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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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lesset. Was wirdt er sagen/ wann er sehen solte so
viel alter Lappen am Narrenseyl ziehen. Aber al-
ter hilfft vor Thorheit nicht.

CCXXI. Von einem hundertjäri-
gen Bräutigam.

MAn find vnderweilen alte starcke Leut/
welche sich in jhrer Jugend Keusch vnd
messig gehalten/ deren man sonderlich
viel in Brabant/ Gothen vnd Schweden
haben mag. Ein Schiffmann/ so glaubwürdig/ er-
zehlet zu Stocholm/ er sey auff eines Manns Hoch-
zeit gewesen/ dessen Alter sich auff hundert Jar er-
streckt/ hab dreyssig Jar in der Ehe gelebet/ vnnd
zimlich viel Kinder in diesem Alter gezeuget: Dann
es sey ein Mann gewesen anzusehen von fünfftzig
Jahren. Jn Campanien ists nicht new/ daß ein
Mann von achtzig Jaren ein Weib nimbt/ vnnd
Kinder zeuget. Daher ist ein Mann seinem Alter
nicht vnfruchtbar im hohen Alter/ er hab dann in
der Jugend sich vnmessig gehalten. Leuin. Lemnius
de occultis naturae miraculis. lib. 4. cap.
24.

CCXXII. Von einem jungen Gesel-
len/ welcher trunckner weiß beyde
Elternermordet.

ZV Paritz war ein reicher junger Gesell/ der
bracht sein Leben mit sauffen/ spielen/ wol-
lüsten/ vnzucht vnd dergleichen zu. Nach der
hand gehet er nackent vnnd bloß/ schemt sich/
begibt sich in die Wälde/ vnnd hielt sich/ wie das
Wild/ im Gebirg. Da er nun hunger vnnd armuth
leiden solte/ gedacht er hin vnnd her: Der Teuf-
fel macht sich zu jhm/ vnnd sagte/ du verlohrnes
Kind/ wie bist du so allein/ bist bekümmert/

vnd
P ij

leſſet. Was wirdt er ſagen/ wann er ſehen ſolte ſo
viel alter Lappen am Narrenſeyl ziehen. Aber al-
ter hilfft vor Thorheit nicht.

CCXXI. Von einem hundertjaͤri-
gen Braͤutigam.

MAn find vnderweilen alte ſtarcke Leut/
welche ſich in jhrer Jugend Keuſch vnd
meſſig gehalten/ deren man ſonderlich
viel in Brabant/ Gothen vñ Schweden
haben mag. Ein Schiffmann/ ſo glaubwuͤrdig/ er-
zehlet zu Stocholm/ er ſey auff eines Mañs Hoch-
zeit geweſen/ deſſen Alter ſich auff hundert Jar er-
ſtreckt/ hab dreyſſig Jar in der Ehe gelebet/ vnnd
zimlich viel Kinder in dieſem Alter gezeuget: Dañ
es ſey ein Mann geweſen anzuſehen von fuͤnfftzig
Jahren. Jn Campanien iſts nicht new/ daß ein
Mann von achtzig Jaren ein Weib nimbt/ vnnd
Kinder zeuget. Daher iſt ein Mann ſeinem Alter
nicht vnfruchtbar im hohen Alter/ er hab dann in
der Jugend ſich vnmeſſig gehalten. Leuin. Lemnius
de occultis naturæ miraculis. lib. 4. cap.
24.

CCXXII. Von einem jungen Geſel-
len/ welcher trunckner weiß beyde
Elternermordet.

ZV Paritz war ein reicher junger Geſell/ der
bracht ſein Leben mit ſauffen/ ſpielen/ wol-
luͤſten/ vnzucht vnd dergleichen zu. Nach der
hand gehet er nackent vnnd bloß/ ſchemt ſich/
begibt ſich in die Waͤlde/ vnnd hielt ſich/ wie das
Wild/ im Gebirg. Da er nun hunger vnnd armuth
leiden ſolte/ gedacht er hin vnnd her: Der Teuf-
fel macht ſich zu jhm/ vnnd ſagte/ du verlohrnes
Kind/ wie biſt du ſo allein/ biſt bekuͤmmert/

vnd
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[207/0231] leſſet. Was wirdt er ſagen/ wann er ſehen ſolte ſo viel alter Lappen am Narrenſeyl ziehen. Aber al- ter hilfft vor Thorheit nicht. CCXXI. Von einem hundertjaͤri- gen Braͤutigam. MAn find vnderweilen alte ſtarcke Leut/ welche ſich in jhrer Jugend Keuſch vnd meſſig gehalten/ deren man ſonderlich viel in Brabant/ Gothen vñ Schweden haben mag. Ein Schiffmann/ ſo glaubwuͤrdig/ er- zehlet zu Stocholm/ er ſey auff eines Mañs Hoch- zeit geweſen/ deſſen Alter ſich auff hundert Jar er- ſtreckt/ hab dreyſſig Jar in der Ehe gelebet/ vnnd zimlich viel Kinder in dieſem Alter gezeuget: Dañ es ſey ein Mann geweſen anzuſehen von fuͤnfftzig Jahren. Jn Campanien iſts nicht new/ daß ein Mann von achtzig Jaren ein Weib nimbt/ vnnd Kinder zeuget. Daher iſt ein Mann ſeinem Alter nicht vnfruchtbar im hohen Alter/ er hab dann in der Jugend ſich vnmeſſig gehalten. Leuin. Lemnius de occultis naturæ miraculis. lib. 4. cap. 24. CCXXII. Von einem jungen Geſel- len/ welcher trunckner weiß beyde Elternermordet. ZV Paritz war ein reicher junger Geſell/ der bracht ſein Leben mit ſauffen/ ſpielen/ wol- luͤſten/ vnzucht vnd dergleichen zu. Nach der hand gehet er nackent vnnd bloß/ ſchemt ſich/ begibt ſich in die Waͤlde/ vnnd hielt ſich/ wie das Wild/ im Gebirg. Da er nun hunger vnnd armuth leiden ſolte/ gedacht er hin vnnd her: Der Teuf- fel macht ſich zu jhm/ vnnd ſagte/ du verlohrnes Kind/ wie biſt du ſo allein/ biſt bekuͤmmert/ vnd P ij

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/231>, abgerufen am 27.04.2024.