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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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vornehme Residenz-Frau ihr Herz und Hand,
so könnt' ich, da es nach Quistorp *) für
Kleinigkeiten einen recht hämischen Dank zu
sagen keinen Animus injuriandi, Schimpf-
oder Schmäh-Willen verräth, der treflichen
Dame ins Gesicht versichern: gut! Ich nehme
noch dieß an; aber nun beschämen Sie mich
mit keinen größern Geschenken, da ich noch
nicht einmal Ihre Kleinigkeiten zu vergelten
vermocht. -- Dieß könnt' ich.

So weiß ich aus demselben Quistorp die
andere Einschränkung, daß man nie beschimpfe,
wenn man blos die Sachen seines Neben-
und Mit-Menschen (nicht ihn) verächtlich
heruntersetzt, als etwan seinen Anzug, seine
Gastmäler u. s. w. Ich würde also mit Vor-
bedacht, da doch am Menschen alles nur
fremde Sache ist, außer seiner Moralität, die
er sich, wie der preußische Soldat die Knöpfe,
auf eigne Kosten anschaffen muß, ohne Ehren-
klage im höchsten Grade anzüglich und gering-

*) Quistorps Grundsätze des teutschen peinlichen Rechts.
1r Bd. 2te Auflage.

vornehme Reſidenz-Frau ihr Herz und Hand,
ſo koͤnnt’ ich, da es nach Quiſtorp *) fuͤr
Kleinigkeiten einen recht haͤmiſchen Dank zu
ſagen keinen Animus injuriandi, Schimpf-
oder Schmaͤh-Willen verraͤth, der treflichen
Dame ins Geſicht verſichern: gut! Ich nehme
noch dieß an; aber nun beſchaͤmen Sie mich
mit keinen groͤßern Geſchenken, da ich noch
nicht einmal Ihre Kleinigkeiten zu vergelten
vermocht. — Dieß koͤnnt’ ich.

So weiß ich aus demſelben Quiſtorp die
andere Einſchraͤnkung, daß man nie beſchimpfe,
wenn man blos die Sachen ſeines Neben-
und Mit-Menſchen (nicht ihn) veraͤchtlich
herunterſetzt, als etwan ſeinen Anzug, ſeine
Gaſtmaͤler u. ſ. w. Ich wuͤrde alſo mit Vor-
bedacht, da doch am Menſchen alles nur
fremde Sache iſt, außer ſeiner Moralitaͤt, die
er ſich, wie der preußiſche Soldat die Knoͤpfe,
auf eigne Koſten anſchaffen muß, ohne Ehren-
klage im hoͤchſten Grade anzuͤglich und gering-

*) Quiſtorps Grundſätze des teutſchen peinlichen Rechts.
1r Bd. 2te Auflage.
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[107/0113] vornehme Reſidenz-Frau ihr Herz und Hand, ſo koͤnnt’ ich, da es nach Quiſtorp *) fuͤr Kleinigkeiten einen recht haͤmiſchen Dank zu ſagen keinen Animus injuriandi, Schimpf- oder Schmaͤh-Willen verraͤth, der treflichen Dame ins Geſicht verſichern: gut! Ich nehme noch dieß an; aber nun beſchaͤmen Sie mich mit keinen groͤßern Geſchenken, da ich noch nicht einmal Ihre Kleinigkeiten zu vergelten vermocht. — Dieß koͤnnt’ ich. So weiß ich aus demſelben Quiſtorp die andere Einſchraͤnkung, daß man nie beſchimpfe, wenn man blos die Sachen ſeines Neben- und Mit-Menſchen (nicht ihn) veraͤchtlich herunterſetzt, als etwan ſeinen Anzug, ſeine Gaſtmaͤler u. ſ. w. Ich wuͤrde alſo mit Vor- bedacht, da doch am Menſchen alles nur fremde Sache iſt, außer ſeiner Moralitaͤt, die er ſich, wie der preußiſche Soldat die Knoͤpfe, auf eigne Koſten anſchaffen muß, ohne Ehren- klage im hoͤchſten Grade anzuͤglich und gering- *) Quiſtorps Grundſätze des teutſchen peinlichen Rechts. 1r Bd. 2te Auflage.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/113>, abgerufen am 29.04.2024.