ten würde. Nichts hat aber durch das Schauspiel mehr gelitten, als der Komment, und die Orden. Denn die Verbindungen der Spielenden waren nun viel fester, als die der Orden, und über den Kom- ment wurde gelacht. Eulerkapper hatte auch mehr Ruhe. Der Ton war Frivolität.
Bei Gelegenheit der Komödie lernte ich ein ge- wisses Bürgermädchen näher kennen, welches von der Zeit an mein Umgang wurde. Dieser Umgang hat mir viel Geld gekostet: ich mußte bald dieses, bald jenes für sie kaufen, und ihr bald so, bald an- ders ein Vergnügen machen. Dadurch gerieth ich immer tiefer in Schulden. Ich rathe jedem, der dies lieset, ja nicht auf Universitäten eine Liebschaft zu unterhalten: es kommt nichts dabei heraus, als Skandal, und wenn ja das Ding ohne Skandal ab- geht; so sind Schulden allemal das Ende vom Lie- de. Die meisten Nymphen, welche sich mit Stu- denten abgeben, wollen von ihnen ziehen, halten es eben darum mit mehrerern, und lachen hernach die geprellten Mosjees in die Faust aus. Ich wußte das Ding recht gut, und ließ mich doch prellen: denn meine Liebschaft mit Gretchen Krauskopf war nichts weniger, als solide.
An dem Hrn. Regierungsrath Schlettwein, welcher diesen Sommer nebst dem armen Sünder, Breitenstein, Professor in Gießen geworden
ten wuͤrde. Nichts hat aber durch das Schauſpiel mehr gelitten, als der Komment, und die Orden. Denn die Verbindungen der Spielenden waren nun viel feſter, als die der Orden, und uͤber den Kom- ment wurde gelacht. Eulerkapper hatte auch mehr Ruhe. Der Ton war Frivolitaͤt.
Bei Gelegenheit der Komoͤdie lernte ich ein ge- wiſſes Buͤrgermaͤdchen naͤher kennen, welches von der Zeit an mein Umgang wurde. Dieſer Umgang hat mir viel Geld gekoſtet: ich mußte bald dieſes, bald jenes fuͤr ſie kaufen, und ihr bald ſo, bald an- ders ein Vergnuͤgen machen. Dadurch gerieth ich immer tiefer in Schulden. Ich rathe jedem, der dies lieſet, ja nicht auf Univerſitaͤten eine Liebſchaft zu unterhalten: es kommt nichts dabei heraus, als Skandal, und wenn ja das Ding ohne Skandal ab- geht; ſo ſind Schulden allemal das Ende vom Lie- de. Die meiſten Nymphen, welche ſich mit Stu- denten abgeben, wollen von ihnen ziehen, halten es eben darum mit mehrerern, und lachen hernach die geprellten Mosjees in die Fauſt aus. Ich wußte das Ding recht gut, und ließ mich doch prellen: denn meine Liebſchaft mit Gretchen Krauskopf war nichts weniger, als ſolide.
An dem Hrn. Regierungsrath Schlettwein, welcher dieſen Sommer nebſt dem armen Suͤnder, Breitenſtein, Profeſſor in Gießen geworden
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0247"n="233"/>
ten wuͤrde. Nichts hat aber durch das Schauſpiel<lb/>
mehr gelitten, als der Komment, und die Orden.<lb/>
Denn die Verbindungen der Spielenden waren nun<lb/>
viel feſter, als die der Orden, und uͤber den Kom-<lb/>
ment wurde gelacht. Eulerkapper hatte auch mehr<lb/>
Ruhe. Der Ton war Frivolitaͤt.</p><lb/><p>Bei Gelegenheit der Komoͤdie lernte ich ein ge-<lb/>
wiſſes Buͤrgermaͤdchen naͤher kennen, welches von<lb/>
der Zeit an mein Umgang wurde. Dieſer Umgang<lb/>
hat mir viel Geld gekoſtet: ich mußte bald dieſes,<lb/>
bald jenes fuͤr ſie kaufen, und ihr bald ſo, bald an-<lb/>
ders ein Vergnuͤgen machen. Dadurch gerieth ich<lb/>
immer tiefer in Schulden. Ich rathe jedem, der<lb/>
dies lieſet, ja nicht auf Univerſitaͤten eine Liebſchaft<lb/>
zu unterhalten: es kommt nichts dabei heraus, als<lb/>
Skandal, und wenn ja das Ding ohne Skandal ab-<lb/>
geht; ſo ſind Schulden allemal das Ende vom Lie-<lb/>
de. Die meiſten Nymphen, welche ſich mit Stu-<lb/>
denten abgeben, wollen von ihnen ziehen, halten es<lb/>
eben darum mit mehrerern, und lachen hernach die<lb/>
geprellten Mosjees in die Fauſt aus. Ich wußte das<lb/>
Ding recht gut, und ließ mich doch prellen: denn<lb/>
meine Liebſchaft mit Gretchen Krauskopf war nichts<lb/>
weniger, als ſolide.</p><lb/><p>An dem Hrn. Regierungsrath <hirendition="#g">Schlettwein</hi>,<lb/>
welcher dieſen Sommer nebſt dem armen Suͤnder,<lb/><hirendition="#g">Breitenſtein</hi>, Profeſſor in Gießen geworden<lb/></p></div></body></text></TEI>
[233/0247]
ten wuͤrde. Nichts hat aber durch das Schauſpiel
mehr gelitten, als der Komment, und die Orden.
Denn die Verbindungen der Spielenden waren nun
viel feſter, als die der Orden, und uͤber den Kom-
ment wurde gelacht. Eulerkapper hatte auch mehr
Ruhe. Der Ton war Frivolitaͤt.
Bei Gelegenheit der Komoͤdie lernte ich ein ge-
wiſſes Buͤrgermaͤdchen naͤher kennen, welches von
der Zeit an mein Umgang wurde. Dieſer Umgang
hat mir viel Geld gekoſtet: ich mußte bald dieſes,
bald jenes fuͤr ſie kaufen, und ihr bald ſo, bald an-
ders ein Vergnuͤgen machen. Dadurch gerieth ich
immer tiefer in Schulden. Ich rathe jedem, der
dies lieſet, ja nicht auf Univerſitaͤten eine Liebſchaft
zu unterhalten: es kommt nichts dabei heraus, als
Skandal, und wenn ja das Ding ohne Skandal ab-
geht; ſo ſind Schulden allemal das Ende vom Lie-
de. Die meiſten Nymphen, welche ſich mit Stu-
denten abgeben, wollen von ihnen ziehen, halten es
eben darum mit mehrerern, und lachen hernach die
geprellten Mosjees in die Fauſt aus. Ich wußte das
Ding recht gut, und ließ mich doch prellen: denn
meine Liebſchaft mit Gretchen Krauskopf war nichts
weniger, als ſolide.
An dem Hrn. Regierungsrath Schlettwein,
welcher dieſen Sommer nebſt dem armen Suͤnder,
Breitenſtein, Profeſſor in Gießen geworden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/247>, abgerufen am 05.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.