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Magirus, Johannes: Christliche und getreue Warnung vor dem falschen calvinischen Wegweiser Georg Hanfelds. Tübingen, 1592.

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Luth. ibid.

Daß aber D. Luther in seiner Postill weitter schreibt: Die Menschheit Pag 332. 344.Christi hab eben / wie ein anderer heiliger Mensch / nicht alle zeit alle ding gedacht / gewöllt / gemerckt / wie ettliche einen Allmächtigen Menschen auß jhm machen / vnd mengen die zwo Naturen vnnd jhre Werck in In expos. Euang. Dom. intra Nat.einander vnweißlich. Item / Es haben ettliche einen Artickel des Glaubens gedichtet / daß Christus im ersten augenblick seiner Empfängnus sey voller Weißheit vnd Geists gewesen / daß nichts mehr het hinein mögen.] Weist erstlich Hanfeld selbs / vnd bekennet / Lutherus hab dises wider Schwenckfelden geschriben. Weil aber vnser Lehr mit Schwenckfelds Pag. 334.Irrthumb nichts zuthun hat / (dessen gleichwol Hanfelds abermal / doch mit vngrund / vns bezüchtiget) so gehet auch vns Lutheri warnung nicht an / [Daß man / nemlich / die eigne erträumte Artickel des Glaubens soll lassen fahren / als menschliche Narrheit / die Göttlicher Warheit vil zugering ist / ein Maß vnnd Richtschnur zugeben] sonder des Schwenckfelds discipulos. Vnnd möchte Hanfeld jhm selbs die Regul auch behalten / vnd sich hüten / ausser Gottes Wort keine Artickel des Glaubens zudichten. Darnach so redet D. Luther von der Knechtsgestalt Christi / vnnd dem stand seiner ernidrigung / in welchem Christus freylich nicht alles zu aller zeit gewüßt hat / nach seiner Menschheit / oder vermöcht / welches wir auch bekennen / aber darauß folget gar nicht / daß D. Luther mit disen worten dise Allwissenheit vnnd Allmacht CHristo nach der menschlichen Natur habe gar abgesprochen / auch jetzo im stand der Glory: Sonder das Widerspil schreibt er / da er den Spruch des 8. Psalmen (was ist der Postill. Eccl. Serm. de ascens. Christi.Mensch / daß du sein gedenckest / etc?) erklärt mit disen worten: Soll nun alles dem Menschen vnderthon sein / vnnd zu fussen ligen / so muß er dahin sitzen / da er in die gantze Welt / Himmel vnd Hell / vnd in alle Hertzen / alle Sünd vnd Gerechtigkeit sehen / vnnd nicht allein alles sehen / sonder auch darnach regieren könne? Auß welchem offenbar ist / daß D. Luthers Kirchenpostill an obgesetzten zweien orten / vnd seine Streitschrifften wider die Zwinglianer / nicht wider einander sind: sonder daß er eben das jenig von der Allmacht vnnd Allwissenheit der menschlichen Natur Christi / in seiner Kirchenpostill / wie auch andern seinen Lehrschrifften / sonderlich / was er vber die letste wort Dauids / vnnd vber den 110. Psalm geschriben / habe gelehrt / was er auch in seinen Streitschrifften wider die Zwinglianer verfochten hat. Vnd ist ja dem Hanfeld in Ewigkeit vnmüglich zubeweisen Pag. 335./ daß D. Luther seine Lehr von der Maiestet des Menschen Christi je-

Luth. ibid.

Daß aber D. Luther in seiner Postill weitter schreibt: Die Menschheit Pag 332. 344.Christi hab eben / wie ein anderer heiliger Mensch / nicht alle zeit alle ding gedacht / gewöllt / gemerckt / wie ettliche einen Allmächtigen Menschen auß jhm machen / vnd mengen die zwo Naturen vnnd jhre Werck in In expos. Euang. Dom. intra Nat.einander vnweißlich. Item / Es haben ettliche einen Artickel des Glaubens gedichtet / daß Christus im ersten augenblick seiner Empfängnus sey voller Weißheit vnd Geists gewesen / daß nichts mehr het hinein mögen.] Weist erstlich Hanfeld selbs / vnd bekennet / Lutherus hab dises wider Schwenckfelden geschriben. Weil aber vnser Lehr mit Schwenckfelds Pag. 334.Irrthumb nichts zuthun hat / (dessen gleichwol Hanfelds abermal / doch mit vngrund / vns bezüchtiget) so gehet auch vns Lutheri warnung nicht an / [Daß man / nemlich / die eigne erträumte Artickel des Glaubens soll lassen fahren / als menschliche Narrheit / die Göttlicher Warheit vil zugering ist / ein Maß vnnd Richtschnur zugeben] sonder des Schwenckfelds discipulos. Vnnd möchte Hanfeld jhm selbs die Regul auch behalten / vnd sich hüten / ausser Gottes Wort keine Artickel des Glaubens zudichten. Darnach so redet D. Luther von der Knechtsgestalt Christi / vnnd dem stand seiner ernidrigung / in welchem Christus freylich nicht alles zu aller zeit gewüßt hat / nach seiner Menschheit / oder vermöcht / welches wir auch bekennen / aber darauß folget gar nicht / daß D. Luther mit disen worten dise Allwissenheit vnnd Allmacht CHristo nach der menschlichen Natur habe gar abgesprochen / auch jetzo im stand der Glory: Sonder das Widerspil schreibt er / da er den Spruch des 8. Psalmen (was ist der Postill. Eccl. Serm. de ascens. Christi.Mensch / daß du sein gedenckest / etc?) erklärt mit disen worten: Soll nun alles dem Menschen vnderthon sein / vnnd zu fussen ligen / so muß er dahin sitzen / da er in die gantze Welt / Himmel vnd Hell / vnd in alle Hertzen / alle Sünd vnd Gerechtigkeit sehen / vnnd nicht allein alles sehen / sonder auch darnach regieren könne? Auß welchem offenbar ist / daß D. Luthers Kirchenpostill an obgesetzten zweien orten / vnd seine Streitschrifften wider die Zwinglianer / nicht wider einander sind: sonder daß er eben das jenig von der Allmacht vnnd Allwissenheit der menschlichen Natur Christi / in seiner Kirchenpostill / wie auch andern seinen Lehrschrifften / sonderlich / was er vber die letste wort Dauids / vnnd vber den 110. Psalm geschriben / habe gelehrt / was er auch in seinen Streitschrifften wider die Zwinglianer verfochten hat. Vnd ist ja dem Hanfeld in Ewigkeit vnmüglich zubeweisen Pag. 335./ daß D. Luther seine Lehr von der Maiestet des Menschen Christi je-

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                     Glaubens gedichtet / daß Christus im ersten augenblick seiner Empfängnus sey
                     voller Weißheit vnd Geists gewesen / daß nichts mehr het hinein mögen.] Weist
                     erstlich Hanfeld selbs / vnd bekennet / Lutherus hab dises wider Schwenckfelden
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                     abermal / doch mit vngrund / vns bezüchtiget) so gehet auch vns Lutheri warnung
                     nicht an / [Daß man / nemlich / die eigne erträumte Artickel des Glaubens soll
                     lassen fahren / als menschliche Narrheit / die Göttlicher Warheit vil zugering
                     ist / ein Maß vnnd Richtschnur zugeben] sonder des Schwenckfelds discipulos.
                     Vnnd möchte Hanfeld jhm selbs die Regul auch behalten / vnd sich hüten / ausser
                     Gottes Wort keine Artickel des Glaubens zudichten. Darnach so redet D. Luther
                     von der Knechtsgestalt Christi / vnnd dem stand seiner ernidrigung / in welchem
                     Christus freylich nicht alles zu aller zeit gewüßt hat / nach seiner Menschheit
                     / oder vermöcht / welches wir auch bekennen / aber darauß folget gar nicht / daß
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                     Menschen vnderthon sein / vnnd zu fussen ligen / so muß er dahin sitzen / da er
                     in die gantze Welt / Himmel vnd Hell / vnd in alle Hertzen / alle Sünd vnd
                     Gerechtigkeit sehen / vnnd nicht allein alles sehen / sonder auch darnach
                     regieren könne? Auß welchem offenbar ist / daß D. Luthers Kirchenpostill an
                     obgesetzten zweien orten / vnd seine Streitschrifften wider die Zwinglianer /
                     nicht wider einander sind: sonder daß er eben das jenig von der Allmacht vnnd
                     Allwissenheit der menschlichen Natur Christi / in seiner Kirchenpostill / wie
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[42/0044] Daß aber D. Luther in seiner Postill weitter schreibt: Die Menschheit Christi hab eben / wie ein anderer heiliger Mensch / nicht alle zeit alle ding gedacht / gewöllt / gemerckt / wie ettliche einen Allmächtigen Menschen auß jhm machen / vnd mengen die zwo Naturen vnnd jhre Werck in einander vnweißlich. Item / Es haben ettliche einen Artickel des Glaubens gedichtet / daß Christus im ersten augenblick seiner Empfängnus sey voller Weißheit vnd Geists gewesen / daß nichts mehr het hinein mögen.] Weist erstlich Hanfeld selbs / vnd bekennet / Lutherus hab dises wider Schwenckfelden geschriben. Weil aber vnser Lehr mit Schwenckfelds Irrthumb nichts zuthun hat / (dessen gleichwol Hanfelds abermal / doch mit vngrund / vns bezüchtiget) so gehet auch vns Lutheri warnung nicht an / [Daß man / nemlich / die eigne erträumte Artickel des Glaubens soll lassen fahren / als menschliche Narrheit / die Göttlicher Warheit vil zugering ist / ein Maß vnnd Richtschnur zugeben] sonder des Schwenckfelds discipulos. Vnnd möchte Hanfeld jhm selbs die Regul auch behalten / vnd sich hüten / ausser Gottes Wort keine Artickel des Glaubens zudichten. Darnach so redet D. Luther von der Knechtsgestalt Christi / vnnd dem stand seiner ernidrigung / in welchem Christus freylich nicht alles zu aller zeit gewüßt hat / nach seiner Menschheit / oder vermöcht / welches wir auch bekennen / aber darauß folget gar nicht / daß D. Luther mit disen worten dise Allwissenheit vnnd Allmacht CHristo nach der menschlichen Natur habe gar abgesprochen / auch jetzo im stand der Glory: Sonder das Widerspil schreibt er / da er den Spruch des 8. Psalmen (was ist der Mensch / daß du sein gedenckest / etc?) erklärt mit disen worten: Soll nun alles dem Menschen vnderthon sein / vnnd zu fussen ligen / so muß er dahin sitzen / da er in die gantze Welt / Himmel vnd Hell / vnd in alle Hertzen / alle Sünd vnd Gerechtigkeit sehen / vnnd nicht allein alles sehen / sonder auch darnach regieren könne? Auß welchem offenbar ist / daß D. Luthers Kirchenpostill an obgesetzten zweien orten / vnd seine Streitschrifften wider die Zwinglianer / nicht wider einander sind: sonder daß er eben das jenig von der Allmacht vnnd Allwissenheit der menschlichen Natur Christi / in seiner Kirchenpostill / wie auch andern seinen Lehrschrifften / sonderlich / was er vber die letste wort Dauids / vnnd vber den 110. Psalm geschriben / habe gelehrt / was er auch in seinen Streitschrifften wider die Zwinglianer verfochten hat. Vnd ist ja dem Hanfeld in Ewigkeit vnmüglich zubeweisen / daß D. Luther seine Lehr von der Maiestet des Menschen Christi je- Pag 332. 344. In expos. Euang. Dom. intra Nat. Pag. 334. Postill. Eccl. Serm. de ascens. Christi. Pag. 335.

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Zitationshilfe: Magirus, Johannes: Christliche und getreue Warnung vor dem falschen calvinischen Wegweiser Georg Hanfelds. Tübingen, 1592, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/magirus_warnung_1592/44>, abgerufen am 28.04.2024.