediction lage. Darum er Timotheum auf diese Ordnung führet.
5. Jst
M 2
Cap. 1. v. 17. 18. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch]
nem bloß geiſtlichen Weſen) und (wie dem Weſen alſo auch der Regierung nach auf eine in- dependente und unendliche Art) allein weiſen (von dem alle widergeborne Menſchen, als Kin- der des Lichts ihre Weisheit her haben) ſey Ehre und Preis in Ewigkeit (wie insgemein fuͤr alle ſeiner Kirche erwieſene unzehlbare Wohlthaten, alſo auch inſonderheit die mir, Paulo, erzeigte ſonderbare Gnade der Bekehrung und der Ver- ordnung zum Apoſtel-Amt, und fuͤr den darin- nen geleiſteten kraͤftigen Beyſtand und geſchenck- ten vielen Segen) Amen. (das heißt ja, ja, es ſoll alſo geſchehen von allen Glaͤubigen, welche GOtt ein ewiges Hallelujah ſingen werden.)
Anmerckungen.
1. Daß der Apoſtel dieſe Doxologie, oder Danckſagung gegen GOTT, welche ſonſt zum Beſchluſſe gehoͤret, bald nach dem Anfange des Briefes ſetzet, damit zeiget er die Fuͤlle ſeines dringenden Affects an, ſonderlich in Anſehung der ihm erwieſnen groſſen Gnade; wie denn dis die Art der Wahrhaftig bekehrten iſt, daß ſie GOtt ein beſtaͤndiges Danckopfer bringen.
2. GOtt, als dem ewigen Koͤnige, ein Lob- Opfer bringen, iſt, wenn es in der Wahrheit ge- ſchiehet, eine Anzeigung, daß man ſeines Reichs Unterthan, ja ein Reichs-Genoſſe JEſu Chri- ſti iſt nach Offenb. 1, 5. 6. 3, 21. 5, 9. 10.
3. Wenn wir in uns bey hoͤherem Alter die merckliche Abnahme der Kraͤfte, und alſo in dem aͤuſſerlichen Menſchen φθορὰν die Vergaͤnglich- keit mehr und mehr finden; ſo haben wir ſo viel- mehr unſer Hertz und Hoffnung zu dem unver- gaͤnglichen GOtt und der ἀφθαρσία, zu dem unvergaͤnglichen Weſen, welches wir von ihm und in ihm zu erwarten haben, zu richten 2 Tim. 1, 10.
4. Werden einem Glaubigen im Alter die Augen des Leibes nach und nach verdunckelt; ſo hat er die Glaubens-Augen ſo vielmehr auf den unſichtbaren GOtt und in ihm auf das unſichtba- re Gut zu richten. 2 Cor. 4, 17. 18.
5. Da das Wort Ewigkeit im Griechi- ſchen ausgedrucket wird durch die Worte ἐις τοὺς ἀιῶνας τῶν ἀιώνων, in die Ewigkeit der Ewigkeiten, ſo wird damit angezeiget, daß in dem unendlichen Fluſſe der Ewigkeit eine uner- gruͤndliche Tiefe nach der anderen folget. Wie wir es denn ſelbſt in unſerm ſchwachen Begriffe alſo zu finden pflegen, daß, wenn wir mit unſern Gedancken in die Ewigkeit hinein gehen, wir, wenn wir aufs weiteſte weg gedacht haben, wider von neuen anheben und einen Abgrund nach dem andern finden. Wohl dem, der in wuͤrdiger Betrachtung der Ewigkeit ſeine dahin fuͤhrende ſo ſehr kurtze Lebens-Zeit wohl anwendet!
6. Ein ieglicher glaͤubiger Leſer vereiniget billig ſein Amen mit dem Pauliniſchen, ſonder- lich unter dem aufrichtigen Vorſatze, daß er das vorhergehende mit dem folgenden in dieſem gan- tzen Briefe wohl erwegen, und in getreuer Ausuͤ- bung zum Lobe GOttes anlegen wolle.
V. 18.
Dis Gebot (deſſen der falſchen Lehre ent- [Spaltenumbruch]
gegen zuſetzende Haupt-Summa bereits V. 6. angefuͤhret iſt) befehle ich dir (παρατίθημι, gebe es dir zur Beylage) mein Sohn Timo- thee, nach den vorigen Weiſſagungen uͤber dir (mit voller Zuverſicht, du werdeſt dich alſo halten, wie von dir durch Eingebung des Heiligen Geiſtes vorher geſaget worden) daß du in denſelben (Weiſſagungen, oder nach denſelben, wie es ihnen und den vorhergeſagten Sachen gemaͤß iſt) eine gute Kitterſchaft uͤbeſt (einen guten Kampf kaͤmpfeſt zur Zerſtoͤ- rung des Reichs des Satans und zur Aufrich- tung des Reichs Chriſti.)
Anmerckungen.
1. Nachdem der Apoſtel gleich anfangs V. 3. 4. 5. bezeuget hat, wie daß er Timotheo eine Inſtruction gegeben, nach welcher er ſich in ſei- ner Abweſenheit zu Epheſus richten ſolle, im Ge- genſatze gegen die falſche Lehre, und bey Gelegen- heit ſolcher Worte auf andere damit verwandte Materien gekommen war: ſo ſiehet er nun mit dieſen Worten wieder zuruͤck auf den gedachten erſten Anfang des Briefes. Und da er eben der anders Lehrenden nur uͤberhaupt gedacht hatte, ſo gedencket er hie V. 20 zweyer falſcher Lehrer vor andern namentlich.
2. Was Paulus Timotheo als eine Bey- lage anbefohlen, das iſt noch itzo allen treuen Lehrern und Zuhoͤrern zum Vortrage und zur Ausuͤbung uͤbergeben.
3. Da Paulus Timotheum zum Gefehrten und Mitarbeiter bey noch gar jungem Alter zu ſich genommen Apoſt. Geſch. 16, 2. 3. da hat der Heilige Geiſt durch die, welche eine auſſerordent- liche Prophetiſche Gabe hatten, von Timothei ſeiner kuͤnftigen Amts-Treue viel gutes laſſen be- zeuget werden. Und zu gleicher Zeit iſt er auch in der Gemeine von Paulo und den Aelteſten, unter Anrufung des goͤttlichen Namens, mit Auflegung der Haͤnde zum Evangeliſten, oder ordentlichen Gehuͤlfen Pauli, nach GOttes Willen verord- net worden; und zwar alſo, daß er denn als von GOtt aufs neue mit einem beſondern Maſſe der Gnaden-Gaben beſeliget worden. Darauf ge- hen die Oerter 1 Tim. 4, 14. Laß nicht aus der Acht die Gabe, die dir gegeben iſt durch die Weiſſagung mit Handauflegung der Aelteſten. Und 2 Tim. 1, 6. Jch erin- nere dich, daß du erweckeſt die Gabe GOttes, die in dir iſt durch Auflegung meiner Haͤnde.
4. Obgleich die goͤttlichen Vorherſagun- gen ihre Gewißheit in der Allwiſſenheit ha- ben; ſo bringen ſie doch der Sache, darauf ſie gehen, keine Nothwendigkeit, daß ſie deswe- gen geſchehen muͤſſe. Denn haͤtte Paulus die Vorherſagung und vorhergeſchehene Anzeigung zum Grunde der nothwendigen Folge geſetzet, ſo wuͤrde er Timotheum nicht einmal ermahnet ha- ben, oder haben ermahnen duͤrfen. Er wuſte hingegen wohl, daß die Ordnung der Treue, wel- che er in ſeiner Freyheit hatte, zum Grunde der Prædiction lage. Darum er Timotheum auf dieſe Ordnung fuͤhret.
5. Jſt
M 2
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[91/0093]
Cap. 1. v. 17. 18. an den Timotheum.
nem bloß geiſtlichen Weſen) und (wie dem
Weſen alſo auch der Regierung nach auf eine in-
dependente und unendliche Art) allein weiſen
(von dem alle widergeborne Menſchen, als Kin-
der des Lichts ihre Weisheit her haben) ſey Ehre
und Preis in Ewigkeit (wie insgemein fuͤr alle
ſeiner Kirche erwieſene unzehlbare Wohlthaten,
alſo auch inſonderheit die mir, Paulo, erzeigte
ſonderbare Gnade der Bekehrung und der Ver-
ordnung zum Apoſtel-Amt, und fuͤr den darin-
nen geleiſteten kraͤftigen Beyſtand und geſchenck-
ten vielen Segen) Amen. (das heißt ja, ja, es
ſoll alſo geſchehen von allen Glaͤubigen, welche
GOtt ein ewiges Hallelujah ſingen werden.)
Anmerckungen.
1. Daß der Apoſtel dieſe Doxologie,
oder Danckſagung gegen GOTT, welche ſonſt
zum Beſchluſſe gehoͤret, bald nach dem Anfange
des Briefes ſetzet, damit zeiget er die Fuͤlle ſeines
dringenden Affects an, ſonderlich in Anſehung
der ihm erwieſnen groſſen Gnade; wie denn dis
die Art der Wahrhaftig bekehrten iſt, daß ſie
GOtt ein beſtaͤndiges Danckopfer bringen.
2. GOtt, als dem ewigen Koͤnige, ein Lob-
Opfer bringen, iſt, wenn es in der Wahrheit ge-
ſchiehet, eine Anzeigung, daß man ſeines Reichs
Unterthan, ja ein Reichs-Genoſſe JEſu Chri-
ſti iſt nach Offenb. 1, 5. 6. 3, 21. 5, 9. 10.
3. Wenn wir in uns bey hoͤherem Alter die
merckliche Abnahme der Kraͤfte, und alſo in dem
aͤuſſerlichen Menſchen φθορὰν die Vergaͤnglich-
keit mehr und mehr finden; ſo haben wir ſo viel-
mehr unſer Hertz und Hoffnung zu dem unver-
gaͤnglichen GOtt und der ἀφθαρσία, zu dem
unvergaͤnglichen Weſen, welches wir von
ihm und in ihm zu erwarten haben, zu richten
2 Tim. 1, 10.
4. Werden einem Glaubigen im Alter die
Augen des Leibes nach und nach verdunckelt; ſo
hat er die Glaubens-Augen ſo vielmehr auf den
unſichtbaren GOtt und in ihm auf das unſichtba-
re Gut zu richten. 2 Cor. 4, 17. 18.
5. Da das Wort Ewigkeit im Griechi-
ſchen ausgedrucket wird durch die Worte ἐις τοὺς
ἀιῶνας τῶν ἀιώνων, in die Ewigkeit der
Ewigkeiten, ſo wird damit angezeiget, daß in
dem unendlichen Fluſſe der Ewigkeit eine uner-
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wir es denn ſelbſt in unſerm ſchwachen Begriffe
alſo zu finden pflegen, daß, wenn wir mit unſern
Gedancken in die Ewigkeit hinein gehen, wir,
wenn wir aufs weiteſte weg gedacht haben, wider
von neuen anheben und einen Abgrund nach dem
andern finden. Wohl dem, der in wuͤrdiger
Betrachtung der Ewigkeit ſeine dahin fuͤhrende
ſo ſehr kurtze Lebens-Zeit wohl anwendet!
6. Ein ieglicher glaͤubiger Leſer vereiniget
billig ſein Amen mit dem Pauliniſchen, ſonder-
lich unter dem aufrichtigen Vorſatze, daß er das
vorhergehende mit dem folgenden in dieſem gan-
tzen Briefe wohl erwegen, und in getreuer Ausuͤ-
bung zum Lobe GOttes anlegen wolle.
V. 18.
Dis Gebot (deſſen der falſchen Lehre ent-
gegen zuſetzende Haupt-Summa bereits V. 6.
angefuͤhret iſt) befehle ich dir (παρατίθημι,
gebe es dir zur Beylage) mein Sohn Timo-
thee, nach den vorigen Weiſſagungen
uͤber dir (mit voller Zuverſicht, du werdeſt dich
alſo halten, wie von dir durch Eingebung des
Heiligen Geiſtes vorher geſaget worden) daß
du in denſelben (Weiſſagungen, oder nach
denſelben, wie es ihnen und den vorhergeſagten
Sachen gemaͤß iſt) eine gute Kitterſchaft
uͤbeſt (einen guten Kampf kaͤmpfeſt zur Zerſtoͤ-
rung des Reichs des Satans und zur Aufrich-
tung des Reichs Chriſti.)
Anmerckungen.
1. Nachdem der Apoſtel gleich anfangs V.
3. 4. 5. bezeuget hat, wie daß er Timotheo eine
Inſtruction gegeben, nach welcher er ſich in ſei-
ner Abweſenheit zu Epheſus richten ſolle, im Ge-
genſatze gegen die falſche Lehre, und bey Gelegen-
heit ſolcher Worte auf andere damit verwandte
Materien gekommen war: ſo ſiehet er nun mit
dieſen Worten wieder zuruͤck auf den gedachten
erſten Anfang des Briefes. Und da er eben der
anders Lehrenden nur uͤberhaupt gedacht hatte,
ſo gedencket er hie V. 20 zweyer falſcher Lehrer
vor andern namentlich.
2. Was Paulus Timotheo als eine Bey-
lage anbefohlen, das iſt noch itzo allen treuen
Lehrern und Zuhoͤrern zum Vortrage und zur
Ausuͤbung uͤbergeben.
3. Da Paulus Timotheum zum Gefehrten
und Mitarbeiter bey noch gar jungem Alter zu ſich
genommen Apoſt. Geſch. 16, 2. 3. da hat der
Heilige Geiſt durch die, welche eine auſſerordent-
liche Prophetiſche Gabe hatten, von Timothei
ſeiner kuͤnftigen Amts-Treue viel gutes laſſen be-
zeuget werden. Und zu gleicher Zeit iſt er auch in
der Gemeine von Paulo und den Aelteſten, unter
Anrufung des goͤttlichen Namens, mit Auflegung
der Haͤnde zum Evangeliſten, oder ordentlichen
Gehuͤlfen Pauli, nach GOttes Willen verord-
net worden; und zwar alſo, daß er denn als von
GOtt aufs neue mit einem beſondern Maſſe der
Gnaden-Gaben beſeliget worden. Darauf ge-
hen die Oerter 1 Tim. 4, 14. Laß nicht aus
der Acht die Gabe, die dir gegeben iſt
durch die Weiſſagung mit Handauflegung
der Aelteſten. Und 2 Tim. 1, 6. Jch erin-
nere dich, daß du erweckeſt die Gabe
GOttes, die in dir iſt durch Auflegung
meiner Haͤnde.
4. Obgleich die goͤttlichen Vorherſagun-
gen ihre Gewißheit in der Allwiſſenheit ha-
ben; ſo bringen ſie doch der Sache, darauf ſie
gehen, keine Nothwendigkeit, daß ſie deswe-
gen geſchehen muͤſſe. Denn haͤtte Paulus die
Vorherſagung und vorhergeſchehene Anzeigung
zum Grunde der nothwendigen Folge geſetzet, ſo
wuͤrde er Timotheum nicht einmal ermahnet ha-
ben, oder haben ermahnen duͤrfen. Er wuſte
hingegen wohl, daß die Ordnung der Treue, wel-
che er in ſeiner Freyheit hatte, zum Grunde der
Prædiction lage. Darum er Timotheum auf
dieſe Ordnung fuͤhret.
5. Jſt
M 2
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/93>, abgerufen am 16.06.2024.
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