Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Gründung neuer Familien.
andern vermählte er mit einer Sommaglia, und erhob ihn
zum Marchese von Mentana, wozu späterhin das Fürsten-
thum Venafro und die Grafschaft Celano im Neapolita-
schen kamen. Das Haus Peretti erhielt sich in großem
Ansehen: zu wiederholten Malen erscheint es im Cardinal-
collegium.

Bei weitem mächtiger aber wurden die Aldobrandini 1),
Wir sahen, welchen Einfluß Pietro Aldobrandino während
der Regierung seines Oheims ausübte. Er hatte schon 1599
bei 60000 Sc. kirchlicher Einkünfte: wie sehr müssen sie seit-
dem noch angewachsen seyn. Die Erbschaft der Lucrezia d'Este
kam ihm trefflich zu Statten: er kaufte sich an: auch
finden wir, daß er Geld in der Bank von Venedig nieder-
legte. Wie viel er aber auch zusammenbringen mochte, so
mußte doch zuletzt alles der Familie seiner Schwester und
ihres Gemahles, Johann Franz Aldobrandini, zufallen. Jo-
hann Franz wurde Castellen von S. Angelo, Governatore
des Borgo, Capitän der Garde, General der Kirche. Auch
er hatte 1599 bereits 60000 Sc. Einkünfte: oft bekam er
baares Geld von dem Papste: ich finde eine Rechnung, nach
welcher Clemens VIII. seinen Nepoten überhaupt in den
13 Jahren seiner Herrschaft über eine Million baar ge-
schenkt hat. Sie wurden um so wohlhabender, da Johann
Franz ein guter Wirth war; die Güter Ridolfo Pios,
die diesem nicht mehr als 3000 Sc. eingetragen, kaufte er

1) Niccolo Contarini: Storia Veneta: Clemente VIII nel
conferir li beneficii ecclesiastici alli nepoti non hebbe alcun ter-
mine, et ando etiandio di gran lunga superiore a Sisto V suo
precessore, che spalanco questa porta.
Päpste** 2

Gruͤndung neuer Familien.
andern vermaͤhlte er mit einer Sommaglia, und erhob ihn
zum Marcheſe von Mentana, wozu ſpaͤterhin das Fuͤrſten-
thum Venafro und die Grafſchaft Celano im Neapolita-
ſchen kamen. Das Haus Peretti erhielt ſich in großem
Anſehen: zu wiederholten Malen erſcheint es im Cardinal-
collegium.

Bei weitem maͤchtiger aber wurden die Aldobrandini 1),
Wir ſahen, welchen Einfluß Pietro Aldobrandino waͤhrend
der Regierung ſeines Oheims ausuͤbte. Er hatte ſchon 1599
bei 60000 Sc. kirchlicher Einkuͤnfte: wie ſehr muͤſſen ſie ſeit-
dem noch angewachſen ſeyn. Die Erbſchaft der Lucrezia d’Eſte
kam ihm trefflich zu Statten: er kaufte ſich an: auch
finden wir, daß er Geld in der Bank von Venedig nieder-
legte. Wie viel er aber auch zuſammenbringen mochte, ſo
mußte doch zuletzt alles der Familie ſeiner Schweſter und
ihres Gemahles, Johann Franz Aldobrandini, zufallen. Jo-
hann Franz wurde Caſtellen von S. Angelo, Governatore
des Borgo, Capitaͤn der Garde, General der Kirche. Auch
er hatte 1599 bereits 60000 Sc. Einkuͤnfte: oft bekam er
baares Geld von dem Papſte: ich finde eine Rechnung, nach
welcher Clemens VIII. ſeinen Nepoten uͤberhaupt in den
13 Jahren ſeiner Herrſchaft uͤber eine Million baar ge-
ſchenkt hat. Sie wurden um ſo wohlhabender, da Johann
Franz ein guter Wirth war; die Guͤter Ridolfo Pios,
die dieſem nicht mehr als 3000 Sc. eingetragen, kaufte er

1) Niccolò Contarini: Storia Veneta: Clemente VIII nel
conferir li beneficii ecclesiastici alli nepoti non hebbe alcun ter-
mine, et andò etiandio di gran lunga superiore a Sisto V suo
precessore, che spalancò questa porta.
Päpſte** 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Gru&#x0364;ndung neuer Familien</hi>.</fw><lb/>
andern verma&#x0364;hlte er mit einer Sommaglia, und erhob ihn<lb/>
zum Marche&#x017F;e von Mentana, wozu &#x017F;pa&#x0364;terhin das Fu&#x0364;r&#x017F;ten-<lb/>
thum Venafro und die Graf&#x017F;chaft Celano im Neapolita-<lb/>
&#x017F;chen kamen. Das Haus Peretti erhielt &#x017F;ich in großem<lb/>
An&#x017F;ehen: zu wiederholten Malen er&#x017F;cheint es im Cardinal-<lb/>
collegium.</p><lb/>
          <p>Bei weitem ma&#x0364;chtiger aber wurden die Aldobrandini <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Niccolò Contarini: Storia Veneta: Clemente VIII nel<lb/>
conferir li beneficii ecclesiastici alli nepoti non hebbe alcun ter-<lb/>
mine, et andò etiandio di gran lunga superiore a Sisto V suo<lb/>
precessore, che spalancò questa porta.</hi></note>,<lb/>
Wir &#x017F;ahen, welchen Einfluß Pietro Aldobrandino wa&#x0364;hrend<lb/>
der Regierung &#x017F;eines Oheims ausu&#x0364;bte. Er hatte &#x017F;chon 1599<lb/>
bei 60000 Sc. kirchlicher Einku&#x0364;nfte: wie &#x017F;ehr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;eit-<lb/>
dem noch angewach&#x017F;en &#x017F;eyn. Die Erb&#x017F;chaft der Lucrezia d&#x2019;E&#x017F;te<lb/>
kam ihm trefflich zu Statten: er kaufte &#x017F;ich an: auch<lb/>
finden wir, daß er Geld in der Bank von Venedig nieder-<lb/>
legte. Wie viel er aber auch zu&#x017F;ammenbringen mochte, &#x017F;o<lb/>
mußte doch zuletzt alles der Familie &#x017F;einer Schwe&#x017F;ter und<lb/>
ihres Gemahles, Johann Franz Aldobrandini, zufallen. Jo-<lb/>
hann Franz wurde Ca&#x017F;tellen von S. Angelo, Governatore<lb/>
des Borgo, Capita&#x0364;n der Garde, General der Kirche. Auch<lb/>
er hatte 1599 bereits 60000 Sc. Einku&#x0364;nfte: oft bekam er<lb/>
baares Geld von dem Pap&#x017F;te: ich finde eine Rechnung, nach<lb/>
welcher Clemens <hi rendition="#aq">VIII.</hi> &#x017F;einen Nepoten u&#x0364;berhaupt in den<lb/>
13 Jahren &#x017F;einer Herr&#x017F;chaft u&#x0364;ber eine Million baar ge-<lb/>
&#x017F;chenkt hat. Sie wurden um &#x017F;o wohlhabender, da Johann<lb/>
Franz ein guter Wirth war; die Gu&#x0364;ter Ridolfo Pios,<lb/>
die die&#x017F;em nicht mehr als 3000 Sc. eingetragen, kaufte er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Päp&#x017F;te** 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0029] Gruͤndung neuer Familien. andern vermaͤhlte er mit einer Sommaglia, und erhob ihn zum Marcheſe von Mentana, wozu ſpaͤterhin das Fuͤrſten- thum Venafro und die Grafſchaft Celano im Neapolita- ſchen kamen. Das Haus Peretti erhielt ſich in großem Anſehen: zu wiederholten Malen erſcheint es im Cardinal- collegium. Bei weitem maͤchtiger aber wurden die Aldobrandini 1), Wir ſahen, welchen Einfluß Pietro Aldobrandino waͤhrend der Regierung ſeines Oheims ausuͤbte. Er hatte ſchon 1599 bei 60000 Sc. kirchlicher Einkuͤnfte: wie ſehr muͤſſen ſie ſeit- dem noch angewachſen ſeyn. Die Erbſchaft der Lucrezia d’Eſte kam ihm trefflich zu Statten: er kaufte ſich an: auch finden wir, daß er Geld in der Bank von Venedig nieder- legte. Wie viel er aber auch zuſammenbringen mochte, ſo mußte doch zuletzt alles der Familie ſeiner Schweſter und ihres Gemahles, Johann Franz Aldobrandini, zufallen. Jo- hann Franz wurde Caſtellen von S. Angelo, Governatore des Borgo, Capitaͤn der Garde, General der Kirche. Auch er hatte 1599 bereits 60000 Sc. Einkuͤnfte: oft bekam er baares Geld von dem Papſte: ich finde eine Rechnung, nach welcher Clemens VIII. ſeinen Nepoten uͤberhaupt in den 13 Jahren ſeiner Herrſchaft uͤber eine Million baar ge- ſchenkt hat. Sie wurden um ſo wohlhabender, da Johann Franz ein guter Wirth war; die Guͤter Ridolfo Pios, die dieſem nicht mehr als 3000 Sc. eingetragen, kaufte er 1) Niccolò Contarini: Storia Veneta: Clemente VIII nel conferir li beneficii ecclesiastici alli nepoti non hebbe alcun ter- mine, et andò etiandio di gran lunga superiore a Sisto V suo precessore, che spalancò questa porta. Päpſte** 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/29
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/29>, abgerufen am 29.04.2024.