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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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bisherige Direktor Klein abging, um in Berlin
das Amt eines Tribunalraths zu übernehmen.
Herr Klein hatte nie das Zutrauen der Studenten
gehabt -- a potiori nämlich -- ich mag aber nicht
untersuchen, ob er selbst oder vielmehr die Studen-
ten an diesem Mißverständniß Schuld waren. Hr.
G. R. Meckel führte aber sein Prorektorat so, daß
jederman, die Studenten und die Bürger, voll-
kommen damit zufrieden waren. Herr Meckel ist
ein Mann, welcher stets mit Arbeiten zum Besten
der Leidenden, gleichsam überladen ist. Kleinig-
keiten ließ er also sobald durch, als es nur immer
möglich war, und befolgte bey der Untersuchung
der Vergehungen gewisse Grundsätze, welche den
wahren Zweck des Prorektorats, nämlich die Erhal-
tung der öffentlichen Ruhe und der guten Sitten,
ungemein beförderten. Das Meckelische Prorekto-
tat ging vorüber ohne ein einziges auffallendes
Skandal, und Herr Klappenbach, der Oberauf-
seher der Karzer, versicherte, daß er nie weniger,
als während dieser Zeit, verdient habe. Ich glaubs
ihm gerne: denn Meckel besann sich erst, ehe er
jemand aufs Karzer schickte, wo die Studenten so
recht eigentlich gestraft, das heißt um ihr Geld,
und um ihre Zeit gebracht werden.

Professor Jakob ward Prorektor nach Meckel,
und gleich anfangs trug man sich mit allerhand Ge-

bisherige Direktor Klein abging, um in Berlin
das Amt eines Tribunalraths zu uͤbernehmen.
Herr Klein hatte nie das Zutrauen der Studenten
gehabt — a potiori naͤmlich — ich mag aber nicht
unterſuchen, ob er ſelbſt oder vielmehr die Studen-
ten an dieſem Mißverſtaͤndniß Schuld waren. Hr.
G. R. Meckel fuͤhrte aber ſein Prorektorat ſo, daß
jederman, die Studenten und die Buͤrger, voll-
kommen damit zufrieden waren. Herr Meckel iſt
ein Mann, welcher ſtets mit Arbeiten zum Beſten
der Leidenden, gleichſam uͤberladen iſt. Kleinig-
keiten ließ er alſo ſobald durch, als es nur immer
moͤglich war, und befolgte bey der Unterſuchung
der Vergehungen gewiſſe Grundſaͤtze, welche den
wahren Zweck des Prorektorats, naͤmlich die Erhal-
tung der oͤffentlichen Ruhe und der guten Sitten,
ungemein befoͤrderten. Das Meckeliſche Prorekto-
tat ging voruͤber ohne ein einziges auffallendes
Skandal, und Herr Klappenbach, der Oberauf-
ſeher der Karzer, verſicherte, daß er nie weniger,
als waͤhrend dieſer Zeit, verdient habe. Ich glaubs
ihm gerne: denn Meckel beſann ſich erſt, ehe er
jemand aufs Karzer ſchickte, wo die Studenten ſo
recht eigentlich geſtraft, das heißt um ihr Geld,
und um ihre Zeit gebracht werden.

Profeſſor Jakob ward Prorektor nach Meckel,
und gleich anfangs trug man ſich mit allerhand Ge-

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[302/0310] bisherige Direktor Klein abging, um in Berlin das Amt eines Tribunalraths zu uͤbernehmen. Herr Klein hatte nie das Zutrauen der Studenten gehabt — a potiori naͤmlich — ich mag aber nicht unterſuchen, ob er ſelbſt oder vielmehr die Studen- ten an dieſem Mißverſtaͤndniß Schuld waren. Hr. G. R. Meckel fuͤhrte aber ſein Prorektorat ſo, daß jederman, die Studenten und die Buͤrger, voll- kommen damit zufrieden waren. Herr Meckel iſt ein Mann, welcher ſtets mit Arbeiten zum Beſten der Leidenden, gleichſam uͤberladen iſt. Kleinig- keiten ließ er alſo ſobald durch, als es nur immer moͤglich war, und befolgte bey der Unterſuchung der Vergehungen gewiſſe Grundſaͤtze, welche den wahren Zweck des Prorektorats, naͤmlich die Erhal- tung der oͤffentlichen Ruhe und der guten Sitten, ungemein befoͤrderten. Das Meckeliſche Prorekto- tat ging voruͤber ohne ein einziges auffallendes Skandal, und Herr Klappenbach, der Oberauf- ſeher der Karzer, verſicherte, daß er nie weniger, als waͤhrend dieſer Zeit, verdient habe. Ich glaubs ihm gerne: denn Meckel beſann ſich erſt, ehe er jemand aufs Karzer ſchickte, wo die Studenten ſo recht eigentlich geſtraft, das heißt um ihr Geld, und um ihre Zeit gebracht werden. Profeſſor Jakob ward Prorektor nach Meckel, und gleich anfangs trug man ſich mit allerhand Ge-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/310>, abgerufen am 26.04.2024.