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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843.

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D.
Wie ist dem Turnwesen aufzuhelfen.
Ein Vorschlag.


Das Turnwesen hat in dem Bewußtsein des Volks
schon eine solche Bedeutung gewonnen, daß ihm auf
Landtagen und in Kammern anfangs leise dann lau-
ter das Wort geredet worden ist, und einzelne Regie-
rungen bedeutsame Schritte gethan haben, um die
wohlthätigen Folgen desselben ihrem Volke möglichst
zugänglich zu machen. Keiner Regierung aber ist es
bis jetzt gelungen, was man für das Turnwesen ge-
than, mit dem Bewußtsein des Volkes in Einklang zu
bringen, eben weil man das Turnwesen nur äußer-
lich, nicht in seinem innern Zusammenhange, ursprüng-
lichen Wesen, in seiner Volkserziehungsnothwendigkeit
angesehen hat. Es ist so tief in diesem Volksbewußt-
sein gewurzelt, daß selbst eine 26 jährige Fehme einer
übermächtigen Parthei es nicht aus demselben rei-
ßen konnte, eben weil es ächt deutsch und deutsch-
thümlich, d. h. auf deutschem Grund und Boden ent-
sprossen, aus deutschem Bewußtsein hervorgegangen, und
als sein Od und Brod, als Ureigenthum beansprucht
und festgehalten worden ist. Darum hat man denn
auch überall mit Freuden die beiden Königlichen Cabi-
netsorders begrüßt, daß das Turnen auf den Schul-
plan kommen und auch die Soldaten turnerisch aus-
gebildet werden sollen.

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D.
Wie iſt dem Turnweſen aufzuhelfen.
Ein Vorſchlag.


Das Turnweſen hat in dem Bewußtſein des Volks
ſchon eine ſolche Bedeutung gewonnen, daß ihm auf
Landtagen und in Kammern anfangs leiſe dann lau-
ter das Wort geredet worden iſt, und einzelne Regie-
rungen bedeutſame Schritte gethan haben, um die
wohlthätigen Folgen deſſelben ihrem Volke möglichſt
zugänglich zu machen. Keiner Regierung aber iſt es
bis jetzt gelungen, was man für das Turnweſen ge-
than, mit dem Bewußtſein des Volkes in Einklang zu
bringen, eben weil man das Turnweſen nur äußer-
lich, nicht in ſeinem innern Zuſammenhange, urſprüng-
lichen Weſen, in ſeiner Volkserziehungsnothwendigkeit
angeſehen hat. Es iſt ſo tief in dieſem Volksbewußt-
ſein gewurzelt, daß ſelbſt eine 26 jährige Fehme einer
übermächtigen Parthei es nicht aus demſelben rei-
ßen konnte, eben weil es ächt deutſch und deutſch-
thümlich, d. h. auf deutſchem Grund und Boden ent-
ſproſſen, aus deutſchem Bewußtſein hervorgegangen, und
als ſein Od und Brod, als Ureigenthum beanſprucht
und feſtgehalten worden iſt. Darum hat man denn
auch überall mit Freuden die beiden Königlichen Cabi-
netsorders begrüßt, daß das Turnen auf den Schul-
plan kommen und auch die Soldaten turneriſch aus-
gebildet werden ſollen.

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[85/0089] D. Wie iſt dem Turnweſen aufzuhelfen. Ein Vorſchlag. Das Turnweſen hat in dem Bewußtſein des Volks ſchon eine ſolche Bedeutung gewonnen, daß ihm auf Landtagen und in Kammern anfangs leiſe dann lau- ter das Wort geredet worden iſt, und einzelne Regie- rungen bedeutſame Schritte gethan haben, um die wohlthätigen Folgen deſſelben ihrem Volke möglichſt zugänglich zu machen. Keiner Regierung aber iſt es bis jetzt gelungen, was man für das Turnweſen ge- than, mit dem Bewußtſein des Volkes in Einklang zu bringen, eben weil man das Turnweſen nur äußer- lich, nicht in ſeinem innern Zuſammenhange, urſprüng- lichen Weſen, in ſeiner Volkserziehungsnothwendigkeit angeſehen hat. Es iſt ſo tief in dieſem Volksbewußt- ſein gewurzelt, daß ſelbſt eine 26 jährige Fehme einer übermächtigen Parthei es nicht aus demſelben rei- ßen konnte, eben weil es ächt deutſch und deutſch- thümlich, d. h. auf deutſchem Grund und Boden ent- ſproſſen, aus deutſchem Bewußtſein hervorgegangen, und als ſein Od und Brod, als Ureigenthum beanſprucht und feſtgehalten worden iſt. Darum hat man denn auch überall mit Freuden die beiden Königlichen Cabi- netsorders begrüßt, daß das Turnen auf den Schul- plan kommen und auch die Soldaten turneriſch aus- gebildet werden ſollen. 4*

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/89>, abgerufen am 27.04.2024.