Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Küchen-Kräutern.
Wiewohl dieses nicht jedermans Ding ist, weil
hierzu eine besondere Erfahrung erfordert wird,
indem derjenige, welcher hierzu bestellet worden,
die Witterung wohl verstehen und genau beobach-
ten muß, damit er bey Gebung der Luft durch das
Aufheben der Fenster der Sache weder zu wenig,
noch zu viel thue. Der Same gehet in weniger
Zeit auf, und wächset bald hervor, daß man sol-
chen zur Speise gebrauchen kan. Wenn aber Me-
lonen- oder Gurken-Kern in das Mist-Bette ge-
bracht worden und aufgegangen sind, muß der
Sallat alsobald, wenn man ihn ergreifen kan, um
dieselben herum verzogen und hinweg genommen
werden. Wo dieses nicht geschiehet, so werden die
Melonen und Gurken gewaltig in ihrem Wachs-
thum gehindert, daß aus den Pflanzen und Früch-
ten nichts als kriplich Zeug wird.

Die ordentliche Bestellung dieses Samens
in den Gärten geschiehet zu Anfange des Merzes,
und zwar an einem solchen Orte, wo die Sonne
den Widerschein wohl haben kan. Wenn es die
Witterung leidet, so kan man die Bestellung auch
im halben Februar vornehmen, und so auch gleich
hierauf einige starke Reife oder Fröste sich ereignen
solten, so thun sie dem Samen doch nicht leicht
Schaden. Es erfordern alle diese Salläte ein gut
gedüngtes und gegrabenes Land, dessen Zuberei-
tung sowol vor dem Winter, als auch im Frühjah-
re geschehen kan.

Es pflegen auch einige Gärtners-Leute vor Win-
ters an ihren Häusern gegen Mittag zu fünf bis

sechs
A 2

Kuͤchen-Kraͤutern.
Wiewohl dieſes nicht jedermans Ding iſt, weil
hierzu eine beſondere Erfahrung erfordert wird,
indem derjenige, welcher hierzu beſtellet worden,
die Witterung wohl verſtehen und genau beobach-
ten muß, damit er bey Gebung der Luft durch das
Aufheben der Fenſter der Sache weder zu wenig,
noch zu viel thue. Der Same gehet in weniger
Zeit auf, und waͤchſet bald hervor, daß man ſol-
chen zur Speiſe gebrauchen kan. Wenn aber Me-
lonen- oder Gurken-Kern in das Miſt-Bette ge-
bracht worden und aufgegangen ſind, muß der
Sallat alſobald, wenn man ihn ergreifen kan, um
dieſelben herum verzogen und hinweg genommen
werden. Wo dieſes nicht geſchiehet, ſo werden die
Melonen und Gurken gewaltig in ihrem Wachs-
thum gehindert, daß aus den Pflanzen und Fruͤch-
ten nichts als kriplich Zeug wird.

Die ordentliche Beſtellung dieſes Samens
in den Gaͤrten geſchiehet zu Anfange des Merzes,
und zwar an einem ſolchen Orte, wo die Sonne
den Widerſchein wohl haben kan. Wenn es die
Witterung leidet, ſo kan man die Beſtellung auch
im halben Februar vornehmen, und ſo auch gleich
hierauf einige ſtarke Reife oder Froͤſte ſich ereignen
ſolten, ſo thun ſie dem Samen doch nicht leicht
Schaden. Es erfordern alle dieſe Sallaͤte ein gut
geduͤngtes und gegrabenes Land, deſſen Zuberei-
tung ſowol vor dem Winter, als auch im Fruͤhjah-
re geſchehen kan.

Es pflegen auch einige Gaͤrtners-Leute vor Win-
ters an ihren Haͤuſern gegen Mittag zu fuͤnf bis

ſechs
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0013" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ku&#x0364;chen-Kra&#x0364;utern.</hi></fw><lb/>
Wiewohl die&#x017F;es nicht jedermans Ding i&#x017F;t, weil<lb/>
hierzu eine be&#x017F;ondere Erfahrung erfordert wird,<lb/>
indem derjenige, welcher hierzu be&#x017F;tellet worden,<lb/>
die Witterung wohl ver&#x017F;tehen und genau beobach-<lb/>
ten muß, damit er bey Gebung der Luft durch das<lb/>
Aufheben der Fen&#x017F;ter der Sache weder zu wenig,<lb/>
noch zu viel thue. Der Same gehet in weniger<lb/>
Zeit auf, und wa&#x0364;ch&#x017F;et bald hervor, daß man &#x017F;ol-<lb/>
chen zur Spei&#x017F;e gebrauchen kan. Wenn aber Me-<lb/>
lonen- oder Gurken-Kern in das Mi&#x017F;t-Bette ge-<lb/>
bracht worden und aufgegangen &#x017F;ind, muß der<lb/>
Sallat al&#x017F;obald, wenn man ihn ergreifen kan, um<lb/>
die&#x017F;elben herum verzogen und hinweg genommen<lb/>
werden. Wo die&#x017F;es nicht ge&#x017F;chiehet, &#x017F;o werden die<lb/>
Melonen und Gurken gewaltig in ihrem Wachs-<lb/>
thum gehindert, daß aus den Pflanzen und Fru&#x0364;ch-<lb/>
ten nichts als kriplich Zeug wird.</p><lb/>
          <p>Die ordentliche Be&#x017F;tellung die&#x017F;es Samens<lb/>
in den Ga&#x0364;rten ge&#x017F;chiehet zu Anfange des Merzes,<lb/>
und zwar an einem &#x017F;olchen Orte, wo die Sonne<lb/>
den Wider&#x017F;chein wohl haben kan. Wenn es die<lb/>
Witterung leidet, &#x017F;o kan man die Be&#x017F;tellung auch<lb/>
im halben Februar vornehmen, und &#x017F;o auch gleich<lb/>
hierauf einige &#x017F;tarke Reife oder Fro&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich ereignen<lb/>
&#x017F;olten, &#x017F;o thun &#x017F;ie dem Samen doch nicht leicht<lb/>
Schaden. Es erfordern alle die&#x017F;e Salla&#x0364;te ein gut<lb/>
gedu&#x0364;ngtes und gegrabenes Land, de&#x017F;&#x017F;en Zuberei-<lb/>
tung &#x017F;owol vor dem Winter, als auch im Fru&#x0364;hjah-<lb/>
re ge&#x017F;chehen kan.</p><lb/>
          <p>Es pflegen auch einige Ga&#x0364;rtners-Leute vor Win-<lb/>
ters an ihren Ha&#x0364;u&#x017F;ern gegen Mittag zu fu&#x0364;nf bis<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;echs</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0013] Kuͤchen-Kraͤutern. Wiewohl dieſes nicht jedermans Ding iſt, weil hierzu eine beſondere Erfahrung erfordert wird, indem derjenige, welcher hierzu beſtellet worden, die Witterung wohl verſtehen und genau beobach- ten muß, damit er bey Gebung der Luft durch das Aufheben der Fenſter der Sache weder zu wenig, noch zu viel thue. Der Same gehet in weniger Zeit auf, und waͤchſet bald hervor, daß man ſol- chen zur Speiſe gebrauchen kan. Wenn aber Me- lonen- oder Gurken-Kern in das Miſt-Bette ge- bracht worden und aufgegangen ſind, muß der Sallat alſobald, wenn man ihn ergreifen kan, um dieſelben herum verzogen und hinweg genommen werden. Wo dieſes nicht geſchiehet, ſo werden die Melonen und Gurken gewaltig in ihrem Wachs- thum gehindert, daß aus den Pflanzen und Fruͤch- ten nichts als kriplich Zeug wird. Die ordentliche Beſtellung dieſes Samens in den Gaͤrten geſchiehet zu Anfange des Merzes, und zwar an einem ſolchen Orte, wo die Sonne den Widerſchein wohl haben kan. Wenn es die Witterung leidet, ſo kan man die Beſtellung auch im halben Februar vornehmen, und ſo auch gleich hierauf einige ſtarke Reife oder Froͤſte ſich ereignen ſolten, ſo thun ſie dem Samen doch nicht leicht Schaden. Es erfordern alle dieſe Sallaͤte ein gut geduͤngtes und gegrabenes Land, deſſen Zuberei- tung ſowol vor dem Winter, als auch im Fruͤhjah- re geſchehen kan. Es pflegen auch einige Gaͤrtners-Leute vor Win- ters an ihren Haͤuſern gegen Mittag zu fuͤnf bis ſechs A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/13
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/13>, abgerufen am 28.04.2024.