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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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war seine Kanzel) her. "Gut! sagte Katzen-
berger. Nun haben wir beyde nichts Wichti-
ges weiter mit einander abzumachen, als kolle-
gialisch zu überlegen, welches von den Glied-
maßen ich denn vor dem Einsitzen zu zerschla-
gen habe; wir haben die Wahl. Wir könn-
ten die Nase nehmen, und solche breit schla-
gen; theils weil Du auf meine grobe knollige
kurze Fuhrmanns-Nase etwas heruntersiehst,
theils weil nach Lavater sich unter allen Glie-
dern die Nase am wenigsten verstellen kann,
und Du also bey Deiner Vermummerey Gott
und mir danken wirst, wenn Du ein aufrich-
tiges Glied weniger hast -- Wir könnten
aber auch zum Kopfe greifen, womit oder wo-
rin Du besonders gesündigt und rezensiert, und
ich könnte, da er noch nicht offen genug scheint,
wenigstens die sieben Sinnenlöcher, die der
Vorderkopf hat, auch dem Hinterkopf durch
den Natur-Trepan eines sogenannten Stocks
einoperiren -- Oder vor und von der Hand
könnten so viele Finger als leider rezeptiren
und rezensiren, bequem dezimiert werden --

war ſeine Kanzel) her. „Gut! ſagte Katzen-
berger. Nun haben wir beyde nichts Wichti-
ges weiter mit einander abzumachen, als kolle-
gialiſch zu uͤberlegen, welches von den Glied-
maßen ich denn vor dem Einſitzen zu zerſchla-
gen habe; wir haben die Wahl. Wir könn-
ten die Naſe nehmen, und ſolche breit ſchla-
gen; theils weil Du auf meine grobe knollige
kurze Fuhrmanns-Naſe etwas herunterſiehſt,
theils weil nach Lavater ſich unter allen Glie-
dern die Naſe am wenigſten verſtellen kann,
und Du alſo bey Deiner Vermummerey Gott
und mir danken wirſt, wenn Du ein aufrich-
tiges Glied weniger haſt — Wir koͤnnten
aber auch zum Kopfe greifen, womit oder wo-
rin Du beſonders geſuͤndigt und rezenſiert, und
ich koͤnnte, da er noch nicht offen genug ſcheint,
wenigſtens die ſieben Sinnenloͤcher, die der
Vorderkopf hat, auch dem Hinterkopf durch
den Natur-Trepan eines ſogenannten Stocks
einoperiren — Oder vor und von der Hand
koͤnnten ſo viele Finger als leider rezeptiren
und rezenſiren, bequem dezimiert werden —

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[124/0130] war ſeine Kanzel) her. „Gut! ſagte Katzen- berger. Nun haben wir beyde nichts Wichti- ges weiter mit einander abzumachen, als kolle- gialiſch zu uͤberlegen, welches von den Glied- maßen ich denn vor dem Einſitzen zu zerſchla- gen habe; wir haben die Wahl. Wir könn- ten die Naſe nehmen, und ſolche breit ſchla- gen; theils weil Du auf meine grobe knollige kurze Fuhrmanns-Naſe etwas herunterſiehſt, theils weil nach Lavater ſich unter allen Glie- dern die Naſe am wenigſten verſtellen kann, und Du alſo bey Deiner Vermummerey Gott und mir danken wirſt, wenn Du ein aufrich- tiges Glied weniger haſt — Wir koͤnnten aber auch zum Kopfe greifen, womit oder wo- rin Du beſonders geſuͤndigt und rezenſiert, und ich koͤnnte, da er noch nicht offen genug ſcheint, wenigſtens die ſieben Sinnenloͤcher, die der Vorderkopf hat, auch dem Hinterkopf durch den Natur-Trepan eines ſogenannten Stocks einoperiren — Oder vor und von der Hand koͤnnten ſo viele Finger als leider rezeptiren und rezenſiren, bequem dezimiert werden —

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/130>, abgerufen am 29.04.2024.