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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
pressten Rohlack die Lösung eines Eisensalzes (Eisenvitriol oder essig-
saures Eisenoxyd) oder das Toshiro (Eisenschleifwasser) beifügt und
dann unter Umrühren das Wasser wieder austreibt. Zur Bereitung des
Ro-iro-urushi oder besten schwarzen Glanzlackes verwendet man
sehr guten gereinigten Rohlack und setzt demselben nach dem Wata-
oder Nuno-goshi in der Regel Haguro, eine Lösung von essigsaurem
Eisenoxydul (welche sonst zum Zähneschwärzen der Japanerinnen diente
und dadurch gewonnen wird, dass man eiserne Nägel oder Eisenfeil-
späne mit Reisbier oder Essig übergiesst und an einem warmen
Orte mehrere Tage stehen lässt) zu und rührt dann bis zur vollen Ver-
dunstung des Wassers in flachen Kübeln oder Bütten an der Sonne
oder über gelindem Kohlenfeuer um. Die Menge der zuzuführenden
Eisenlösung wird durch die Farbe beurteilt. Der Gehalt an Eisen
schwankt zwischen 0,5 und 2 %. Ist alles Wasser entfernt, so wird
der Ro-iro-urushi zweimal durch Baumwolle gepresst und kann nun
ohne weiteres zu schwarzem Lackanstrich verwendet werden.

Hana-urushi, Blumenlack, ist ebenfalls ein schwarzer Lack, den
man ähnlich bereitet, wie den vorhergehenden, der etwas weniger
Eisen, aber einen kleinen Zusatz von Yegoma-no-abura enthält, während
Haka-shita gleich Ro-iro ohne Oel, aber aus viel schlechterem Roh-
lack bereitet wird. Saya-hana, Jo-hana, Jo-chiu-hana und
Chiu-hana sind verschiedene Abstufungen von Blumenlack, wie
schon aus der Preisliste hervorgeht. Naka ist Synonym von Chiu,
bedeutet "zwischen" und im Worte "Naka-urushi" einen schwarzen
Lack von geringerer Güte, der in der Regel zum Abschluss der Grun-
dierung verwendet wird. Alle diese billigeren schwarzen Lacke, welche
aus geringeren Sorten Rohlack bereitet und meist bei der Grundierung
angewandt werden, enthalten Yegoma-no-abura. Bei Nuritate, welcher
ebenfalls hierher zu rechnen ist, beträgt dieser Oelzusatz gegen
10 Procent. In den nördlichen Lackstädten, wo jeder Lackierer
sich nach Bedürfniss alle seine Lacksorten selbst zubereitet, macht
man nur eine Sorte schwarzen Lack und bezeichnet sie einfach als
Kuro-urushi.

Die verschiedenen Abstufungen des kastanienbraunen Lackes oder
Kuri-iro-urushi werden durch Vermischung von schwarzem mit
Zinnober-Lack erhalten. Goldgelb oder Kin-iro wird durch echtes
Goldpulver oder seinen Ersatz durch Bronze erzielt, ebenso Gin-iro,
silberweiss durch Silberstaub. Kiwo-urushi, d. h. Auripigmentlack
ist eine grünlichgelbe Lackfarbe, welche man durch Beimischung von
pulverförmigem gelben Schwefelarsen zu einem Transparentlack dar-
stellt. In ähnlicher Weise erhält man Awo-urushi oder grünen

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
pressten Rohlack die Lösung eines Eisensalzes (Eisenvitriol oder essig-
saures Eisenoxyd) oder das Toshiro (Eisenschleifwasser) beifügt und
dann unter Umrühren das Wasser wieder austreibt. Zur Bereitung des
Rô-iro-urushi oder besten schwarzen Glanzlackes verwendet man
sehr guten gereinigten Rohlack und setzt demselben nach dem Wata-
oder Nuno-goshi in der Regel Haguro, eine Lösung von essigsaurem
Eisenoxydul (welche sonst zum Zähneschwärzen der Japanerinnen diente
und dadurch gewonnen wird, dass man eiserne Nägel oder Eisenfeil-
späne mit Reisbier oder Essig übergiesst und an einem warmen
Orte mehrere Tage stehen lässt) zu und rührt dann bis zur vollen Ver-
dunstung des Wassers in flachen Kübeln oder Bütten an der Sonne
oder über gelindem Kohlenfeuer um. Die Menge der zuzuführenden
Eisenlösung wird durch die Farbe beurteilt. Der Gehalt an Eisen
schwankt zwischen 0,5 und 2 %. Ist alles Wasser entfernt, so wird
der Rô-iro-urushi zweimal durch Baumwolle gepresst und kann nun
ohne weiteres zu schwarzem Lackanstrich verwendet werden.

Hana-urushi, Blumenlack, ist ebenfalls ein schwarzer Lack, den
man ähnlich bereitet, wie den vorhergehenden, der etwas weniger
Eisen, aber einen kleinen Zusatz von Yegoma-no-abura enthält, während
Haka-shita gleich Rô-iro ohne Oel, aber aus viel schlechterem Roh-
lack bereitet wird. Saya-hana, Jô-hana, Jô-chiu-hana und
Chiu-hana sind verschiedene Abstufungen von Blumenlack, wie
schon aus der Preisliste hervorgeht. Naka ist Synonym von Chiu,
bedeutet »zwischen« und im Worte »Naka-urushi« einen schwarzen
Lack von geringerer Güte, der in der Regel zum Abschluss der Grun-
dierung verwendet wird. Alle diese billigeren schwarzen Lacke, welche
aus geringeren Sorten Rohlack bereitet und meist bei der Grundierung
angewandt werden, enthalten Yegoma-no-abura. Bei Nuritate, welcher
ebenfalls hierher zu rechnen ist, beträgt dieser Oelzusatz gegen
10 Procent. In den nördlichen Lackstädten, wo jeder Lackierer
sich nach Bedürfniss alle seine Lacksorten selbst zubereitet, macht
man nur eine Sorte schwarzen Lack und bezeichnet sie einfach als
Kuro-urushi.

Die verschiedenen Abstufungen des kastanienbraunen Lackes oder
Kuri-iro-urushi werden durch Vermischung von schwarzem mit
Zinnober-Lack erhalten. Goldgelb oder Kin-iro wird durch echtes
Goldpulver oder seinen Ersatz durch Bronze erzielt, ebenso Gin-iro,
silberweiss durch Silberstaub. Kiwo-urushi, d. h. Auripigmentlack
ist eine grünlichgelbe Lackfarbe, welche man durch Beimischung von
pulverförmigem gelben Schwefelarsen zu einem Transparentlack dar-
stellt. In ähnlicher Weise erhält man Awo-urushi oder grünen

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[418/0442] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. pressten Rohlack die Lösung eines Eisensalzes (Eisenvitriol oder essig- saures Eisenoxyd) oder das Toshiro (Eisenschleifwasser) beifügt und dann unter Umrühren das Wasser wieder austreibt. Zur Bereitung des Rô-iro-urushi oder besten schwarzen Glanzlackes verwendet man sehr guten gereinigten Rohlack und setzt demselben nach dem Wata- oder Nuno-goshi in der Regel Haguro, eine Lösung von essigsaurem Eisenoxydul (welche sonst zum Zähneschwärzen der Japanerinnen diente und dadurch gewonnen wird, dass man eiserne Nägel oder Eisenfeil- späne mit Reisbier oder Essig übergiesst und an einem warmen Orte mehrere Tage stehen lässt) zu und rührt dann bis zur vollen Ver- dunstung des Wassers in flachen Kübeln oder Bütten an der Sonne oder über gelindem Kohlenfeuer um. Die Menge der zuzuführenden Eisenlösung wird durch die Farbe beurteilt. Der Gehalt an Eisen schwankt zwischen 0,5 und 2 %. Ist alles Wasser entfernt, so wird der Rô-iro-urushi zweimal durch Baumwolle gepresst und kann nun ohne weiteres zu schwarzem Lackanstrich verwendet werden. Hana-urushi, Blumenlack, ist ebenfalls ein schwarzer Lack, den man ähnlich bereitet, wie den vorhergehenden, der etwas weniger Eisen, aber einen kleinen Zusatz von Yegoma-no-abura enthält, während Haka-shita gleich Rô-iro ohne Oel, aber aus viel schlechterem Roh- lack bereitet wird. Saya-hana, Jô-hana, Jô-chiu-hana und Chiu-hana sind verschiedene Abstufungen von Blumenlack, wie schon aus der Preisliste hervorgeht. Naka ist Synonym von Chiu, bedeutet »zwischen« und im Worte »Naka-urushi« einen schwarzen Lack von geringerer Güte, der in der Regel zum Abschluss der Grun- dierung verwendet wird. Alle diese billigeren schwarzen Lacke, welche aus geringeren Sorten Rohlack bereitet und meist bei der Grundierung angewandt werden, enthalten Yegoma-no-abura. Bei Nuritate, welcher ebenfalls hierher zu rechnen ist, beträgt dieser Oelzusatz gegen 10 Procent. In den nördlichen Lackstädten, wo jeder Lackierer sich nach Bedürfniss alle seine Lacksorten selbst zubereitet, macht man nur eine Sorte schwarzen Lack und bezeichnet sie einfach als Kuro-urushi. Die verschiedenen Abstufungen des kastanienbraunen Lackes oder Kuri-iro-urushi werden durch Vermischung von schwarzem mit Zinnober-Lack erhalten. Goldgelb oder Kin-iro wird durch echtes Goldpulver oder seinen Ersatz durch Bronze erzielt, ebenso Gin-iro, silberweiss durch Silberstaub. Kiwo-urushi, d. h. Auripigmentlack ist eine grünlichgelbe Lackfarbe, welche man durch Beimischung von pulverförmigem gelben Schwefelarsen zu einem Transparentlack dar- stellt. In ähnlicher Weise erhält man Awo-urushi oder grünen

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/442>, abgerufen am 27.04.2024.