Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

Versamlung der Raaben bei Tübingen. Vermuthlich ist es/ daß bej Tübingen die Raben /

Die häuffig sich erzeigt/ als umb dieselbe Stadt Der obgedachte Werth sein Volk gemustert hatt / Jhm seine niderlag zuvor bedeutet haben. Auch sagt man hab Er sie an seinem pferd gespüret / Das für jhm nider ist gefallen zu der stund / (Wiewohl es biß dahin noch frisch war und gesund) Da man zu solchem zug jhm solches für geführet. Nach diesem hat der Fürst Reinfelden müssen zähmen: In welchem sich der Feind noch jmmer dapfer wehrt / Wiewohl er den verlust der seinen sah und hört: Vnd wolte sich so bald zur aufgab nicht bequemen. Rein selden solte sich nicht also truzig wehren / Vnd also seltsam thun/ Sie ist doch nicht allein / Die diesem Fürsten wirdt gehorsam müssen sein: Gott wirdt jhm dieses Jahr wohl ander ort bescheren.

Rötlen eingenommen den 18. Merzen. Ich will von Rötlen nit / auch nit von Freiburg sagen

Die Fürstin an dem Rein/ deß Breißgaws höchste zierd / Die feste Römerburg/ die selbe/ sag Ich/ wirdt Jhm jhre Schlüssel selbst entgegen müssen tragen.

Die statt Breisach eingenommen. Das Brisach welches schon vor drejmal hundert jaren

Dem Hauß von Oesterreich zu ehren und zu nuz Beständiglich gedient/ und under dessen schuz Bißher für keinem feind sich hatte zubefahren. Zu denen zeiten auch/ da weder seine Herren So mächtig/ oder Es so fest/ gewesen sein: So ist Es doch das schloß gewesen an dem Rein / Denselben/ wie man wolt/ zuöffnen und zuspärren: Vnd hatt auch da zumal auf keinen frembden geben. Nun aber/ da man Es mit werken so vermacht / Das man Es ins gemein ohnüberwindlich achtt / Vnd seiner Herren glük am höchsten sahe schweben: Da kompt der kühne Fürst mit wenig Volk gezogen / Vnd sezt der festen Stadt mit solchem ejfer zu / Vnd läst jhr tag und nacht so wenig rast und ruh / Daß endlich Sie dardurch zur aufgab wirdt bewogen. Wie standhaft auch darinn der Reinach sich geweret. Der die ses ort nicht eh auß seinen handen liess / Eh jhn die hungersnoth Es übergeben hiess / Nach dem man pferd und hund und kazen aufgezehret. Auch ohngeschlachte häut und hartes leder gessen / Dergleichen man nicht viel in alten Schriften list: Ja (welches ohne schew nicht zuvermelden ist) Die leut einander selbst ermördet und gefressen.

Versamlung der Raaben bei Tübingen. Vermuthlich ist es/ daß bej Tübingen die Raben /

Die häuffig sich erzeigt/ als umb dieselbe Stadt Der obgedachte Werth sein Volk gemustert hatt / Jhm seine niderlag zuvor bedeutet haben. Auch sagt man hab Er sie an seinem pferd gespüret / Das für jhm nider ist gefallen zu der stund / (Wiewohl es biß dahin noch frisch war und gesund) Da man zu solchem zug jhm solches für geführet. Nach diesem hat der Fürst Reinfelden müssen zähmen: In welchem sich der Feind noch jmmer dapfer wehrt / Wiewohl er den verlust der seinen sah und hört: Vnd wolte sich so bald zur aufgab nicht bequemen. Rein selden solte sich nicht also truzig wehren / Vnd also seltsam thun/ Sie ist doch nicht allein / Die diesem Fürsten wirdt gehorsam müssen sein: Gott wirdt jhm dieses Jahr wohl ander ort bescheren.

Rötlen eingenommen den 18. Merzen. Ich will von Rötlen nit / auch nit von Freiburg sagen

Die Fürstin an dem Rein/ deß Breißgaws höchste zierd / Die feste Römerburg/ die selbe/ sag Ich/ wirdt Jhm jhre Schlüssel selbst entgegen müssen tragen.

Die statt Breisach eingenom̃en. Das Brisach welches schon vor drejmal hundert jarẽ

Dem Hauß von Oesterreich zu ehren und zu nuz Beständiglich gedient/ und under dessen schuz Bißher für keinem feind sich hatte zubefahren. Zu denen zeiten auch/ da weder seine Herren So mächtig/ oder Es so fest/ gewesen sein: So ist Es doch das schloß gewesen an dem Rein / Denselben/ wie man wolt/ zuöffnen und zuspärren: Vnd hatt auch da zumal auf keinen frembden geben. Nun aber/ da man Es mit werken so vermacht / Das man Es ins gemein ohnüberwindlich achtt / Vnd seiner Herren glük am höchsten sahe schweben: Da kompt der kühne Fürst mit wenig Volk gezogen / Vnd sezt der festen Stadt mit solchem ejfer zu / Vnd läst jhr tag und nacht so wenig rast und ruh / Daß endlich Sie dardurch zur aufgab wirdt bewogen. Wie standhaft auch darinn der Reinach sich geweret. Der die ses ort nicht eh auß seinen handen liess / Eh jhn die hungersnoth Es übergeben hiess / Nach dem man pferd und hund und kazen aufgezehret. Auch ohngeschlachte häut und hartes leder gessen / Dergleichen man nicht viel in alten Schriften list: Ja (welches ohne schew nicht zuvermelden ist) Die leut einander selbst ermördet und gefressen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0432" n="394"/>
        <p><note place="right">Versamlung der Raaben bei Tübingen.</note> Vermuthlich ist es/ daß            bej Tübingen die Raben /</p>
        <l>Die häuffig sich erzeigt/ als umb dieselbe Stadt</l>
        <l>Der obgedachte Werth sein Volk gemustert hatt /</l>
        <l>Jhm seine niderlag zuvor bedeutet haben.</l>
        <l>Auch sagt man hab Er sie an seinem pferd gespüret /</l>
        <l>Das für jhm nider ist gefallen zu der stund /</l>
        <l>(Wiewohl es biß dahin noch frisch war und gesund)</l>
        <l>Da man zu solchem zug jhm solches für geführet.</l>
        <l>Nach diesem hat der Fürst Reinfelden müssen zähmen:</l>
        <l>In welchem sich der Feind noch jmmer dapfer wehrt /</l>
        <l>Wiewohl er den verlust der seinen sah und hört:</l>
        <l>Vnd wolte sich so bald zur aufgab nicht bequemen.</l>
        <l>Rein selden solte sich nicht also truzig wehren /</l>
        <l>Vnd also seltsam thun/ Sie ist doch nicht allein /</l>
        <l>Die diesem Fürsten wirdt gehorsam müssen sein:</l>
        <l>Gott wirdt jhm dieses Jahr wohl ander ort bescheren.</l>
        <p><note place="right">Rötlen eingenommen den 18. Merzen.</note> Ich will von Rötlen nit /            auch nit von Freiburg sagen</p>
        <l>Die Fürstin an dem Rein/ deß Breißgaws höchste zierd /</l>
        <l>Die feste Römerburg/ die selbe/ sag Ich/ wirdt</l>
        <l>Jhm jhre Schlüssel selbst entgegen müssen tragen.</l>
        <p><note place="right">Die statt Breisach eingenom&#x0303;en.</note> Das Brisach welches            schon vor drejmal hundert jare&#x0303;</p>
        <l>Dem Hauß von Oesterreich zu ehren und zu nuz</l>
        <l>Beständiglich gedient/ und under dessen schuz</l>
        <l>Bißher für keinem feind sich hatte zubefahren.</l>
        <l>Zu denen zeiten auch/ da weder seine Herren</l>
        <l>So mächtig/ oder Es so fest/ gewesen sein:</l>
        <l>So ist Es doch das schloß gewesen an dem Rein /</l>
        <l>Denselben/ wie man wolt/ zuöffnen und zuspärren:</l>
        <l>Vnd hatt auch da zumal auf keinen frembden geben.</l>
        <l>Nun aber/ da man Es mit werken so vermacht /</l>
        <l>Das man Es ins gemein ohnüberwindlich achtt /</l>
        <l>Vnd seiner Herren glük am höchsten sahe schweben:</l>
        <l>Da kompt der kühne Fürst mit wenig Volk gezogen /</l>
        <l>Vnd sezt der festen Stadt mit solchem ejfer zu /</l>
        <l>Vnd läst jhr tag und nacht so wenig rast und ruh /</l>
        <l>Daß endlich Sie dardurch zur aufgab wirdt bewogen.</l>
        <l>Wie standhaft auch darinn der Reinach sich geweret.</l>
        <l>Der die ses ort nicht eh auß seinen handen liess /</l>
        <l>Eh jhn die hungersnoth Es übergeben hiess /</l>
        <l>Nach dem man pferd und hund und kazen aufgezehret.</l>
        <l>Auch ohngeschlachte häut und hartes leder gessen /</l>
        <l>Dergleichen man nicht viel in alten Schriften list:</l>
        <l>Ja (welches ohne schew nicht zuvermelden ist)</l>
        <l>Die leut einander selbst ermördet und gefressen.</l>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0432] Vermuthlich ist es/ daß bej Tübingen die Raben / Versamlung der Raaben bei Tübingen. Die häuffig sich erzeigt/ als umb dieselbe Stadt Der obgedachte Werth sein Volk gemustert hatt / Jhm seine niderlag zuvor bedeutet haben. Auch sagt man hab Er sie an seinem pferd gespüret / Das für jhm nider ist gefallen zu der stund / (Wiewohl es biß dahin noch frisch war und gesund) Da man zu solchem zug jhm solches für geführet. Nach diesem hat der Fürst Reinfelden müssen zähmen: In welchem sich der Feind noch jmmer dapfer wehrt / Wiewohl er den verlust der seinen sah und hört: Vnd wolte sich so bald zur aufgab nicht bequemen. Rein selden solte sich nicht also truzig wehren / Vnd also seltsam thun/ Sie ist doch nicht allein / Die diesem Fürsten wirdt gehorsam müssen sein: Gott wirdt jhm dieses Jahr wohl ander ort bescheren. Ich will von Rötlen nit / auch nit von Freiburg sagen Rötlen eingenommen den 18. Merzen. Die Fürstin an dem Rein/ deß Breißgaws höchste zierd / Die feste Römerburg/ die selbe/ sag Ich/ wirdt Jhm jhre Schlüssel selbst entgegen müssen tragen. Das Brisach welches schon vor drejmal hundert jarẽ Die statt Breisach eingenom̃en. Dem Hauß von Oesterreich zu ehren und zu nuz Beständiglich gedient/ und under dessen schuz Bißher für keinem feind sich hatte zubefahren. Zu denen zeiten auch/ da weder seine Herren So mächtig/ oder Es so fest/ gewesen sein: So ist Es doch das schloß gewesen an dem Rein / Denselben/ wie man wolt/ zuöffnen und zuspärren: Vnd hatt auch da zumal auf keinen frembden geben. Nun aber/ da man Es mit werken so vermacht / Das man Es ins gemein ohnüberwindlich achtt / Vnd seiner Herren glük am höchsten sahe schweben: Da kompt der kühne Fürst mit wenig Volk gezogen / Vnd sezt der festen Stadt mit solchem ejfer zu / Vnd läst jhr tag und nacht so wenig rast und ruh / Daß endlich Sie dardurch zur aufgab wirdt bewogen. Wie standhaft auch darinn der Reinach sich geweret. Der die ses ort nicht eh auß seinen handen liess / Eh jhn die hungersnoth Es übergeben hiess / Nach dem man pferd und hund und kazen aufgezehret. Auch ohngeschlachte häut und hartes leder gessen / Dergleichen man nicht viel in alten Schriften list: Ja (welches ohne schew nicht zuvermelden ist) Die leut einander selbst ermördet und gefressen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/432
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/432>, abgerufen am 31.05.2024.