lum, bei den Erden-Gelehrten herumschickte und sie als Pathen seiner Flecken ins Kirchenbuch des Him¬ mels bringe; aber er dachte, es ist besser, sich seinen Gevatter schon in einer Nähe von 50 Meilen zu nehmen. Der Aposteltag des Kirchgangs und der Festtag der Ankunft des Herrn Gevatters wären also schon in einander gefallen; aber so führte das Wetter (das hübsche) den Gevatter vier Tage eher her! --
Der dritte Jünger des 4. Mais war im Grunde der Häresiarch dieser Parthei, der Hofkaplan selber: die Kaplanei, worin Horion ein einstweiliges Hofla¬ ger haben solte, war ganz vol Ratten, ordentlich ein Tanzsalon und Waffenplatz derselben und diesen wolte der Kaplan sein Haus und corpus pium vorher ab¬ jagen. Wenige Hofkapläne, die Hektik im Leibe und Ratten im Hause hatten, machten daher so viel Ge¬ stank als dieser in St. Lüne gegen die Bestien. Mit wenigen Wolken davon wären alle Hofdamen aus Europa hinaus zu räuchern. Zündete der Hektiker nicht so viel vom Hufe seines Gaules an als er da¬ von abgesägt hatte? -- Inhaftierte er nicht ein sol¬ ches Nagethier selber und seifte den Kriegsgefangnen mit Wagentheer und Fischthran ein und lies den Arrestanten fort, damit der Parias in den Löchern auf und abgienge und Ratten edlerer Kasten durch seinen Nimbus zu entlaufen nöthigte? -- Gieng er
lum, bei den Erden-Gelehrten herumſchickte und ſie als Pathen ſeiner Flecken ins Kirchenbuch des Him¬ mels bringe; aber er dachte, es iſt beſſer, ſich ſeinen Gevatter ſchon in einer Naͤhe von 50 Meilen zu nehmen. Der Apoſteltag des Kirchgangs und der Feſttag der Ankunft des Herrn Gevatters waͤren alſo ſchon in einander gefallen; aber ſo fuͤhrte das Wetter (das huͤbſche) den Gevatter vier Tage eher her! —
Der dritte Juͤnger des 4. Mais war im Grunde der Haͤreſiarch dieſer Parthei, der Hofkaplan ſelber: die Kaplanei, worin Horion ein einſtweiliges Hofla¬ ger haben ſolte, war ganz vol Ratten, ordentlich ein Tanzſalon und Waffenplatz derſelben und dieſen wolte der Kaplan ſein Haus und corpus pium vorher ab¬ jagen. Wenige Hofkaplaͤne, die Hektik im Leibe und Ratten im Hauſe hatten, machten daher ſo viel Ge¬ ſtank als dieſer in St. Luͤne gegen die Beſtien. Mit wenigen Wolken davon waͤren alle Hofdamen aus Europa hinaus zu raͤuchern. Zuͤndete der Hektiker nicht ſo viel vom Hufe ſeines Gaules an als er da¬ von abgeſaͤgt hatte? — Inhaftierte er nicht ein ſol¬ ches Nagethier ſelber und ſeifte den Kriegsgefangnen mit Wagentheer und Fiſchthran ein und lies den Arreſtanten fort, damit der Parias in den Loͤchern auf und abgienge und Ratten edlerer Kaſten durch ſeinen Nimbus zu entlaufen noͤthigte? — Gieng er
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0024"n="13"/>
lum, bei den Erden-Gelehrten herumſchickte und ſie<lb/>
als Pathen ſeiner Flecken ins Kirchenbuch des Him¬<lb/>
mels bringe; aber er dachte, es iſt beſſer, ſich ſeinen<lb/>
Gevatter ſchon in einer Naͤhe von 50 Meilen zu<lb/>
nehmen. Der Apoſteltag des Kirchgangs und der<lb/>
Feſttag der Ankunft des Herrn Gevatters waͤren<lb/>
alſo ſchon in einander gefallen; aber ſo fuͤhrte das<lb/>
Wetter (das huͤbſche) den Gevatter vier Tage eher<lb/>
her! —</p><lb/><p>Der dritte Juͤnger des 4. Mais war im Grunde<lb/>
der Haͤreſiarch dieſer Parthei, der Hofkaplan ſelber:<lb/>
die Kaplanei, worin Horion ein einſtweiliges Hofla¬<lb/>
ger haben ſolte, war ganz vol Ratten, ordentlich ein<lb/>
Tanzſalon und Waffenplatz derſelben und dieſen wolte<lb/>
der Kaplan ſein Haus und <hirendition="#aq">corpus pium</hi> vorher ab¬<lb/>
jagen. Wenige Hofkaplaͤne, die Hektik im Leibe und<lb/>
Ratten im Hauſe hatten, machten daher ſo viel Ge¬<lb/>ſtank als dieſer in St. Luͤne gegen die Beſtien. Mit<lb/>
wenigen Wolken davon waͤren alle Hofdamen aus<lb/>
Europa hinaus zu raͤuchern. Zuͤndete der Hektiker<lb/>
nicht ſo viel vom Hufe ſeines Gaules an als er da¬<lb/>
von abgeſaͤgt hatte? — Inhaftierte er nicht ein ſol¬<lb/>
ches Nagethier ſelber und ſeifte den Kriegsgefangnen<lb/>
mit Wagentheer und Fiſchthran ein und lies den<lb/>
Arreſtanten fort, damit der Parias in den Loͤchern<lb/>
auf und abgienge und Ratten edlerer Kaſten durch<lb/>ſeinen Nimbus zu entlaufen noͤthigte? — Gieng er<lb/></p></div></body></text></TEI>
[13/0024]
lum, bei den Erden-Gelehrten herumſchickte und ſie
als Pathen ſeiner Flecken ins Kirchenbuch des Him¬
mels bringe; aber er dachte, es iſt beſſer, ſich ſeinen
Gevatter ſchon in einer Naͤhe von 50 Meilen zu
nehmen. Der Apoſteltag des Kirchgangs und der
Feſttag der Ankunft des Herrn Gevatters waͤren
alſo ſchon in einander gefallen; aber ſo fuͤhrte das
Wetter (das huͤbſche) den Gevatter vier Tage eher
her! —
Der dritte Juͤnger des 4. Mais war im Grunde
der Haͤreſiarch dieſer Parthei, der Hofkaplan ſelber:
die Kaplanei, worin Horion ein einſtweiliges Hofla¬
ger haben ſolte, war ganz vol Ratten, ordentlich ein
Tanzſalon und Waffenplatz derſelben und dieſen wolte
der Kaplan ſein Haus und corpus pium vorher ab¬
jagen. Wenige Hofkaplaͤne, die Hektik im Leibe und
Ratten im Hauſe hatten, machten daher ſo viel Ge¬
ſtank als dieſer in St. Luͤne gegen die Beſtien. Mit
wenigen Wolken davon waͤren alle Hofdamen aus
Europa hinaus zu raͤuchern. Zuͤndete der Hektiker
nicht ſo viel vom Hufe ſeines Gaules an als er da¬
von abgeſaͤgt hatte? — Inhaftierte er nicht ein ſol¬
ches Nagethier ſelber und ſeifte den Kriegsgefangnen
mit Wagentheer und Fiſchthran ein und lies den
Arreſtanten fort, damit der Parias in den Loͤchern
auf und abgienge und Ratten edlerer Kaſten durch
ſeinen Nimbus zu entlaufen noͤthigte? — Gieng er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/24>, abgerufen am 27.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.