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Mährisches Tagblatt. Nr. 167, Olmütz, 24.07.1889.

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[Spaltenumbruch]

Feuerwehrmänner schon längst eingeführt. Dort
ist es aber nicht die Feuerwehr, welche solche
Auszeichnungen verleiht, sondern der Staat, der die
wackeren Feuerwehrmänner auszeichnet. Es würde
das Institut der Feuerwehren nur fördern, wenn
auch bei uns solche Staatsverdienstmedaillen an
verdiente Feuerwehrmänner eingeführt und ver-
liehen werden würden. Vielleicht bietet der Be-
schluß des Olmützer Feuerwehr-Delegirtentages
den Anlaß, daß auch in Oesterreich solche Staats-
Verdienstmedaillen für Feuerwehrmänner zur Ein-
führung gelangen.

(Annenfest im Restaurationsgarten "zur
Stadt Retz.")

Herr Restaurateur Vincenz Ru-
ziczka veranstaltet am nächsten Freitag, den 26.
d. M. im Restaurationsgarten "zur Stadt Retz"
ein Annenfest, bei welchem die vollständige
Militärkapelle des 100. Infanterie-Regimentes
unter Leitung des Herrn Capellmeisters Czansky
die Musik besorgen wird. Bei günstiger Witterung
wird es wohl an einem zahlreichen Besuche dieses
Festes nicht fehlen.

(Militär-Concert im Englisch'schen Re-
staurationsgarten.)

Heute Abends 1/28 Uhr
findet im Englisch'schen Restaurationsgarten (Jo-
hann-Allee) ein Militär-Concert, ausgeführt von
der Militärcapelle des 93. Infanterie-Regimen-
tes statt.

(Stipendien-Erhöhungen.)

Die h. k. k.
mähr. Statthalterei hat genehmigt, daß aus der
Dr. Johann Kuppel'schen Stipendienstif-
tung für Juristen,
entsprechend den Absichten
des Stift[e]rs, vom nächsten Studienjahre an ein
drittes Stipendium vergeben und die bestehenden
2 Stipendien im Verhältnisse zum Jahreserträg-
nisse der Stiftung erhöht werden; es werden
daher statt der bisher bestehenden zwei Stipen-
dien in der Höhe von a 42 fl., drei Stipendien
mit den Bezügen a 60 fl. 20 kr. zur Verleihung
gelangen. In gleicher Weise hat die hohe k. k.
Statthalterei bewilligt, daß vom nächsten Schul-
jahre an aus der Johann Flor'schen Stu-
denten-Stipendienstiftung
mit Rücksicht
auf den dermaligen Vermögensstand derselben,
zwei Stipendien in der Bezugshöhe von a 45 fl.,
statt des bisher bestandenen einen Stipendiums
in der Höhe von 15 fl. 75 kr., vergeben werden.
Die Durchführung der Angelegenheit ist im Zuge;
die erfolgte Concursausschreibung der Stipendien
werden wir seinerzeit zur Kenntniß unserer Leser
bringen.

(Die Hundecontumaz -- nicht aufge-
hoben.)

Es scheint, daß, man sich mit der Auf-
hebung der Hundecontumaz nicht beeilen will,
obwohl seit der Verhängung derselben sich in
Olmütz kein Fall von Hundswuth ergab. Die
Hundecontumaz bleibt also bis auf weiteres auf-
[Spaltenumbruch] recht. Die Streifungen des Wasenmeisters nach
Hunden, welche keine Maulkörbe tragen, werden
ebenfalls fortgesetzt, wovon die Hundebesitzer Kennt-
niß nehmen wollen. Als wünschenswerth möchten
wir es jedoch bezeichnen, daß man die Aufhebung
der erwähnten Contumaz ehestens anstrebt.

(Die Veteranen-Uniform.)

Wie gemel-
det wird, wurde sämmtlichen Veteranenvereinen
dieser Tage ein Statthaltereierlaß zugemittelt,
durch welchen angeardnet wird, daß die Vetera-
nen alle Abzeichen, welche den für die k. k.
Armeee bestimmten Abzeichen irgendwie ähneln,
wie Officiers-Feldbinden, goldene Schnüre und
Borten, Sterne etc., von ihren Uniformen zu
beseitigen haben. Als Grund dieses Erlasses
wird angeführt, daß höhere militärische Kreise
schon seit längerer Zeit auf die Ungehörigkeit
hinweisen, daß ein Veteranenverein den andern
durch den Ausputz der Uniforme zu überbieten
trachtet, und daß in Folge dessen verschiedene
solche Vereine sich derselben oder ähnlicher
Abzeichen bedienen, wie sie für die höheren
Officiere der k. k. Armee vorgeschrieben sind.

(Ein brennender Baum)

Gestern Vor-
mittags 11 Uhr bemerkte der Posten beim Heu-
magazin auf der Enveloppe, daß in der Nähe
des Pulvermagazins mehrere Knaben einen hohen
Eschenbaum in Brand steckten. Der Posten avisirte
sofort seinen Wachcommandanten, den Zugsführer
Neszievus vom 100. Inft.-Regt., welcher im Ver-
eine mit dem Verpflegsmeister Herrn Tiller den
Brand löschte. Den kleinen Brandstiftern gelang
es zu entkommen.

(Tödtungen durch den Blitz.)

Ueber Ho-
bitschau entlud sich am 20. d. M. ein sehr hef-
tiges Gewitter. Während desselben verweilten bei
der Feldarbeit der 21 Jahre alte Taglöhner
Thomas Friedl und die 7jährige Katha[r]ina
Zorek, welche vom Blitze getroffen wurden und
sofort todt blieben. -- Während eines Gewittens
hat am 15. d. M. der Blitz in das Haus der
Johanna Fiedler in Wachtel eingeschlagen, wobei
die Genannte getödtet und ihr 16 Jahre alter
Sohn Leopold, sowie der im selben Zimmer
weilende 61jährige Carl Tutsch schwer verletzt
wurden.

(Erdrückt)

Am 8. d., Vormittags, wurde
der 17jährige Ochsenknecht Franz Navratil im
herrschaftlichen Meierhofe in Cechtin durch scheu
gewordene Ochsen derart an die Wand gedrückt,
daß er sofort todt am Platze blieb.

(Diebstahl an der Hofschauspielerin
Albrecht.)

Das Individuum, welches Frau Al-
brecht (Gräfin Nyari) am Samstag in der Nähe
von Lundenburg bestohlen hat, ist bereits von
Detectives in der Person des 27jähr. Rauchfang-
kehrer-Gehilfen Adolph Offner eruirt und in Wien
[Spaltenumbruch] Neu-Margarethen, Wolfganggasse 20, festge-
nommen worden. Offner, auf welchen sich sofort
der Verdacht lenkte, hat den Diebstahl zweifellos
ausgeführt. Man fand bei ihm den größten
Theil der gestohlenen Toilette-Artikel, ferner
240 fl. Die fehlenden 60 fl. hat er verausgabt.
Die beiden Sparcassebücher per 10,000 fl. will
er mit der Tasche, in welcher sich dieselben be-
fanden, weggeworfen haben. In Lundenburg war
schon erhoben worden, daß der verwegene Bur-
sche, der auch seinem Aussehen nach eine hervor-
stechende Figur ist, eine Schwester in Neu-Mar-
garethen habe. Da man voraussetzte, daß der
Dieb sich mits einer Beute nach Wien flüchten werde,
wurde schon Montag durch einen Detectiv die
Wohnung der Schwester Offner's überwacht, und
auf diese Weise gelang seine Verhaftung. Er
leugnet den Diebstahl und will die Tasche gefun-
den haben.

(Uebertragung der Tuberculose durch
Ohrringe.)

Medicinische Blatter berichten: Ein
14jähriges Mädchen aus ganz gesunder Familie
trägt die Ohrringe einer an Schwindsucht gestor-
benen Freundin. Bald bilden sich Geschwüre an
den Ohrläppchen, namentlich linkerseits, flach
mit unterminirten Rändern. Linksseitige Hals-
drüsen; Dämpfung über der linken Lungenspitze
Tuberkeilbacillen in den Granulationen der
Ohrgeschwüre und im Auswurf. Rasch verlau-
fende Schwindsucht. Also: echte Impftuberculose,
von den Ohrringen ausgehend.

(Brand.)

Am 20. d. Vormittags entlud
sich über Bisenz und Umgebung ein Gewitter
verbunden mit einem starken Regenguß. Der
Blitz schlug in die Stallungen des Dechantei-
Gebäudes ein und zündete. Den vereinigten
Feuerwehren gelang es, den Brand zu lokalisiren,
und wurde nur das erwährte Object sammt den
darin befindlichen Heuvorrath ein Raub dem
Flammen.

(Selbstmord eines Majors.)

Ueber den
bereits gestern von uns telegrafisch gemeldeten
Selbstmord des Majors Wenzel Kabelik liegen
heute aus Wien folgende Meldungen vor: Eine
Straßenscene der aufregendsten Art spielte sich
vorgestern Vormittags mit großer Schnelligkeit
in der Garnisonsgasse im neunten Bezirke in
Wien ab. Um die neunte Stunde rollte ein halb-
gedeckter Fiaker heran, in welchem ein höherer
Officier en pleine parade saß. Etwa zwanzig
Schritte vor dem Haup[t]thore des Garnisonsspi-
tals Nr. 1 entfernt, ertönte plötzlich aus dem
Wagen ein Schuß. Der Fiaker peitschte die Pferde
und hielt mit einem Ruck vor dem Thore des
Militärspitals, worauf ein Sanitätscorporal in
den Wagen sprang und dem Officier, der ein
zweitesmat einen Revolver gegen sich abfeuern




[Spaltenumbruch]

wird sie wohl vor dem Schwärzer sicher sein. --
Noch an demselben Tage sollte ich Stefan Pe-
trowski wiedersehen. Der warme Abend ließ mich
eine Promenade längs des Grenzflüßchens unter-
nehmen. Unterwegs überraschte mich ein Gewit[t]er,
und um den strömenden Regen abzuwarten und
nicht unnöthig durchnäßt zu werden, trat ich in
ein nahegelegenes Wirthshaus. Der Eigenthümer
desselben war früher Schauspieler gewesen, und
wir fanden Berührungspunkte genug, um uns
nicht zu langweilen. So kam die Nacht und über-
raschte uns noch beim Grogglase und bei Erzäh-
lungen aus früheren Zeiten, ohne uns von dem
tobenden Gewitter stören zu lassen. Plötzlich
wurde es draußen auf dem Hausflur lebendig
und gleich darauf traten sechs Männer herein, die
ein so verwildertes Aeußere besaßen, daß ich kei-
nem derselben gern auf der Landstraße begegnet
wäre. Sie hatten hohe Wasserstiefeln an den
Beinen und breitkrämpige Wetterhüte auf den
Köpfen. Unter den Röcken einiger glaubte ich
Waffen zu bemerken. Unter ihnen befand sich
Stefan Petrowski

-- Schwärzer! flüsterte mir der Wirth zu.

Die Schmuggler warfen mir mißtrauische
Blicke zu, während Stefan an mich herantrat:

-- Ich habe Sie schon einmal gesehen, Herr
sagte er mit dem Gaumeuton, der Polen, Litauern
und Russen angeboren ist.

-- Ich wüßte nicht; ich bin zum erstenmal
in dieser Gegend versetzte ich.

-- In dieser Gegend war es auch nicht.
Er sann einen Augenblick nach, dann rief er:
Richtig, es war in Thorn, in dem Schröder'schen
Hause.


[Spaltenumbruch]

-- Ich habe Sie dort nicht bemerkt.

-- Das glaube ich wohl, lachte er. Ich hätte
auch zu der Gesellschaft nicht gepaßt. Dann
fragte er, seine Stimme dämpfend, ob Schröder
mich an ihn sende, den Stefan Petrowski.

-- Schröder an Sie?! rief ich erstaunt. Ich
bereute im nächsten Moment die Worte, denn ich
sah, wie der Schwärzer finster dreinschaute, daß
er zu viel gesagt habe. Sein Gesicht war that-
sächlich der reine Spiegel der Seele, der nicht
zu trügen vermochte. Wie kommen Sie und Herr
Schröder zusammen? fügte ich mich sammelnd,
hinzu.

-- Fragen Sie nicht danach, bemerkte er in
einem bestimmten, fast befehlenden Ton. Männer
kommen öfter zusammen, als man ahnt. Was
hat Sie aber hierher geführt, wo es keine Con-
certe und Bälle gibt?

-- Fragen Sie nicht danach, erwiderte ich, um
ihm zu zeigen, daß er mir nicht imponire. Viel-
leicht ein Auftrag meines Freundes Schröder.

Seine Züge wurden bei diesen Worten dro-
hend, seine Blicke feindselig.

Man sagte mir, versetzte er, daß ein Frem-
der bei dem Feldwebel Friedrichstein gewesen sei.
Waren Sie der Fremde?

-- Was kann Sie das kümmern? ließ ich
mich vernehmen.

-- Zum Satan! rief er, und die Ader,
welche seine Stirne durchzog, schwoll auf. Des
Einbein's Kind ist meine Braut, und ich will
Keinem rathen, sich zwischen mich und Magda
zu stellen. Dabei erhob er drohend die Faust.
Die Geberde trieb mir das Blut in das Gesicht,
und so unklug es gewesen wäre, brannte mir
[Spaltenumbruch] eine heftige Erwiderung auf der Zunge, als der
Wirth dazwischen trat und die Erklärung abgab,
er wisse nicht, ob ich zu Friedrichstein gegangen
sei; jedenfalls sei ein Besuch bei ihm der Grund
meines Aufenthalts. Ich sei ein alter College,
möchte ich auch jünger als er sein. Diese Er-
klärung besänftigte Stefan Petrowski, so daß er
mich um Verzeihung bat, mit mir anstieß und
sein Glas Branntweinpunsch mit einem Zug
leerte.

Bald darauf traten noch fünf Schmuggler
ein, sprachen leise mit ihren Kameraden, und
nachdem sie einen Trunk gethan und bezahlt hat-
ten, verließen Alle das Gastzimmer.

-- Das sind meine besten Gäste, äußerte
der Wirth; in der Zeit einer halben Stunde ver-
zehrt jeder einzelne von ihnen mehr als eine Fa-
milie an einem ganzen Tage.

Ich sprach den Wunsch aus, ihnen zu fol-
gen, aber mein Wirth beschwor mich, davon ab-
zustehen, ich könne eine blaue Bohne oder einen
Messerstich davontragen, da die Schwärzer ver-
zweifelte Männer seien, denen ein Menschenleben
nichts gelte. So habe sein Vorgänger nur im
Geruch eines Verräthers gestanden; das sei genug
gewesen, ihn zu verdunkeln d. i. zu morden.

-- Und ist der Mord nicht geahndet worden?
rief ich unwillig aus. Er zuckte die Schultern.

-- Die Polizei hat genügend geforscht, lau-
tete die Antwort. Es sind auch Einige eingezo-
gen worden; aber Jeder trat den Alibibeweis
mit dem größten Glück an. Sie helfen einander
durch, und Keiner verräth den Andern.

-- Und wann kehren die Schwärzer von
ihrer Schmugglerfahrt zurück? fragte ich.


[Spaltenumbruch]

Feuerwehrmänner ſchon längſt eingeführt. Dort
iſt es aber nicht die Feuerwehr, welche ſolche
Auszeichnungen verleiht, ſondern der Staat, der die
wackeren Feuerwehrmänner auszeichnet. Es würde
das Inſtitut der Feuerwehren nur fördern, wenn
auch bei uns ſolche Staatsverdienſtmedaillen an
verdiente Feuerwehrmänner eingeführt und ver-
liehen werden würden. Vielleicht bietet der Be-
ſchluß des Olmützer Feuerwehr-Delegirtentages
den Anlaß, daß auch in Oeſterreich ſolche Staats-
Verdienſtmedaillen für Feuerwehrmänner zur Ein-
führung gelangen.

(Annenfeſt im Reſtaurationsgarten „zur
Stadt Retz.“)

Herr Reſtaurateur Vincenz Ru-
ziczka veranſtaltet am nächſten Freitag, den 26.
d. M. im Reſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“
ein Annenfeſt, bei welchem die vollſtändige
Militärkapelle des 100. Infanterie-Regimentes
unter Leitung des Herrn Capellmeiſters Czansky
die Muſik beſorgen wird. Bei günſtiger Witterung
wird es wohl an einem zahlreichen Beſuche dieſes
Feſtes nicht fehlen.

(Militär-Concert im Engliſch’ſchen Re-
ſtaurationsgarten.)

Heute Abends ½8 Uhr
findet im Engliſch’ſchen Reſtaurationsgarten (Jo-
hann-Allee) ein Militär-Concert, ausgeführt von
der Militärcapelle des 93. Infanterie-Regimen-
tes ſtatt.

(Stipendien-Erhöhungen.)

Die h. k. k.
mähr. Statthalterei hat genehmigt, daß aus der
Dr. Johann Kuppel’ſchen Stipendienſtif-
tung für Juriſten,
entſprechend den Abſichten
des Stift[e]rs, vom nächſten Studienjahre an ein
drittes Stipendium vergeben und die beſtehenden
2 Stipendien im Verhältniſſe zum Jahreserträg-
niſſe der Stiftung erhöht werden; es werden
daher ſtatt der bisher beſtehenden zwei Stipen-
dien in der Höhe von á 42 fl., drei Stipendien
mit den Bezügen á 60 fl. 20 kr. zur Verleihung
gelangen. In gleicher Weiſe hat die hohe k. k.
Statthalterei bewilligt, daß vom nächſten Schul-
jahre an aus der Johann Flor’ſchen Stu-
denten-Stipendienſtiftung
mit Rückſicht
auf den dermaligen Vermögensſtand derſelben,
zwei Stipendien in der Bezugshöhe von á 45 fl.,
ſtatt des bisher beſtandenen einen Stipendiums
in der Höhe von 15 fl. 75 kr., vergeben werden.
Die Durchführung der Angelegenheit iſt im Zuge;
die erfolgte Concursausſchreibung der Stipendien
werden wir ſeinerzeit zur Kenntniß unſerer Leſer
bringen.

(Die Hundecontumaz — nicht aufge-
hoben.)

Es ſcheint, daß, man ſich mit der Auf-
hebung der Hundecontumaz nicht beeilen will,
obwohl ſeit der Verhängung derſelben ſich in
Olmütz kein Fall von Hundswuth ergab. Die
Hundecontumaz bleibt alſo bis auf weiteres auf-
[Spaltenumbruch] recht. Die Streifungen des Waſenmeiſters nach
Hunden, welche keine Maulkörbe tragen, werden
ebenfalls fortgeſetzt, wovon die Hundebeſitzer Kennt-
niß nehmen wollen. Als wünſchenswerth möchten
wir es jedoch bezeichnen, daß man die Aufhebung
der erwähnten Contumaz eheſtens anſtrebt.

(Die Veteranen-Uniform.)

Wie gemel-
det wird, wurde ſämmtlichen Veteranenvereinen
dieſer Tage ein Statthaltereierlaß zugemittelt,
durch welchen angeardnet wird, daß die Vetera-
nen alle Abzeichen, welche den für die k. k.
Armeee beſtimmten Abzeichen irgendwie ähneln,
wie Officiers-Feldbinden, goldene Schnüre und
Borten, Sterne ꝛc., von ihren Uniformen zu
beſeitigen haben. Als Grund dieſes Erlaſſes
wird angeführt, daß höhere militäriſche Kreiſe
ſchon ſeit längerer Zeit auf die Ungehörigkeit
hinweiſen, daß ein Veteranenverein den andern
durch den Auſputz der Uniforme zu überbieten
trachtet, und daß in Folge deſſen verſchiedene
ſolche Vereine ſich derſelben oder ähnlicher
Abzeichen bedienen, wie ſie für die höheren
Officiere der k. k. Armee vorgeſchrieben ſind.

(Ein brennender Baum)

Geſtern Vor-
mittags 11 Uhr bemerkte der Poſten beim Heu-
magazin auf der Enveloppe, daß in der Nähe
des Pulvermagazins mehrere Knaben einen hohen
Eſchenbaum in Brand ſteckten. Der Poſten aviſirte
ſofort ſeinen Wachcommandanten, den Zugsführer
Neszievus vom 100. Inft.-Regt., welcher im Ver-
eine mit dem Verpflegsmeiſter Herrn Tiller den
Brand löſchte. Den kleinen Brandſtiftern gelang
es zu entkommen.

(Tödtungen durch den Blitz.)

Ueber Ho-
bitſchau entlud ſich am 20. d. M. ein ſehr hef-
tiges Gewitter. Während desſelben verweilten bei
der Feldarbeit der 21 Jahre alte Taglöhner
Thomas Friedl und die 7jährige Katha[r]ina
Zorek, welche vom Blitze getroffen wurden und
ſofort todt blieben. — Während eines Gewittens
hat am 15. d. M. der Blitz in das Haus der
Johanna Fiedler in Wachtel eingeſchlagen, wobei
die Genannte getödtet und ihr 16 Jahre alter
Sohn Leopold, ſowie der im ſelben Zimmer
weilende 61jährige Carl Tutſch ſchwer verletzt
wurden.

(Erdrückt)

Am 8. d., Vormittags, wurde
der 17jährige Ochſenknecht Franz Navratil im
herrſchaftlichen Meierhofe in Cechtin durch ſcheu
gewordene Ochſen derart an die Wand gedrückt,
daß er ſofort todt am Platze blieb.

(Diebſtahl an der Hofſchauſpielerin
Albrecht.)

Das Individuum, welches Frau Al-
brecht (Gräfin Nyari) am Samſtag in der Nähe
von Lundenburg beſtohlen hat, iſt bereits von
Detectives in der Perſon des 27jähr. Rauchfang-
kehrer-Gehilfen Adolph Offner eruirt und in Wien
[Spaltenumbruch] Neu-Margarethen, Wolfganggaſſe 20, feſtge-
nommen worden. Offner, auf welchen ſich ſofort
der Verdacht lenkte, hat den Diebſtahl zweifellos
ausgeführt. Man fand bei ihm den größten
Theil der geſtohlenen Toilette-Artikel, ferner
240 fl. Die fehlenden 60 fl. hat er verausgabt.
Die beiden Sparcaſſebücher per 10,000 fl. will
er mit der Taſche, in welcher ſich dieſelben be-
fanden, weggeworfen haben. In Lundenburg war
ſchon erhoben worden, daß der verwegene Bur-
ſche, der auch ſeinem Ausſehen nach eine hervor-
ſtechende Figur iſt, eine Schweſter in Neu-Mar-
garethen habe. Da man vorausſetzte, daß der
Dieb ſich mitſ einer Beute nach Wien flüchten werde,
wurde ſchon Montag durch einen Detectiv die
Wohnung der Schweſter Offner’s überwacht, und
auf dieſe Weiſe gelang ſeine Verhaftung. Er
leugnet den Diebſtahl und will die Taſche gefun-
den haben.

(Uebertragung der Tuberculoſe durch
Ohrringe.)

Mediciniſche Blatter berichten: Ein
14jähriges Mädchen aus ganz geſunder Familie
trägt die Ohrringe einer an Schwindſucht geſtor-
benen Freundin. Bald bilden ſich Geſchwüre an
den Ohrläppchen, namentlich linkerſeits, flach
mit unterminirten Rändern. Linksſeitige Hals-
drüſen; Dämpfung über der linken Lungenſpitze
Tuberkeilbacillen in den Granulationen der
Ohrgeſchwüre und im Auswurf. Raſch verlau-
fende Schwindſucht. Alſo: echte Impftuberculoſe,
von den Ohrringen ausgehend.

(Brand.)

Am 20. d. Vormittags entlud
ſich über Biſenz und Umgebung ein Gewitter
verbunden mit einem ſtarken Regenguß. Der
Blitz ſchlug in die Stallungen des Dechantei-
Gebäudes ein und zündete. Den vereinigten
Feuerwehren gelang es, den Brand zu lokaliſiren,
und wurde nur das erwährte Object ſammt den
darin befindlichen Heuvorrath ein Raub dem
Flammen.

(Selbſtmord eines Majors.)

Ueber den
bereits geſtern von uns telegrafiſch gemeldeten
Selbſtmord des Majors Wenzel Kabelik liegen
heute aus Wien folgende Meldungen vor: Eine
Straßenſcene der aufregendſten Art ſpielte ſich
vorgeſtern Vormittags mit großer Schnelligkeit
in der Garniſonsgaſſe im neunten Bezirke in
Wien ab. Um die neunte Stunde rollte ein halb-
gedeckter Fiaker heran, in welchem ein höherer
Officier en pleine parade ſaß. Etwa zwanzig
Schritte vor dem Haup[t]thore des Garniſonsſpi-
tals Nr. 1 entfernt, ertönte plötzlich aus dem
Wagen ein Schuß. Der Fiaker peitſchte die Pferde
und hielt mit einem Ruck vor dem Thore des
Militärſpitals, worauf ein Sanitätscorporal in
den Wagen ſprang und dem Officier, der ein
zweitesmat einen Revolver gegen ſich abfeuern




[Spaltenumbruch]

wird ſie wohl vor dem Schwärzer ſicher ſein. —
Noch an demſelben Tage ſollte ich Stefan Pe-
trowski wiederſehen. Der warme Abend ließ mich
eine Promenade längs des Grenzflüßchens unter-
nehmen. Unterwegs überraſchte mich ein Gewit[t]er,
und um den ſtrömenden Regen abzuwarten und
nicht unnöthig durchnäßt zu werden, trat ich in
ein nahegelegenes Wirthshaus. Der Eigenthümer
desſelben war früher Schauſpieler geweſen, und
wir fanden Berührungspunkte genug, um uns
nicht zu langweilen. So kam die Nacht und über-
raſchte uns noch beim Grogglaſe und bei Erzäh-
lungen aus früheren Zeiten, ohne uns von dem
tobenden Gewitter ſtören zu laſſen. Plötzlich
wurde es draußen auf dem Hausflur lebendig
und gleich darauf traten ſechs Männer herein, die
ein ſo verwildertes Aeußere beſaßen, daß ich kei-
nem derſelben gern auf der Landſtraße begegnet
wäre. Sie hatten hohe Waſſerſtiefeln an den
Beinen und breitkrämpige Wetterhüte auf den
Köpfen. Unter den Röcken einiger glaubte ich
Waffen zu bemerken. Unter ihnen befand ſich
Stefan Petrowski

— Schwärzer! flüſterte mir der Wirth zu.

Die Schmuggler warfen mir mißtrauiſche
Blicke zu, während Stefan an mich herantrat:

— Ich habe Sie ſchon einmal geſehen, Herr
ſagte er mit dem Gaumeuton, der Polen, Litauern
und Ruſſen angeboren iſt.

— Ich wüßte nicht; ich bin zum erſtenmal
in dieſer Gegend verſetzte ich.

— In dieſer Gegend war es auch nicht.
Er ſann einen Augenblick nach, dann rief er:
Richtig, es war in Thorn, in dem Schröder’ſchen
Hauſe.


[Spaltenumbruch]

— Ich habe Sie dort nicht bemerkt.

— Das glaube ich wohl, lachte er. Ich hätte
auch zu der Geſellſchaft nicht gepaßt. Dann
fragte er, ſeine Stimme dämpfend, ob Schröder
mich an ihn ſende, den Stefan Petrowski.

— Schröder an Sie?! rief ich erſtaunt. Ich
bereute im nächſten Moment die Worte, denn ich
ſah, wie der Schwärzer finſter dreinſchaute, daß
er zu viel geſagt habe. Sein Geſicht war that-
ſächlich der reine Spiegel der Seele, der nicht
zu trügen vermochte. Wie kommen Sie und Herr
Schröder zuſammen? fügte ich mich ſammelnd,
hinzu.

— Fragen Sie nicht danach, bemerkte er in
einem beſtimmten, faſt befehlenden Ton. Männer
kommen öfter zuſammen, als man ahnt. Was
hat Sie aber hierher geführt, wo es keine Con-
certe und Bälle gibt?

— Fragen Sie nicht danach, erwiderte ich, um
ihm zu zeigen, daß er mir nicht imponire. Viel-
leicht ein Auftrag meines Freundes Schröder.

Seine Züge wurden bei dieſen Worten dro-
hend, ſeine Blicke feindſelig.

Man ſagte mir, verſetzte er, daß ein Frem-
der bei dem Feldwebel Friedrichſtein geweſen ſei.
Waren Sie der Fremde?

— Was kann Sie das kümmern? ließ ich
mich vernehmen.

— Zum Satan! rief er, und die Ader,
welche ſeine Stirne durchzog, ſchwoll auf. Des
Einbein’s Kind iſt meine Braut, und ich will
Keinem rathen, ſich zwiſchen mich und Magda
zu ſtellen. Dabei erhob er drohend die Fauſt.
Die Geberde trieb mir das Blut in das Geſicht,
und ſo unklug es geweſen wäre, brannte mir
[Spaltenumbruch] eine heftige Erwiderung auf der Zunge, als der
Wirth dazwiſchen trat und die Erklärung abgab,
er wiſſe nicht, ob ich zu Friedrichſtein gegangen
ſei; jedenfalls ſei ein Beſuch bei ihm der Grund
meines Aufenthalts. Ich ſei ein alter College,
möchte ich auch jünger als er ſein. Dieſe Er-
klärung beſänftigte Stefan Petrowski, ſo daß er
mich um Verzeihung bat, mit mir anſtieß und
ſein Glas Branntweinpunſch mit einem Zug
leerte.

Bald darauf traten noch fünf Schmuggler
ein, ſprachen leiſe mit ihren Kameraden, und
nachdem ſie einen Trunk gethan und bezahlt hat-
ten, verließen Alle das Gaſtzimmer.

— Das ſind meine beſten Gäſte, äußerte
der Wirth; in der Zeit einer halben Stunde ver-
zehrt jeder einzelne von ihnen mehr als eine Fa-
milie an einem ganzen Tage.

Ich ſprach den Wunſch aus, ihnen zu fol-
gen, aber mein Wirth beſchwor mich, davon ab-
zuſtehen, ich könne eine blaue Bohne oder einen
Meſſerſtich davontragen, da die Schwärzer ver-
zweifelte Männer ſeien, denen ein Menſchenleben
nichts gelte. So habe ſein Vorgänger nur im
Geruch eines Verräthers geſtanden; das ſei genug
geweſen, ihn zu verdunkeln d. i. zu morden.

— Und iſt der Mord nicht geahndet worden?
rief ich unwillig aus. Er zuckte die Schultern.

— Die Polizei hat genügend geforſcht, lau-
tete die Antwort. Es ſind auch Einige eingezo-
gen worden; aber Jeder trat den Alibibeweis
mit dem größten Glück an. Sie helfen einander
durch, und Keiner verräth den Andern.

— Und wann kehren die Schwärzer von
ihrer Schmugglerfahrt zurück? fragte ich.


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</TEI>
[[4]/0004] Feuerwehrmänner ſchon längſt eingeführt. Dort iſt es aber nicht die Feuerwehr, welche ſolche Auszeichnungen verleiht, ſondern der Staat, der die wackeren Feuerwehrmänner auszeichnet. Es würde das Inſtitut der Feuerwehren nur fördern, wenn auch bei uns ſolche Staatsverdienſtmedaillen an verdiente Feuerwehrmänner eingeführt und ver- liehen werden würden. Vielleicht bietet der Be- ſchluß des Olmützer Feuerwehr-Delegirtentages den Anlaß, daß auch in Oeſterreich ſolche Staats- Verdienſtmedaillen für Feuerwehrmänner zur Ein- führung gelangen. (Annenfeſt im Reſtaurationsgarten „zur Stadt Retz.“) Herr Reſtaurateur Vincenz Ru- ziczka veranſtaltet am nächſten Freitag, den 26. d. M. im Reſtaurationsgarten „zur Stadt Retz“ ein Annenfeſt, bei welchem die vollſtändige Militärkapelle des 100. Infanterie-Regimentes unter Leitung des Herrn Capellmeiſters Czansky die Muſik beſorgen wird. Bei günſtiger Witterung wird es wohl an einem zahlreichen Beſuche dieſes Feſtes nicht fehlen. (Militär-Concert im Engliſch’ſchen Re- ſtaurationsgarten.) Heute Abends ½8 Uhr findet im Engliſch’ſchen Reſtaurationsgarten (Jo- hann-Allee) ein Militär-Concert, ausgeführt von der Militärcapelle des 93. Infanterie-Regimen- tes ſtatt. (Stipendien-Erhöhungen.) Die h. k. k. mähr. Statthalterei hat genehmigt, daß aus der Dr. Johann Kuppel’ſchen Stipendienſtif- tung für Juriſten, entſprechend den Abſichten des Stifters, vom nächſten Studienjahre an ein drittes Stipendium vergeben und die beſtehenden 2 Stipendien im Verhältniſſe zum Jahreserträg- niſſe der Stiftung erhöht werden; es werden daher ſtatt der bisher beſtehenden zwei Stipen- dien in der Höhe von á 42 fl., drei Stipendien mit den Bezügen á 60 fl. 20 kr. zur Verleihung gelangen. In gleicher Weiſe hat die hohe k. k. Statthalterei bewilligt, daß vom nächſten Schul- jahre an aus der Johann Flor’ſchen Stu- denten-Stipendienſtiftung mit Rückſicht auf den dermaligen Vermögensſtand derſelben, zwei Stipendien in der Bezugshöhe von á 45 fl., ſtatt des bisher beſtandenen einen Stipendiums in der Höhe von 15 fl. 75 kr., vergeben werden. Die Durchführung der Angelegenheit iſt im Zuge; die erfolgte Concursausſchreibung der Stipendien werden wir ſeinerzeit zur Kenntniß unſerer Leſer bringen. (Die Hundecontumaz — nicht aufge- hoben.) Es ſcheint, daß, man ſich mit der Auf- hebung der Hundecontumaz nicht beeilen will, obwohl ſeit der Verhängung derſelben ſich in Olmütz kein Fall von Hundswuth ergab. Die Hundecontumaz bleibt alſo bis auf weiteres auf- recht. Die Streifungen des Waſenmeiſters nach Hunden, welche keine Maulkörbe tragen, werden ebenfalls fortgeſetzt, wovon die Hundebeſitzer Kennt- niß nehmen wollen. Als wünſchenswerth möchten wir es jedoch bezeichnen, daß man die Aufhebung der erwähnten Contumaz eheſtens anſtrebt. (Die Veteranen-Uniform.) Wie gemel- det wird, wurde ſämmtlichen Veteranenvereinen dieſer Tage ein Statthaltereierlaß zugemittelt, durch welchen angeardnet wird, daß die Vetera- nen alle Abzeichen, welche den für die k. k. Armeee beſtimmten Abzeichen irgendwie ähneln, wie Officiers-Feldbinden, goldene Schnüre und Borten, Sterne ꝛc., von ihren Uniformen zu beſeitigen haben. Als Grund dieſes Erlaſſes wird angeführt, daß höhere militäriſche Kreiſe ſchon ſeit längerer Zeit auf die Ungehörigkeit hinweiſen, daß ein Veteranenverein den andern durch den Auſputz der Uniforme zu überbieten trachtet, und daß in Folge deſſen verſchiedene ſolche Vereine ſich derſelben oder ähnlicher Abzeichen bedienen, wie ſie für die höheren Officiere der k. k. Armee vorgeſchrieben ſind. (Ein brennender Baum) Geſtern Vor- mittags 11 Uhr bemerkte der Poſten beim Heu- magazin auf der Enveloppe, daß in der Nähe des Pulvermagazins mehrere Knaben einen hohen Eſchenbaum in Brand ſteckten. Der Poſten aviſirte ſofort ſeinen Wachcommandanten, den Zugsführer Neszievus vom 100. Inft.-Regt., welcher im Ver- eine mit dem Verpflegsmeiſter Herrn Tiller den Brand löſchte. Den kleinen Brandſtiftern gelang es zu entkommen. (Tödtungen durch den Blitz.) Ueber Ho- bitſchau entlud ſich am 20. d. M. ein ſehr hef- tiges Gewitter. Während desſelben verweilten bei der Feldarbeit der 21 Jahre alte Taglöhner Thomas Friedl und die 7jährige Katharina Zorek, welche vom Blitze getroffen wurden und ſofort todt blieben. — Während eines Gewittens hat am 15. d. M. der Blitz in das Haus der Johanna Fiedler in Wachtel eingeſchlagen, wobei die Genannte getödtet und ihr 16 Jahre alter Sohn Leopold, ſowie der im ſelben Zimmer weilende 61jährige Carl Tutſch ſchwer verletzt wurden. (Erdrückt) Am 8. d., Vormittags, wurde der 17jährige Ochſenknecht Franz Navratil im herrſchaftlichen Meierhofe in Cechtin durch ſcheu gewordene Ochſen derart an die Wand gedrückt, daß er ſofort todt am Platze blieb. (Diebſtahl an der Hofſchauſpielerin Albrecht.) Das Individuum, welches Frau Al- brecht (Gräfin Nyari) am Samſtag in der Nähe von Lundenburg beſtohlen hat, iſt bereits von Detectives in der Perſon des 27jähr. Rauchfang- kehrer-Gehilfen Adolph Offner eruirt und in Wien Neu-Margarethen, Wolfganggaſſe 20, feſtge- nommen worden. Offner, auf welchen ſich ſofort der Verdacht lenkte, hat den Diebſtahl zweifellos ausgeführt. Man fand bei ihm den größten Theil der geſtohlenen Toilette-Artikel, ferner 240 fl. Die fehlenden 60 fl. hat er verausgabt. Die beiden Sparcaſſebücher per 10,000 fl. will er mit der Taſche, in welcher ſich dieſelben be- fanden, weggeworfen haben. In Lundenburg war ſchon erhoben worden, daß der verwegene Bur- ſche, der auch ſeinem Ausſehen nach eine hervor- ſtechende Figur iſt, eine Schweſter in Neu-Mar- garethen habe. Da man vorausſetzte, daß der Dieb ſich mitſ einer Beute nach Wien flüchten werde, wurde ſchon Montag durch einen Detectiv die Wohnung der Schweſter Offner’s überwacht, und auf dieſe Weiſe gelang ſeine Verhaftung. Er leugnet den Diebſtahl und will die Taſche gefun- den haben. (Uebertragung der Tuberculoſe durch Ohrringe.) Mediciniſche Blatter berichten: Ein 14jähriges Mädchen aus ganz geſunder Familie trägt die Ohrringe einer an Schwindſucht geſtor- benen Freundin. Bald bilden ſich Geſchwüre an den Ohrläppchen, namentlich linkerſeits, flach mit unterminirten Rändern. Linksſeitige Hals- drüſen; Dämpfung über der linken Lungenſpitze Tuberkeilbacillen in den Granulationen der Ohrgeſchwüre und im Auswurf. Raſch verlau- fende Schwindſucht. Alſo: echte Impftuberculoſe, von den Ohrringen ausgehend. (Brand.) Am 20. d. Vormittags entlud ſich über Biſenz und Umgebung ein Gewitter verbunden mit einem ſtarken Regenguß. Der Blitz ſchlug in die Stallungen des Dechantei- Gebäudes ein und zündete. Den vereinigten Feuerwehren gelang es, den Brand zu lokaliſiren, und wurde nur das erwährte Object ſammt den darin befindlichen Heuvorrath ein Raub dem Flammen. (Selbſtmord eines Majors.) Ueber den bereits geſtern von uns telegrafiſch gemeldeten Selbſtmord des Majors Wenzel Kabelik liegen heute aus Wien folgende Meldungen vor: Eine Straßenſcene der aufregendſten Art ſpielte ſich vorgeſtern Vormittags mit großer Schnelligkeit in der Garniſonsgaſſe im neunten Bezirke in Wien ab. Um die neunte Stunde rollte ein halb- gedeckter Fiaker heran, in welchem ein höherer Officier en pleine parade ſaß. Etwa zwanzig Schritte vor dem Hauptthore des Garniſonsſpi- tals Nr. 1 entfernt, ertönte plötzlich aus dem Wagen ein Schuß. Der Fiaker peitſchte die Pferde und hielt mit einem Ruck vor dem Thore des Militärſpitals, worauf ein Sanitätscorporal in den Wagen ſprang und dem Officier, der ein zweitesmat einen Revolver gegen ſich abfeuern wird ſie wohl vor dem Schwärzer ſicher ſein. — Noch an demſelben Tage ſollte ich Stefan Pe- trowski wiederſehen. Der warme Abend ließ mich eine Promenade längs des Grenzflüßchens unter- nehmen. Unterwegs überraſchte mich ein Gewitter, und um den ſtrömenden Regen abzuwarten und nicht unnöthig durchnäßt zu werden, trat ich in ein nahegelegenes Wirthshaus. Der Eigenthümer desſelben war früher Schauſpieler geweſen, und wir fanden Berührungspunkte genug, um uns nicht zu langweilen. So kam die Nacht und über- raſchte uns noch beim Grogglaſe und bei Erzäh- lungen aus früheren Zeiten, ohne uns von dem tobenden Gewitter ſtören zu laſſen. Plötzlich wurde es draußen auf dem Hausflur lebendig und gleich darauf traten ſechs Männer herein, die ein ſo verwildertes Aeußere beſaßen, daß ich kei- nem derſelben gern auf der Landſtraße begegnet wäre. Sie hatten hohe Waſſerſtiefeln an den Beinen und breitkrämpige Wetterhüte auf den Köpfen. Unter den Röcken einiger glaubte ich Waffen zu bemerken. Unter ihnen befand ſich Stefan Petrowski — Schwärzer! flüſterte mir der Wirth zu. Die Schmuggler warfen mir mißtrauiſche Blicke zu, während Stefan an mich herantrat: — Ich habe Sie ſchon einmal geſehen, Herr ſagte er mit dem Gaumeuton, der Polen, Litauern und Ruſſen angeboren iſt. — Ich wüßte nicht; ich bin zum erſtenmal in dieſer Gegend verſetzte ich. — In dieſer Gegend war es auch nicht. Er ſann einen Augenblick nach, dann rief er: Richtig, es war in Thorn, in dem Schröder’ſchen Hauſe. — Ich habe Sie dort nicht bemerkt. — Das glaube ich wohl, lachte er. Ich hätte auch zu der Geſellſchaft nicht gepaßt. Dann fragte er, ſeine Stimme dämpfend, ob Schröder mich an ihn ſende, den Stefan Petrowski. — Schröder an Sie?! rief ich erſtaunt. Ich bereute im nächſten Moment die Worte, denn ich ſah, wie der Schwärzer finſter dreinſchaute, daß er zu viel geſagt habe. Sein Geſicht war that- ſächlich der reine Spiegel der Seele, der nicht zu trügen vermochte. Wie kommen Sie und Herr Schröder zuſammen? fügte ich mich ſammelnd, hinzu. — Fragen Sie nicht danach, bemerkte er in einem beſtimmten, faſt befehlenden Ton. Männer kommen öfter zuſammen, als man ahnt. Was hat Sie aber hierher geführt, wo es keine Con- certe und Bälle gibt? — Fragen Sie nicht danach, erwiderte ich, um ihm zu zeigen, daß er mir nicht imponire. Viel- leicht ein Auftrag meines Freundes Schröder. Seine Züge wurden bei dieſen Worten dro- hend, ſeine Blicke feindſelig. Man ſagte mir, verſetzte er, daß ein Frem- der bei dem Feldwebel Friedrichſtein geweſen ſei. Waren Sie der Fremde? — Was kann Sie das kümmern? ließ ich mich vernehmen. — Zum Satan! rief er, und die Ader, welche ſeine Stirne durchzog, ſchwoll auf. Des Einbein’s Kind iſt meine Braut, und ich will Keinem rathen, ſich zwiſchen mich und Magda zu ſtellen. Dabei erhob er drohend die Fauſt. Die Geberde trieb mir das Blut in das Geſicht, und ſo unklug es geweſen wäre, brannte mir eine heftige Erwiderung auf der Zunge, als der Wirth dazwiſchen trat und die Erklärung abgab, er wiſſe nicht, ob ich zu Friedrichſtein gegangen ſei; jedenfalls ſei ein Beſuch bei ihm der Grund meines Aufenthalts. Ich ſei ein alter College, möchte ich auch jünger als er ſein. Dieſe Er- klärung beſänftigte Stefan Petrowski, ſo daß er mich um Verzeihung bat, mit mir anſtieß und ſein Glas Branntweinpunſch mit einem Zug leerte. Bald darauf traten noch fünf Schmuggler ein, ſprachen leiſe mit ihren Kameraden, und nachdem ſie einen Trunk gethan und bezahlt hat- ten, verließen Alle das Gaſtzimmer. — Das ſind meine beſten Gäſte, äußerte der Wirth; in der Zeit einer halben Stunde ver- zehrt jeder einzelne von ihnen mehr als eine Fa- milie an einem ganzen Tage. Ich ſprach den Wunſch aus, ihnen zu fol- gen, aber mein Wirth beſchwor mich, davon ab- zuſtehen, ich könne eine blaue Bohne oder einen Meſſerſtich davontragen, da die Schwärzer ver- zweifelte Männer ſeien, denen ein Menſchenleben nichts gelte. So habe ſein Vorgänger nur im Geruch eines Verräthers geſtanden; das ſei genug geweſen, ihn zu verdunkeln d. i. zu morden. — Und iſt der Mord nicht geahndet worden? rief ich unwillig aus. Er zuckte die Schultern. — Die Polizei hat genügend geforſcht, lau- tete die Antwort. Es ſind auch Einige eingezo- gen worden; aber Jeder trat den Alibibeweis mit dem größten Glück an. Sie helfen einander durch, und Keiner verräth den Andern. — Und wann kehren die Schwärzer von ihrer Schmugglerfahrt zurück? fragte ich.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 167, Olmütz, 24.07.1889, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches167_1889/4>, abgerufen am 26.04.2024.