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Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

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gerinnet wieder zu Elementen. Siehe, der Him-
mel rollet sich angstvoll, wie ein Buch, zusammen,
und sein schüchternes Heer entflieht! -- Jm Mit-
telpunkt der ausgebrannten Sonne steckt die Nacht
die schwarze Fahne auf -- Julius, Julius, um-
arme mich, daß wir mit einander vergehen.
Caecilia. O Gott, -- beste, beste Blanka,
laß uns gehn.
Blanka. (indem sie näher an den Leich-
nam tritt)
Ha, wie ruhig er schläft, der schöne
Schäfer! Laß uns einen Kranz winden, und
ihn dem Schlafenden aufs Haupt sezen, daß er,
wenn er erwacht, unter den Schäferinnen eine
suche, die vor ihm erröthe! (leise) aber ich
werde zu laut! Pst! Pst! daß der schöne Schä-
fer nicht erwache! (geht schleichend mit Caecilia
und der Nonne ab)
Fünfter Auftritt.
Fürst. Erzbischoff.
(Der Fürst drängt sich herein -- Der Erz-
bischoff will ihn daran verhindern)
Fürst. Laß mich, laß mich!
Erzbischoff. Nein, Brudcr, Du darfst
nicht in den Saal, Dein Schmerz ist zu groß!


gerinnet wieder zu Elementen. Siehe, der Him-
mel rollet ſich angſtvoll, wie ein Buch, zuſammen,
und ſein ſchuͤchternes Heer entflieht! — Jm Mit-
telpunkt der ausgebrannten Sonne ſteckt die Nacht
die ſchwarze Fahne auf — Julius, Julius, um-
arme mich, daß wir mit einander vergehen.
Caecilia. O Gott, — beſte, beſte Blanka,
laß uns gehn.
Blanka. (indem ſie naͤher an den Leich-
nam tritt)
Ha, wie ruhig er ſchlaͤft, der ſchoͤne
Schaͤfer! Laß uns einen Kranz winden, und
ihn dem Schlafenden aufs Haupt ſezen, daß er,
wenn er erwacht, unter den Schaͤferinnen eine
ſuche, die vor ihm erroͤthe! (leiſe) aber ich
werde zu laut! Pſt! Pſt! daß der ſchoͤne Schaͤ-
fer nicht erwache! (geht ſchleichend mit Caecilia
und der Nonne ab)
Fuͤnfter Auftritt.
Fuͤrſt. Erzbiſchoff.
(Der Fuͤrſt draͤngt ſich herein — Der Erz-
biſchoff will ihn daran verhindern)
Fuͤrſt. Laß mich, laß mich!
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[102/0106] gerinnet wieder zu Elementen. Siehe, der Him- mel rollet ſich angſtvoll, wie ein Buch, zuſammen, und ſein ſchuͤchternes Heer entflieht! — Jm Mit- telpunkt der ausgebrannten Sonne ſteckt die Nacht die ſchwarze Fahne auf — Julius, Julius, um- arme mich, daß wir mit einander vergehen. Caecilia. O Gott, — beſte, beſte Blanka, laß uns gehn. Blanka. (indem ſie naͤher an den Leich- nam tritt) Ha, wie ruhig er ſchlaͤft, der ſchoͤne Schaͤfer! Laß uns einen Kranz winden, und ihn dem Schlafenden aufs Haupt ſezen, daß er, wenn er erwacht, unter den Schaͤferinnen eine ſuche, die vor ihm erroͤthe! (leiſe) aber ich werde zu laut! Pſt! Pſt! daß der ſchoͤne Schaͤ- fer nicht erwache! (geht ſchleichend mit Caecilia und der Nonne ab) Fuͤnfter Auftritt. Fuͤrſt. Erzbiſchoff. (Der Fuͤrſt draͤngt ſich herein — Der Erz- biſchoff will ihn daran verhindern) Fuͤrſt. Laß mich, laß mich! Erzbiſchoff. Nein, Brudcr, Du darfſt nicht in den Saal, Dein Schmerz iſt zu groß!

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Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/106>, abgerufen am 29.04.2024.