Konzert -- der Held bekommt einen Hofmeister von Ton.
Ich habe mich in einen neuen Sektor begeben, weil ich darin dem Leser eine neue Person zu prä¬ sentiren habe -- den Hofmeister meines Helden.
Ich brauche keinen Menschen daran zu erin¬ nern, daß der Rittmeister ein so närrisches bald zu gefügiges bald zu sprödes moralisirendes muthloses Ding als ein Informator ist in Scheerau suchte, damit sein Kind zu gleicher Zeit mit dem Lande ei¬ nen Regenten bekäme. Nun hatt' er eine Pathe da, welche advozirte, musizirte, badinirte, lorgnir¬ te und Welt hatte; aber er hatte nicht den Muth, ihr in einem Pädagogium, dessen Schuljugend auf einem Mann belief, die Lehrstelle anzutragen. Ich will es nur heraussagen, daß ich selber diese Pathe und diese neue Person bin; aber es wird meiner Bescheidenheit mehr zu statten kommen, wenn ich mich in einem Sektor, wo ich soviel zu meinem Lo¬ be vorbringen muß, aus der ersten Person in die drit¬ te umsetze und statt ich blos sage Pathe.
Zwoͤlfter Sektor.
Konzert — der Held bekommt einen Hofmeiſter von Ton.
Ich habe mich in einen neuen Sektor begeben, weil ich darin dem Leſer eine neue Perſon zu praͤ¬ ſentiren habe — den Hofmeiſter meines Helden.
Ich brauche keinen Menſchen daran zu erin¬ nern, daß der Rittmeiſter ein ſo naͤrriſches bald zu gefuͤgiges bald zu ſproͤdes moraliſirendes muthloſes Ding als ein Informator iſt in Scheerau ſuchte, damit ſein Kind zu gleicher Zeit mit dem Lande ei¬ nen Regenten bekaͤme. Nun hatt' er eine Pathe da, welche advozirte, muſizirte, badinirte, lorgnir¬ te und Welt hatte; aber er hatte nicht den Muth, ihr in einem Paͤdagogium, deſſen Schuljugend auf einem Mann belief, die Lehrſtelle anzutragen. Ich will es nur herausſagen, daß ich ſelber dieſe Pathe und dieſe neue Perſon bin; aber es wird meiner Beſcheidenheit mehr zu ſtatten kommen, wenn ich mich in einem Sektor, wo ich ſoviel zu meinem Lo¬ be vorbringen muß, aus der erſten Perſon in die drit¬ te umſetze und ſtatt ich blos ſage Pathe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0178"n="142"/></div><divn="2"><head><hirendition="#b #g">Zwoͤlfter Sektor.</hi><lb/></head><argument><prendition="#c">Konzert — der Held bekommt einen Hofmeiſter von Ton.</p></argument><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">I</hi>ch habe mich in einen neuen Sektor begeben,<lb/>
weil ich darin dem Leſer eine neue Perſon zu praͤ¬<lb/>ſentiren habe — den Hofmeiſter meines Helden.</p><lb/><p>Ich brauche keinen Menſchen daran zu erin¬<lb/>
nern, daß der Rittmeiſter ein ſo naͤrriſches bald zu<lb/>
gefuͤgiges bald zu ſproͤdes moraliſirendes muthloſes<lb/>
Ding als ein Informator iſt in Scheerau ſuchte,<lb/>
damit ſein Kind zu gleicher Zeit mit dem Lande ei¬<lb/>
nen Regenten bekaͤme. Nun hatt' er eine Pathe<lb/>
da, welche advozirte, muſizirte, badinirte, lorgnir¬<lb/>
te und Welt hatte; aber er hatte nicht den Muth,<lb/>
ihr in einem Paͤdagogium, deſſen Schuljugend auf<lb/>
einem Mann belief, die Lehrſtelle anzutragen. Ich<lb/>
will es nur herausſagen, daß ich ſelber dieſe Pathe<lb/>
und dieſe neue Perſon bin; aber es wird meiner<lb/>
Beſcheidenheit mehr zu ſtatten kommen, wenn ich<lb/>
mich in einem Sektor, wo ich ſoviel zu meinem Lo¬<lb/>
be vorbringen muß, aus der erſten Perſon in die drit¬<lb/>
te umſetze und ſtatt ich blos ſage Pathe.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[142/0178]
Zwoͤlfter Sektor.
Konzert — der Held bekommt einen Hofmeiſter von Ton.
Ich habe mich in einen neuen Sektor begeben,
weil ich darin dem Leſer eine neue Perſon zu praͤ¬
ſentiren habe — den Hofmeiſter meines Helden.
Ich brauche keinen Menſchen daran zu erin¬
nern, daß der Rittmeiſter ein ſo naͤrriſches bald zu
gefuͤgiges bald zu ſproͤdes moraliſirendes muthloſes
Ding als ein Informator iſt in Scheerau ſuchte,
damit ſein Kind zu gleicher Zeit mit dem Lande ei¬
nen Regenten bekaͤme. Nun hatt' er eine Pathe
da, welche advozirte, muſizirte, badinirte, lorgnir¬
te und Welt hatte; aber er hatte nicht den Muth,
ihr in einem Paͤdagogium, deſſen Schuljugend auf
einem Mann belief, die Lehrſtelle anzutragen. Ich
will es nur herausſagen, daß ich ſelber dieſe Pathe
und dieſe neue Perſon bin; aber es wird meiner
Beſcheidenheit mehr zu ſtatten kommen, wenn ich
mich in einem Sektor, wo ich ſoviel zu meinem Lo¬
be vorbringen muß, aus der erſten Perſon in die drit¬
te umſetze und ſtatt ich blos ſage Pathe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/178>, abgerufen am 10.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.