nicht ins Große und nahm gar einen Bok in die Kost, von dem er nichts verlangte als daß er stank und den geschwänzten Klausnern misfiel? -- Und waren nicht alle diese Mittel so gut wie umsonst?
-- -- Denn der Henker relegiere Jesuiten und Ratten! -- Indessen wird doch den Leuten hier schon auf dem Bogen A die Moral dargereicht, daß es gegen beide so gut wie gegen Zahnschmerzen, Seelenleiden und Wanzen tausend gute Mittel gebe, die nichts helfen.
Horion -- der Akzent muß auf die erste Sylbe kommen -- oder Sebastian (verkürzt Bastian) wie ihn die Eymannischen nannten, oder Viktor, wie ihn der Lord Horion, sein Vater nannte (ich heiss' ihn bald so bald so, wie es gerade mein prosaisches Sylbenmaas begehrt) Horion hatte sie alle, um sie zu überraschen, angelogen und im Briefe seinen Ein¬ trit ins Haus auf den 4. Mai angesetzt; aber sei¬ nem Vater hatt' er die Wahrheit geschrieben und dieser hatte sie aus der Residenzstadt Flachsenfin¬ gen, wo er dem Fürsten moralische Augenleder und Konservationsbrillen und Hörröhre und jüdische Handgedenkzettel anlegte, an den Kaplan geschickt, weil er (der Lord) blind war und sich' bei ihm von einem mit dem Sohne kommenden Okulisten wolte operiren lassen. Er hatte seinen Sohn zum Doktor Medicinä promovieren heissen: warum aber ein so
nicht ins Große und nahm gar einen Bok in die Koſt, von dem er nichts verlangte als daß er ſtank und den geſchwaͤnzten Klausnern misfiel? — Und waren nicht alle dieſe Mittel ſo gut wie umſonſt?
— — Denn der Henker relegiere Jeſuiten und Ratten! — Indeſſen wird doch den Leuten hier ſchon auf dem Bogen A die Moral dargereicht, daß es gegen beide ſo gut wie gegen Zahnſchmerzen, Seelenleiden und Wanzen tauſend gute Mittel gebe, die nichts helfen.
Horion — der Akzent muß auf die erſte Sylbe kommen — oder Sebaſtian (verkuͤrzt Baſtian) wie ihn die Eymanniſchen nannten, oder Viktor, wie ihn der Lord Horion, ſein Vater nannte (ich heiſſ' ihn bald ſo bald ſo, wie es gerade mein proſaiſches Sylbenmaas begehrt) Horion hatte ſie alle, um ſie zu uͤberraſchen, angelogen und im Briefe ſeinen Ein¬ trit ins Haus auf den 4. Mai angeſetzt; aber ſei¬ nem Vater hatt' er die Wahrheit geſchrieben und dieſer hatte ſie aus der Reſidenzſtadt Flachſenfin¬ gen, wo er dem Fuͤrſten moraliſche Augenleder und Konſervationsbrillen und Hoͤrroͤhre und juͤdiſche Handgedenkzettel anlegte, an den Kaplan geſchickt, weil er (der Lord) blind war und ſich' bei ihm von einem mit dem Sohne kommenden Okuliſten wolte operiren laſſen. Er hatte ſeinen Sohn zum Doktor Medicinaͤ promovieren heiſſen: warum aber ein ſo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0025"n="14"/>
nicht ins Große und nahm gar einen Bok in die<lb/>
Koſt, von dem er nichts verlangte als daß er ſtank<lb/>
und den geſchwaͤnzten Klausnern misfiel? — Und<lb/>
waren nicht alle dieſe Mittel ſo gut wie umſonſt?</p><lb/><p>—— Denn der Henker relegiere Jeſuiten und<lb/>
Ratten! — Indeſſen wird doch den Leuten hier<lb/>ſchon auf dem Bogen A die Moral dargereicht, daß<lb/>
es gegen beide ſo gut wie gegen Zahnſchmerzen,<lb/>
Seelenleiden und Wanzen tauſend gute Mittel gebe,<lb/>
die nichts helfen.</p><lb/><p>Horion — der Akzent muß auf die erſte Sylbe<lb/>
kommen — oder <hirendition="#g">Sebaſtian</hi> (verkuͤrzt Baſtian) wie<lb/>
ihn die Eymanniſchen nannten, oder <hirendition="#g">Viktor</hi>, wie<lb/>
ihn der Lord Horion, ſein Vater nannte (ich heiſſ'<lb/>
ihn bald ſo bald ſo, wie es gerade mein proſaiſches<lb/>
Sylbenmaas begehrt) Horion hatte ſie alle, um ſie<lb/>
zu uͤberraſchen, angelogen und im Briefe ſeinen Ein¬<lb/>
trit ins Haus auf den 4. Mai angeſetzt; aber ſei¬<lb/>
nem Vater hatt' er die Wahrheit geſchrieben und<lb/>
dieſer hatte ſie aus der Reſidenzſtadt <hirendition="#g">Flachſenfin¬<lb/>
gen</hi>, wo er dem Fuͤrſten moraliſche Augenleder und<lb/>
Konſervationsbrillen und Hoͤrroͤhre und juͤdiſche<lb/>
Handgedenkzettel anlegte, an den Kaplan geſchickt,<lb/>
weil er (der Lord) blind war und ſich' bei ihm von<lb/>
einem mit dem Sohne kommenden Okuliſten wolte<lb/>
operiren laſſen. Er hatte ſeinen Sohn zum Doktor<lb/>
Medicinaͤ promovieren heiſſen: warum aber ein ſo<lb/></p></div></body></text></TEI>
[14/0025]
nicht ins Große und nahm gar einen Bok in die
Koſt, von dem er nichts verlangte als daß er ſtank
und den geſchwaͤnzten Klausnern misfiel? — Und
waren nicht alle dieſe Mittel ſo gut wie umſonſt?
— — Denn der Henker relegiere Jeſuiten und
Ratten! — Indeſſen wird doch den Leuten hier
ſchon auf dem Bogen A die Moral dargereicht, daß
es gegen beide ſo gut wie gegen Zahnſchmerzen,
Seelenleiden und Wanzen tauſend gute Mittel gebe,
die nichts helfen.
Horion — der Akzent muß auf die erſte Sylbe
kommen — oder Sebaſtian (verkuͤrzt Baſtian) wie
ihn die Eymanniſchen nannten, oder Viktor, wie
ihn der Lord Horion, ſein Vater nannte (ich heiſſ'
ihn bald ſo bald ſo, wie es gerade mein proſaiſches
Sylbenmaas begehrt) Horion hatte ſie alle, um ſie
zu uͤberraſchen, angelogen und im Briefe ſeinen Ein¬
trit ins Haus auf den 4. Mai angeſetzt; aber ſei¬
nem Vater hatt' er die Wahrheit geſchrieben und
dieſer hatte ſie aus der Reſidenzſtadt Flachſenfin¬
gen, wo er dem Fuͤrſten moraliſche Augenleder und
Konſervationsbrillen und Hoͤrroͤhre und juͤdiſche
Handgedenkzettel anlegte, an den Kaplan geſchickt,
weil er (der Lord) blind war und ſich' bei ihm von
einem mit dem Sohne kommenden Okuliſten wolte
operiren laſſen. Er hatte ſeinen Sohn zum Doktor
Medicinaͤ promovieren heiſſen: warum aber ein ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/25>, abgerufen am 10.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.