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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

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Curieuse Reise-Beschreibung. I. Cap.
dran gedencken, und wenn ich kan, es ver-
gelten.
Der Chirurgus sagte: Macht doch
nicht so viel
Complimenten, geht nun eures
Weges, GOtt gebe uns beyden eine gute
Reise, wenn ich euch im Vaterland wieder
antreffe, so will ich euch alle Freundschafft
und Liebe erzeigen, die in meinem Vermö-
gen ist. Nun lebet wohl.

Er gieng von mir, und ich sahe ihm so lange
nach, bis er in eine Strasse gieng. Jch seufftzte,
und wünschte ihm in meinem Hertzen alles
Guts.
Jch tranck zu meinem Brod Wein vor
meine 2. Gr. und fuhr gegen 4. Uhr mit unserm
Boot wieder an Bord.

Nach einigen Tagen musten wir auf Ordre des
Vice-Admiral Haans aus dem Hafen gehen; und
liessen das Wapen von Essen mit 8. bis 10.
Kriegs-Schiffen, wie auch die Schmyrnische
Flotte und andere Kauffardey-Schiffe da. Jch
hörte nach der Zeit im Vaterlande, daß sie
durch Unvorsichtigkeit in den unsichern Canal ein-
gelauffen, da das Wapen von Essen seinen gros-
sen Ancker und Seegel verlohren, und haben sie
das Schiff mit Booten regieren helffen müssen.

Als ich ins Vaterland kam, wurden wir in die
Stadt Gorcum in Garnison geleget. Mein Ca-
pitain
machte mich zum Muster-Schreiber un-
ter seiner Compagnie, so daß ich keine Wachten
mehr thun durffte. Meine Eltern hatten mich
in aller Tugend auferzogen, und durch Wohl-
verhalten
und Demuth gewann ich die Hertzen
aller meiner Officierer und Soldaten.

Jch
A 3

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. I. Cap.
dran gedencken, und wenn ich kan, es ver-
gelten.
Der Chirurgus ſagte: Macht doch
nicht ſo viel
Complimenten, geht nun eures
Weges, GOtt gebe uns beyden eine gute
Reiſe, wenn ich euch im Vaterland wieder
antreffe, ſo will ich euch alle Freundſchafft
und Liebe erzeigen, die in meinem Vermoͤ-
gen iſt. Nun lebet wohl.

Er gieng von mir, und ich ſahe ihm ſo lange
nach, bis er in eine Straſſe gieng. Jch ſeufftzte,
und wuͤnſchte ihm in meinem Hertzen alles
Guts.
Jch tranck zu meinem Brod Wein vor
meine 2. Gr. und fuhr gegen 4. Uhr mit unſerm
Boot wieder an Bord.

Nach einigen Tagen muſten wir auf Ordre des
Vice-Admiral Haans aus dem Hafen gehen; und
lieſſen das Wapen von Eſſen mit 8. bis 10.
Kriegs-Schiffen, wie auch die Schmyrniſche
Flotte und andere Kauffardey-Schiffe da. Jch
hoͤrte nach der Zeit im Vaterlande, daß ſie
durch Unvorſichtigkeit in den unſichern Canal ein-
gelauffen, da das Wapen von Eſſen ſeinen groſ-
ſen Ancker und Seegel verlohren, und haben ſie
das Schiff mit Booten regieren helffen muͤſſen.

Als ich ins Vaterland kam, wurden wir in die
Stadt Gorcum in Garniſon geleget. Mein Ca-
pitain
machte mich zum Muſter-Schreiber un-
ter ſeiner Compagnie, ſo daß ich keine Wachten
mehr thun durffte. Meine Eltern hatten mich
in aller Tugend auferzogen, und durch Wohl-
verhalten
und Demuth gewann ich die Hertzen
aller meiner Officierer und Soldaten.

Jch
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[5/0025] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. I. Cap. dran gedencken, und wenn ich kan, es ver- gelten. Der Chirurgus ſagte: Macht doch nicht ſo viel Complimenten, geht nun eures Weges, GOtt gebe uns beyden eine gute Reiſe, wenn ich euch im Vaterland wieder antreffe, ſo will ich euch alle Freundſchafft und Liebe erzeigen, die in meinem Vermoͤ- gen iſt. Nun lebet wohl. Er gieng von mir, und ich ſahe ihm ſo lange nach, bis er in eine Straſſe gieng. Jch ſeufftzte, und wuͤnſchte ihm in meinem Hertzen alles Guts. Jch tranck zu meinem Brod Wein vor meine 2. Gr. und fuhr gegen 4. Uhr mit unſerm Boot wieder an Bord. Nach einigen Tagen muſten wir auf Ordre des Vice-Admiral Haans aus dem Hafen gehen; und lieſſen das Wapen von Eſſen mit 8. bis 10. Kriegs-Schiffen, wie auch die Schmyrniſche Flotte und andere Kauffardey-Schiffe da. Jch hoͤrte nach der Zeit im Vaterlande, daß ſie durch Unvorſichtigkeit in den unſichern Canal ein- gelauffen, da das Wapen von Eſſen ſeinen groſ- ſen Ancker und Seegel verlohren, und haben ſie das Schiff mit Booten regieren helffen muͤſſen. Als ich ins Vaterland kam, wurden wir in die Stadt Gorcum in Garniſon geleget. Mein Ca- pitain machte mich zum Muſter-Schreiber un- ter ſeiner Compagnie, ſo daß ich keine Wachten mehr thun durffte. Meine Eltern hatten mich in aller Tugend auferzogen, und durch Wohl- verhalten und Demuth gewann ich die Hertzen aller meiner Officierer und Soldaten. Jch A 3

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Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/25>, abgerufen am 29.04.2024.