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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843.

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einer Leiter und die Anschaffung mehrerer anderer zum
Turnen gehöriger Geräthschaften beschlossen worden.

Jm Laufe des verwichenen Sommers ward auch
eine Turnfahrt unternommen. Die Turner versammel-
ten sich an einem Sonntage Morgens 5 Uhr vor
dem Schulgebäude und zogen dann längs dem ziem-
lich steilen Niemen-Ufer bis zum höchsten Punkte des-
selben, auf welchem das eine Postmeile entfert liegende
Adl. Gut Kassigkehmen gesehen wird, was zum Sam-
melplatze bestimmt wurde. Hierauf brachen die Turner
in drei gleiche Züge vertheilt, von denen jeder von
einem Mitgliede des Turnrathes geführt wurde, in der
für jeden Zug bestimmten Richtung nach dem Walde
auf, und zwar so, daß die einzelnen Glieder der einzel-
nen Züge durch bestimmte Signale mit einander in Ver-
bindung standen. Zuvor war bestimmt worden, daß
derjenige Zug den Preis errungen haben solle, welcher
als der erste auf dem bestimmten Sammelplatze ankom-
men würde, doch mußte er den vorgeschriebenen Weg
verfolgt und die ihm entgegen tretenden Hindernisse,
Hecken, Gräben u. s. w. nicht umgangen haben, wel-
ches durch gegebenes Wort versprochen war. Durch
das von den einzelnen Zügen mehrmals gegebene Sig-
nal, konnten diese ungefähr auf die Richtung und Ent-
fernung des einen von dem andern schließen und die
Freude und der Wetteifer unter den Turnern war
nicht gering, wenn ein Zug vor dem andern einen
Vorsprung errungen. Alle drei Züge langten fast zu
gleicher Zeit an dem bestimmten Sammelplatze, dem
Kassigkehmer Kruge an. Nachdem hier einige Erfri-
schungen eingenommen, gesungen und gespielt worden,
ward der Rückweg in ähnlicher, jedoch in einer andern
Richtung angetreten und gegen Mittag Schmallening-
ken erreicht. Sämmtliche Turner, sowie auch einige
Väter und Verwandte derselben, welche die Turnfahrt
mitgemacht und den einzelnen Zügen sich angeschlossen
hatten, äußerten ihre Freude über das gehabte Vergnü-

einer Leiter und die Anſchaffung mehrerer anderer zum
Turnen gehöriger Geräthſchaften beſchloſſen worden.

Jm Laufe des verwichenen Sommers ward auch
eine Turnfahrt unternommen. Die Turner verſammel-
ten ſich an einem Sonntage Morgens 5 Uhr vor
dem Schulgebäude und zogen dann längs dem ziem-
lich ſteilen Niemen-Ufer bis zum höchſten Punkte deſ-
ſelben, auf welchem das eine Poſtmeile entfert liegende
Adl. Gut Kaſſigkehmen geſehen wird, was zum Sam-
melplatze beſtimmt wurde. Hierauf brachen die Turner
in drei gleiche Züge vertheilt, von denen jeder von
einem Mitgliede des Turnrathes geführt wurde, in der
für jeden Zug beſtimmten Richtung nach dem Walde
auf, und zwar ſo, daß die einzelnen Glieder der einzel-
nen Züge durch beſtimmte Signale mit einander in Ver-
bindung ſtanden. Zuvor war beſtimmt worden, daß
derjenige Zug den Preis errungen haben ſolle, welcher
als der erſte auf dem beſtimmten Sammelplatze ankom-
men würde, doch mußte er den vorgeſchriebenen Weg
verfolgt und die ihm entgegen tretenden Hinderniſſe,
Hecken, Gräben u. ſ. w. nicht umgangen haben, wel-
ches durch gegebenes Wort verſprochen war. Durch
das von den einzelnen Zügen mehrmals gegebene Sig-
nal, konnten dieſe ungefähr auf die Richtung und Ent-
fernung des einen von dem andern ſchließen und die
Freude und der Wetteifer unter den Turnern war
nicht gering, wenn ein Zug vor dem andern einen
Vorſprung errungen. Alle drei Züge langten faſt zu
gleicher Zeit an dem beſtimmten Sammelplatze, dem
Kaſſigkehmer Kruge an. Nachdem hier einige Erfri-
ſchungen eingenommen, geſungen und geſpielt worden,
ward der Rückweg in ähnlicher, jedoch in einer andern
Richtung angetreten und gegen Mittag Schmallening-
ken erreicht. Sämmtliche Turner, ſowie auch einige
Väter und Verwandte derſelben, welche die Turnfahrt
mitgemacht und den einzelnen Zügen ſich angeſchloſſen
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[40/0044] einer Leiter und die Anſchaffung mehrerer anderer zum Turnen gehöriger Geräthſchaften beſchloſſen worden. Jm Laufe des verwichenen Sommers ward auch eine Turnfahrt unternommen. Die Turner verſammel- ten ſich an einem Sonntage Morgens 5 Uhr vor dem Schulgebäude und zogen dann längs dem ziem- lich ſteilen Niemen-Ufer bis zum höchſten Punkte deſ- ſelben, auf welchem das eine Poſtmeile entfert liegende Adl. Gut Kaſſigkehmen geſehen wird, was zum Sam- melplatze beſtimmt wurde. Hierauf brachen die Turner in drei gleiche Züge vertheilt, von denen jeder von einem Mitgliede des Turnrathes geführt wurde, in der für jeden Zug beſtimmten Richtung nach dem Walde auf, und zwar ſo, daß die einzelnen Glieder der einzel- nen Züge durch beſtimmte Signale mit einander in Ver- bindung ſtanden. Zuvor war beſtimmt worden, daß derjenige Zug den Preis errungen haben ſolle, welcher als der erſte auf dem beſtimmten Sammelplatze ankom- men würde, doch mußte er den vorgeſchriebenen Weg verfolgt und die ihm entgegen tretenden Hinderniſſe, Hecken, Gräben u. ſ. w. nicht umgangen haben, wel- ches durch gegebenes Wort verſprochen war. Durch das von den einzelnen Zügen mehrmals gegebene Sig- nal, konnten dieſe ungefähr auf die Richtung und Ent- fernung des einen von dem andern ſchließen und die Freude und der Wetteifer unter den Turnern war nicht gering, wenn ein Zug vor dem andern einen Vorſprung errungen. Alle drei Züge langten faſt zu gleicher Zeit an dem beſtimmten Sammelplatze, dem Kaſſigkehmer Kruge an. Nachdem hier einige Erfri- ſchungen eingenommen, geſungen und geſpielt worden, ward der Rückweg in ähnlicher, jedoch in einer andern Richtung angetreten und gegen Mittag Schmallening- ken erreicht. Sämmtliche Turner, ſowie auch einige Väter und Verwandte derſelben, welche die Turnfahrt mitgemacht und den einzelnen Zügen ſich angeſchloſſen hatten, äußerten ihre Freude über das gehabte Vergnü-

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/44>, abgerufen am 26.04.2024.