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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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es viele tausend Heiligen: daß der würckliche Ge-
nuß dieses höchsten Guts in der Vereinigung mit
demselben nicht nur möglich, sondern auch in der
That und Wahrheit gegründet. Warum aber
so wenige in dieser Zeit zu einem hohen Grad sol-
chen Genusses und Vorschmacks der himmlischen
Freuden gelangen; ist wohl der Mühe werth etwas
zu untersuchen und zu behertzigen.
Modestin. Es kan es der Mensch einiger massen
aus dem Natur-Licht erkennen, was ihm an dem
Genuß dieses höchsten Gutes hindert: wenn er
nur sich, GOtt, und die Natur erkennen lernen
will. Denn wenn er aus der Erkänntniß seiner
selbst und der Creatur gefunden: daß die zeitliche
Dinge ihme kein vollkommenes und beständiges
Vergnügen geben können: sondern, daß dazu al-
lerdings ein ewiges unendliches Gut erfodert wer-
de; so kan er auch einigermassen schliessen: daß
dieses höchste Gut sich einem solchen Hertzen nicht
in grösserer Maaß mittheilen könne, als in so fern
es von andern geringern Sachen ledig; und nicht
schon mit andern Gegenwürffen gantz angefüllet
ist, und daß die Liebe des Himmlischen, der Liebe
des Jrrdischen, und hinwieder dieses jenem weichen
müsse. Man kan nicht zweyen Herren dienen,
GOtt und der Welt. Noch deutlicher aber er-
hellet solches aus vielen Zeugnissen der heiligen
Schrifft. Worinnen die Christliche Religion ei-
nen grossen Vorzug hat vor allen andern auf dem
gantzen Erd-Kreiß.
Theo-


es viele tauſend Heiligen: daß der wuͤrckliche Ge-
nuß dieſes hoͤchſten Guts in der Vereinigung mit
demſelben nicht nur moͤglich, ſondern auch in der
That und Wahrheit gegruͤndet. Warum aber
ſo wenige in dieſer Zeit zu einem hohen Grad ſol-
chen Genuſſes und Vorſchmacks der himmliſchen
Freuden gelangen; iſt wohl der Muͤhe werth etwas
zu unterſuchen und zu behertzigen.
Modeſtin. Es kan es der Menſch einiger maſſen
aus dem Natur-Licht erkennen, was ihm an dem
Genuß dieſes hoͤchſten Gutes hindert: wenn er
nur ſich, GOtt, und die Natur erkennen lernen
will. Denn wenn er aus der Erkaͤnntniß ſeiner
ſelbſt und der Creatur gefunden: daß die zeitliche
Dinge ihme kein vollkommenes und beſtaͤndiges
Vergnuͤgen geben koͤnnen: ſondern, daß dazu al-
lerdings ein ewiges unendliches Gut erfodert wer-
de; ſo kan er auch einigermaſſen ſchlieſſen: daß
dieſes hoͤchſte Gut ſich einem ſolchen Hertzen nicht
in groͤſſerer Maaß mittheilen koͤnne, als in ſo fern
es von andern geringern Sachen ledig; und nicht
ſchon mit andern Gegenwuͤrffen gantz angefuͤllet
iſt, und daß die Liebe des Himmliſchen, der Liebe
des Jrrdiſchen, und hinwieder dieſes jenem weichen
muͤſſe. Man kan nicht zweyen Herren dienen,
GOtt und der Welt. Noch deutlicher aber er-
hellet ſolches aus vielen Zeugniſſen der heiligen
Schrifft. Worinnen die Chriſtliche Religion ei-
nen groſſen Vorzug hat vor allen andern auf dem
gantzen Erd-Kreiß.
Theo-
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[130/0136] es viele tauſend Heiligen: daß der wuͤrckliche Ge- nuß dieſes hoͤchſten Guts in der Vereinigung mit demſelben nicht nur moͤglich, ſondern auch in der That und Wahrheit gegruͤndet. Warum aber ſo wenige in dieſer Zeit zu einem hohen Grad ſol- chen Genuſſes und Vorſchmacks der himmliſchen Freuden gelangen; iſt wohl der Muͤhe werth etwas zu unterſuchen und zu behertzigen. Modeſtin. Es kan es der Menſch einiger maſſen aus dem Natur-Licht erkennen, was ihm an dem Genuß dieſes hoͤchſten Gutes hindert: wenn er nur ſich, GOtt, und die Natur erkennen lernen will. Denn wenn er aus der Erkaͤnntniß ſeiner ſelbſt und der Creatur gefunden: daß die zeitliche Dinge ihme kein vollkommenes und beſtaͤndiges Vergnuͤgen geben koͤnnen: ſondern, daß dazu al- lerdings ein ewiges unendliches Gut erfodert wer- de; ſo kan er auch einigermaſſen ſchlieſſen: daß dieſes hoͤchſte Gut ſich einem ſolchen Hertzen nicht in groͤſſerer Maaß mittheilen koͤnne, als in ſo fern es von andern geringern Sachen ledig; und nicht ſchon mit andern Gegenwuͤrffen gantz angefuͤllet iſt, und daß die Liebe des Himmliſchen, der Liebe des Jrrdiſchen, und hinwieder dieſes jenem weichen muͤſſe. Man kan nicht zweyen Herren dienen, GOtt und der Welt. Noch deutlicher aber er- hellet ſolches aus vielen Zeugniſſen der heiligen Schrifft. Worinnen die Chriſtliche Religion ei- nen groſſen Vorzug hat vor allen andern auf dem gantzen Erd-Kreiß. Theo-

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/136>, abgerufen am 28.04.2024.