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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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schätzig, z. B. von den schwachen Talenten
oder Gesichtszügen eines Rezensenten sprechen,
beydes Sachen, die der Tropf sich nicht geben
kann; eben so wollt' ich auf viele deutsche
Kronen und Thronen (ein schöner weib-
licher Reim) losziehen, ohne die Besitzer, die
ja beydes, theils halb auf, theils unter sich
haben, im Geringsten zu meinen. Doch ich
kehre zu meinem Satze zurück -- beyläufig
ein ganz gutes Zeichen, denn Trunkne können
wie Verrückte, nie dieselbe Sache unverändert
wiederholen, und stehen hier tief unter Auto-
ren und Advokaten. -- Und Rechtswissenschaft
ist nicht einmal mein Fach -- (doch trinken
wir auf sie); aber Heilkunde bleibts stets.
Wie gesagt, ich sagte vorhin von Injurien
und dergleichen. Wo finden Sie hier, Herr
Doktor, den Vollzapf?"

Strykius beschwor nach allen Seiten hin
das Wiederspiel. "Dieß sag' ich beym Teufel
ja selber, versetzte der Doktor -- und wozu
denn Ihr Fluchen? Ich denke, ich kenne mich
und Viele. Manches bringt mich auf, darüber

ſchätzig, z. B. von den ſchwachen Talenten
oder Geſichtszuͤgen eines Rezenſenten ſprechen,
beydes Sachen, die der Tropf ſich nicht geben
kann; eben ſo wollt’ ich auf viele deutſche
Kronen und Thronen (ein ſchöner weib-
licher Reim) losziehen, ohne die Beſitzer, die
ja beydes, theils halb auf, theils unter ſich
haben, im Geringſten zu meinen. Doch ich
kehre zu meinem Satze zuruͤck — beylaͤufig
ein ganz gutes Zeichen, denn Trunkne können
wie Verruͤckte, nie dieſelbe Sache unveraͤndert
wiederholen, und ſtehen hier tief unter Auto-
ren und Advokaten. — Und Rechtswiſſenſchaft
iſt nicht einmal mein Fach — (doch trinken
wir auf ſie); aber Heilkunde bleibts ſtets.
Wie geſagt, ich ſagte vorhin von Injurien
und dergleichen. Wo finden Sie hier, Herr
Doktor, den Vollzapf?“

Strykius beſchwor nach allen Seiten hin
das Wiederſpiel. „Dieß ſag’ ich beym Teufel
ja ſelber, verſetzte der Doktor — und wozu
denn Ihr Fluchen? Ich denke, ich kenne mich
und Viele. Manches bringt mich auf, daruͤber

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[108/0114] ſchätzig, z. B. von den ſchwachen Talenten oder Geſichtszuͤgen eines Rezenſenten ſprechen, beydes Sachen, die der Tropf ſich nicht geben kann; eben ſo wollt’ ich auf viele deutſche Kronen und Thronen (ein ſchöner weib- licher Reim) losziehen, ohne die Beſitzer, die ja beydes, theils halb auf, theils unter ſich haben, im Geringſten zu meinen. Doch ich kehre zu meinem Satze zuruͤck — beylaͤufig ein ganz gutes Zeichen, denn Trunkne können wie Verruͤckte, nie dieſelbe Sache unveraͤndert wiederholen, und ſtehen hier tief unter Auto- ren und Advokaten. — Und Rechtswiſſenſchaft iſt nicht einmal mein Fach — (doch trinken wir auf ſie); aber Heilkunde bleibts ſtets. Wie geſagt, ich ſagte vorhin von Injurien und dergleichen. Wo finden Sie hier, Herr Doktor, den Vollzapf?“ Strykius beſchwor nach allen Seiten hin das Wiederſpiel. „Dieß ſag’ ich beym Teufel ja ſelber, verſetzte der Doktor — und wozu denn Ihr Fluchen? Ich denke, ich kenne mich und Viele. Manches bringt mich auf, daruͤber

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/114>, abgerufen am 29.04.2024.