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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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sehen haben. Jch werde Sie bitten, die-
ses Amt, mit allem was dazu gehört, auch
in diesem Hause zu führen. Sie werden
mich dadurch sehr verbinden; indem ich
gesinnet bin, alle meine Muße für das
Beste unsrer kleinen Herrschaft zu verwen-
den. Jch setze dieses nicht allein darinn,
Güte und Gerechtigkeit auszuüben, son-
dern auch in der Untersuchung: ob nicht
die Umstände meiner Unterthanen in an-
drer Austheilung der Güther, in Besor-
gung der Schulen, des Feldbaues und
der Viehzucht zu verbessern seyen? Jch
habe mir von allen diesen Theilen einige
Kenntniß erworben; denn in dem glückli-
chen Mittelstande der menschlichen Gesell-
schaft, worinn ich gebohren wurde, sieht
man die Anbauung des Geistes, und die
Ausübung der meisten Tugenden nicht nur
als Pflichten, sondern auch als den Grund
unsers Wohlergehens an; und ich werde
mich dieser Vortheile allezeit dankbarlich
erinnern, weil ich Jhnen das unschätz-
bare Glück Jhrer Liebe schuldig bin. Wä-
re ich mit dem Rang und Vermögen ge-

bohren

ſehen haben. Jch werde Sie bitten, die-
ſes Amt, mit allem was dazu gehoͤrt, auch
in dieſem Hauſe zu fuͤhren. Sie werden
mich dadurch ſehr verbinden; indem ich
geſinnet bin, alle meine Muße fuͤr das
Beſte unſrer kleinen Herrſchaft zu verwen-
den. Jch ſetze dieſes nicht allein darinn,
Guͤte und Gerechtigkeit auszuuͤben, ſon-
dern auch in der Unterſuchung: ob nicht
die Umſtaͤnde meiner Unterthanen in an-
drer Austheilung der Guͤther, in Beſor-
gung der Schulen, des Feldbaues und
der Viehzucht zu verbeſſern ſeyen? Jch
habe mir von allen dieſen Theilen einige
Kenntniß erworben; denn in dem gluͤckli-
chen Mittelſtande der menſchlichen Geſell-
ſchaft, worinn ich gebohren wurde, ſieht
man die Anbauung des Geiſtes, und die
Ausuͤbung der meiſten Tugenden nicht nur
als Pflichten, ſondern auch als den Grund
unſers Wohlergehens an; und ich werde
mich dieſer Vortheile allezeit dankbarlich
erinnern, weil ich Jhnen das unſchaͤtz-
bare Gluͤck Jhrer Liebe ſchuldig bin. Waͤ-
re ich mit dem Rang und Vermoͤgen ge-

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[42/0068] ſehen haben. Jch werde Sie bitten, die- ſes Amt, mit allem was dazu gehoͤrt, auch in dieſem Hauſe zu fuͤhren. Sie werden mich dadurch ſehr verbinden; indem ich geſinnet bin, alle meine Muße fuͤr das Beſte unſrer kleinen Herrſchaft zu verwen- den. Jch ſetze dieſes nicht allein darinn, Guͤte und Gerechtigkeit auszuuͤben, ſon- dern auch in der Unterſuchung: ob nicht die Umſtaͤnde meiner Unterthanen in an- drer Austheilung der Guͤther, in Beſor- gung der Schulen, des Feldbaues und der Viehzucht zu verbeſſern ſeyen? Jch habe mir von allen dieſen Theilen einige Kenntniß erworben; denn in dem gluͤckli- chen Mittelſtande der menſchlichen Geſell- ſchaft, worinn ich gebohren wurde, ſieht man die Anbauung des Geiſtes, und die Ausuͤbung der meiſten Tugenden nicht nur als Pflichten, ſondern auch als den Grund unſers Wohlergehens an; und ich werde mich dieſer Vortheile allezeit dankbarlich erinnern, weil ich Jhnen das unſchaͤtz- bare Gluͤck Jhrer Liebe ſchuldig bin. Waͤ- re ich mit dem Rang und Vermoͤgen ge- bohren

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/68>, abgerufen am 28.04.2024.