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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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ist keine Frage. Nur wünscht' ich zu wissen,
ob jemand von der trefflichen, nie hoch genug
zu achtenden Gesellschaft um uns her etwas
an mir merke; aber freylich Fox und Pitt
konnten nur halb so viel vertragen.

Mein lieber H. Brunnenarzt, Sie brauchen
bey Gott nicht zu lächeln, als läg' ich schon
in den Lagen, für welche ich Ihre Vormund-
schaft bestellte. Sie sehen, ich weiß noch alles.
Hab' ich aber ein Geheimniß verrathen? Seh'
ich irgend einen Kopf doppelt? Kaum einfach.
-- Verschenk' ich schon außer dem Einschenken?
Und wo stehen mir dumme Thränen der Liebe
und Trunkenheit im Auge? Im Gegentheil
verspür' ich eher harten Humor zum Todtschla-
gen, besonders schlüg' ich gern einem Manne
aus Ihrer Residenzstadt, der mir mit seinen
Augen- und Weisheitszähnen ins Bein gefah-
ren, diese auf der Stelle aus. Die Bestie
kommt aber erst, wie Sie sagten, künftige
Woche."

"Sie erhitzen sich, Guter", sagte Stry-
kius. "Aber für das Recht, und für jeden

iſt keine Frage. Nur wuͤnſcht’ ich zu wiſſen,
ob jemand von der trefflichen, nie hoch genug
zu achtenden Geſellſchaft um uns her etwas
an mir merke; aber freylich Fox und Pitt
konnten nur halb ſo viel vertragen.

Mein lieber H. Brunnenarzt, Sie brauchen
bey Gott nicht zu laͤcheln, als laͤg’ ich ſchon
in den Lagen, fuͤr welche ich Ihre Vormund-
ſchaft beſtellte. Sie ſehen, ich weiß noch alles.
Hab’ ich aber ein Geheimniß verrathen? Seh’
ich irgend einen Kopf doppelt? Kaum einfach.
— Verſchenk’ ich ſchon außer dem Einſchenken?
Und wo ſtehen mir dumme Thraͤnen der Liebe
und Trunkenheit im Auge? Im Gegentheil
verſpuͤr’ ich eher harten Humor zum Todtſchla-
gen, beſonders ſchluͤg’ ich gern einem Manne
aus Ihrer Reſidenzſtadt, der mir mit ſeinen
Augen- und Weisheitszaͤhnen ins Bein gefah-
ren, dieſe auf der Stelle aus. Die Beſtie
kommt aber erſt, wie Sie ſagten, kuͤnftige
Woche.“

„Sie erhitzen ſich, Guter“, ſagte Stry-
kius. „Aber fuͤr das Recht, und fuͤr jeden

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[109/0115] iſt keine Frage. Nur wuͤnſcht’ ich zu wiſſen, ob jemand von der trefflichen, nie hoch genug zu achtenden Geſellſchaft um uns her etwas an mir merke; aber freylich Fox und Pitt konnten nur halb ſo viel vertragen. Mein lieber H. Brunnenarzt, Sie brauchen bey Gott nicht zu laͤcheln, als laͤg’ ich ſchon in den Lagen, fuͤr welche ich Ihre Vormund- ſchaft beſtellte. Sie ſehen, ich weiß noch alles. Hab’ ich aber ein Geheimniß verrathen? Seh’ ich irgend einen Kopf doppelt? Kaum einfach. — Verſchenk’ ich ſchon außer dem Einſchenken? Und wo ſtehen mir dumme Thraͤnen der Liebe und Trunkenheit im Auge? Im Gegentheil verſpuͤr’ ich eher harten Humor zum Todtſchla- gen, beſonders ſchluͤg’ ich gern einem Manne aus Ihrer Reſidenzſtadt, der mir mit ſeinen Augen- und Weisheitszaͤhnen ins Bein gefah- ren, dieſe auf der Stelle aus. Die Beſtie kommt aber erſt, wie Sie ſagten, kuͤnftige Woche.“ „Sie erhitzen ſich, Guter“, ſagte Stry- kius. „Aber fuͤr das Recht, und fuͤr jeden

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/115>, abgerufen am 29.04.2024.