Jch will nun noch einmal zu meines Freun- des Belfords Briefe kehren. Du wirst freye Hände haben, meine reizende Schöne. Jch will noch einmal durchsehen, was dein Fürsprecher für dich zu sagen hat. Es können es schwache Gründe thun, in der Verfassung, worinn ich stehe.
Allein was soll das! - Was soll das! - - Was für ein zweyfältiger - Doch der Aufruhr legt sich! - - Was für ein zweyfältiger fei- ger Kerl bin ich! - - Oder überfällt mich et- wa eben meine feige Zeit? Denn Helden haben ihre Anfälle von Furcht, feige Memmen ihre herzhaften Stunden, und tugendhaste Frauen- zimmer, alle, außer meiner Clarissa, ihren ent- scheidenden Augenblick - -
Nun da ich in Geschwindigkeit mit so kaltem Blute mir deine Betrachtungen zu Nutze ma- chen will. - - Erhebt sich die Verwirrung wieder von neuem!
Was? Wo? - Wie kam es?
Jst meine Geliebte in Sicherheit? -
O! wecket meine Gelübde nicht so unge- stüm auf! -
Der
Jch will nun noch einmal zu meines Freun- des Belfords Briefe kehren. Du wirſt freye Haͤnde haben, meine reizende Schoͤne. Jch will noch einmal durchſehen, was dein Fuͤrſprecher fuͤr dich zu ſagen hat. Es koͤnnen es ſchwache Gruͤnde thun, in der Verfaſſung, worinn ich ſtehe.
Allein was ſoll das! ‒ Was ſoll das! ‒ ‒ Was fuͤr ein zweyfaͤltiger ‒ Doch der Aufruhr legt ſich! ‒ ‒ Was fuͤr ein zweyfaͤltiger fei- ger Kerl bin ich! ‒ ‒ Oder uͤberfaͤllt mich et- wa eben meine feige Zeit? Denn Helden haben ihre Anfaͤlle von Furcht, feige Memmen ihre herzhaften Stunden, und tugendhaſte Frauen- zimmer, alle, außer meiner Clariſſa, ihren ent- ſcheidenden Augenblick ‒ ‒
Nun da ich in Geſchwindigkeit mit ſo kaltem Blute mir deine Betrachtungen zu Nutze ma- chen will. ‒ ‒ Erhebt ſich die Verwirrung wieder von neuem!
Was? Wo? ‒ Wie kam es?
Jſt meine Geliebte in Sicherheit? ‒
O! wecket meine Geluͤbde nicht ſo unge- ſtuͤm auf! ‒
Der
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Jch will nun noch einmal zu meines Freun-
des Belfords Briefe kehren. Du wirſt freye
Haͤnde haben, meine reizende Schoͤne. Jch will
noch einmal durchſehen, was dein Fuͤrſprecher
fuͤr dich zu ſagen hat. Es koͤnnen es ſchwache
Gruͤnde thun, in der Verfaſſung, worinn ich ſtehe.
Allein was ſoll das! ‒ Was ſoll das! ‒ ‒
Was fuͤr ein zweyfaͤltiger ‒ Doch der Aufruhr
legt ſich! ‒ ‒ Was fuͤr ein zweyfaͤltiger fei-
ger Kerl bin ich! ‒ ‒ Oder uͤberfaͤllt mich et-
wa eben meine feige Zeit? Denn Helden haben
ihre Anfaͤlle von Furcht, feige Memmen ihre
herzhaften Stunden, und tugendhaſte Frauen-
zimmer, alle, außer meiner Clariſſa, ihren ent-
ſcheidenden Augenblick ‒ ‒
Nun da ich in Geſchwindigkeit mit ſo kaltem
Blute mir deine Betrachtungen zu Nutze ma-
chen will. ‒ ‒ Erhebt ſich die Verwirrung wieder
von neuem!
Was? Wo? ‒ Wie kam es?
Jſt meine Geliebte in Sicherheit? ‒
O! wecket meine Geluͤbde nicht ſo unge-
ſtuͤm auf! ‒
Der
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/74>, abgerufen am 28.04.2024.
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