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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.

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und erregte sie, mit ursprünglicher Hoheit, der man nie
das Angelernte ansieht, verrichtete er nach wie vor sein
Amt; die Poeten bestach er mit himmlischem Golde --
er ist der uralte Absolutismus. Ein rüstiger Jüngling,
der noch nichts hat, aber Alles erwerben will und das
Meiste entbehren kann, ein platter Cyniker trat der
Protestantismus auf, ward altklug, verschrumpfte."

etc. etc.

Soviel aus dem Briefe Constantins. Ich habe
Manches weggestrichen, weil es für Euren Kreis zu
bunt, zu ausschweifend war; daß ich die Meinung des
Briefes in vielen Dingen theile, weißt Du. Meine
eigne Richtung ist es im Grunde aber nicht. Das
Princip, welches wie das Blut durch alle meine Ansich¬
ten rollt, ist die Freiheit. Ich will sie auch in reli¬
giösen Dingen. Man soll mir und Allen gestatten,
zu glauben was ich will -- wer einen Teufel braucht,
der soll ihn haben. Ihn beglückt der Teufel und die
Sünde. Ich hasse das Schematisiren, das Zusammen¬
drücken der Menschen zu einem Knäuel. Bildet das
Volk, damit es keines Popanzes mehr bedarf -- Euren
theologischen Weg mißbillige auch ich. Auf ihm kommt
das Volk zu keiner geistigen Freiheit. Bildet das Ge¬

und erregte ſie, mit urſprünglicher Hoheit, der man nie
das Angelernte anſieht, verrichtete er nach wie vor ſein
Amt; die Poeten beſtach er mit himmliſchem Golde —
er iſt der uralte Abſolutismus. Ein rüſtiger Jüngling,
der noch nichts hat, aber Alles erwerben will und das
Meiſte entbehren kann, ein platter Cyniker trat der
Proteſtantismus auf, ward altklug, verſchrumpfte.“

ꝛc. ꝛc.

Soviel aus dem Briefe Conſtantins. Ich habe
Manches weggeſtrichen, weil es für Euren Kreis zu
bunt, zu ausſchweifend war; daß ich die Meinung des
Briefes in vielen Dingen theile, weißt Du. Meine
eigne Richtung iſt es im Grunde aber nicht. Das
Princip, welches wie das Blut durch alle meine Anſich¬
ten rollt, iſt die Freiheit. Ich will ſie auch in reli¬
giöſen Dingen. Man ſoll mir und Allen geſtatten,
zu glauben was ich will — wer einen Teufel braucht,
der ſoll ihn haben. Ihn beglückt der Teufel und die
Sünde. Ich haſſe das Schematiſiren, das Zuſammen¬
drücken der Menſchen zu einem Knäuel. Bildet das
Volk, damit es keines Popanzes mehr bedarf — Euren
theologiſchen Weg mißbillige auch ich. Auf ihm kommt
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[140/0152] und erregte ſie, mit urſprünglicher Hoheit, der man nie das Angelernte anſieht, verrichtete er nach wie vor ſein Amt; die Poeten beſtach er mit himmliſchem Golde — er iſt der uralte Abſolutismus. Ein rüſtiger Jüngling, der noch nichts hat, aber Alles erwerben will und das Meiſte entbehren kann, ein platter Cyniker trat der Proteſtantismus auf, ward altklug, verſchrumpfte.“ ꝛc. ꝛc. Soviel aus dem Briefe Conſtantins. Ich habe Manches weggeſtrichen, weil es für Euren Kreis zu bunt, zu ausſchweifend war; daß ich die Meinung des Briefes in vielen Dingen theile, weißt Du. Meine eigne Richtung iſt es im Grunde aber nicht. Das Princip, welches wie das Blut durch alle meine Anſich¬ ten rollt, iſt die Freiheit. Ich will ſie auch in reli¬ giöſen Dingen. Man ſoll mir und Allen geſtatten, zu glauben was ich will — wer einen Teufel braucht, der ſoll ihn haben. Ihn beglückt der Teufel und die Sünde. Ich haſſe das Schematiſiren, das Zuſammen¬ drücken der Menſchen zu einem Knäuel. Bildet das Volk, damit es keines Popanzes mehr bedarf — Euren theologiſchen Weg mißbillige auch ich. Auf ihm kommt das Volk zu keiner geiſtigen Freiheit. Bildet das Ge¬

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/152>, abgerufen am 30.04.2024.