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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Madame - -.
massen sie die Gütigkeit selbsten sind, habe
ich mich erkühnet, solche anzuflehen, als,
Unvergleichliche Schöne!

Dero
ewig-beständiger Verehrer.

Sie laß ihn zwey-biß dreymal durch, nicht wis-
sende, worzu sie sich in dieser Sache entschliessen
sollte; Weil aber die Liebe auf seine Seite über-
trat, sahe sich ihre Modestie gezwungen, ihm ein
so verbündliches Begehren nicht zu verweigern;
Und ihm dauchte, wie er ihr nachgehends erzehlte,
als sey er, wegen des überschwenglichen Lichts, daß
er in seinem Hertzen empfande, in einer Wolcke ent-
zückt worden; Kurtz: Sie beschlosse, ihn in Be-
gleitung ihres Mägdgens, an einem gewissen Orte
zu sprechen; woselbst er sie mit allen Zeichen eines
vergnügten Gemüths, und unaussprechlich entzü-
ckender Freude empfienge, sich mit Reverenz und
Ehrfurcht so tieff vor ihr neigende uud beugende,
als ob sie eine anbethens-würdige Göttin gewesen
wäre. Sie kamen hernachmals öffters zusammen,
und weil seine Verdienste ihre Liebe völlig beherr-
scheten, unterliesse sie nicht, ihm alle Versicherun-
gen von ihrer Neigung zu geben, welche aber die
Gräntzen der Erbarkeit niemals überschritten: Und
ob sie schon wuste, daß er der jüngste Sohn eines
Edelmannes war; So gab sie ihm dennoch Er-

laub-

und Madame ‒ ‒.
maſſen ſie die Guͤtigkeit ſelbſten ſind, habe
ich mich erkuͤhnet, ſolche anzuflehen, als,
Unvergleichliche Schoͤne!

Dero
ewig-beſtaͤndiger Verehrer.

Sie laß ihn zwey-biß dreymal durch, nicht wiſ-
ſende, worzu ſie ſich in dieſer Sache entſchlieſſen
ſollte; Weil aber die Liebe auf ſeine Seite uͤber-
trat, ſahe ſich ihre Modeſtie gezwungen, ihm ein
ſo verbuͤndliches Begehren nicht zu verweigern;
Und ihm dauchte, wie er ihr nachgehends erzehlte,
als ſey er, wegen des uͤberſchwenglichen Lichts, daß
er in ſeinem Hertzen empfande, in einer Wolcke ent-
zuͤckt worden; Kurtz: Sie beſchloſſe, ihn in Be-
gleitung ihres Maͤgdgens, an einem gewiſſen Orte
zu ſprechen; woſelbſt er ſie mit allen Zeichen eines
vergnuͤgten Gemuͤths, und unausſprechlich entzuͤ-
ckender Freude empfienge, ſich mit Reverenz und
Ehrfurcht ſo tieff vor ihr neigende uud beugende,
als ob ſie eine anbethens-wuͤrdige Goͤttin geweſen
waͤre. Sie kamen hernachmals oͤffters zuſammen,
und weil ſeine Verdienſte ihre Liebe voͤllig beherr-
ſcheten, unterlieſſe ſie nicht, ihm alle Verſicherun-
gen von ihrer Neigung zu geben, welche aber die
Graͤntzen der Erbarkeit niemals uͤberſchritten: Und
ob ſie ſchon wuſte, daß er der juͤngſte Sohn eines
Edelmannes war; So gab ſie ihm dennoch Er-

laub-
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[477/0497] und Madame ‒ ‒. maſſen ſie die Guͤtigkeit ſelbſten ſind, habe ich mich erkuͤhnet, ſolche anzuflehen, als, Unvergleichliche Schoͤne! Dero ewig-beſtaͤndiger Verehrer. Sie laß ihn zwey-biß dreymal durch, nicht wiſ- ſende, worzu ſie ſich in dieſer Sache entſchlieſſen ſollte; Weil aber die Liebe auf ſeine Seite uͤber- trat, ſahe ſich ihre Modeſtie gezwungen, ihm ein ſo verbuͤndliches Begehren nicht zu verweigern; Und ihm dauchte, wie er ihr nachgehends erzehlte, als ſey er, wegen des uͤberſchwenglichen Lichts, daß er in ſeinem Hertzen empfande, in einer Wolcke ent- zuͤckt worden; Kurtz: Sie beſchloſſe, ihn in Be- gleitung ihres Maͤgdgens, an einem gewiſſen Orte zu ſprechen; woſelbſt er ſie mit allen Zeichen eines vergnuͤgten Gemuͤths, und unausſprechlich entzuͤ- ckender Freude empfienge, ſich mit Reverenz und Ehrfurcht ſo tieff vor ihr neigende uud beugende, als ob ſie eine anbethens-wuͤrdige Goͤttin geweſen waͤre. Sie kamen hernachmals oͤffters zuſammen, und weil ſeine Verdienſte ihre Liebe voͤllig beherr- ſcheten, unterlieſſe ſie nicht, ihm alle Verſicherun- gen von ihrer Neigung zu geben, welche aber die Graͤntzen der Erbarkeit niemals uͤberſchritten: Und ob ſie ſchon wuſte, daß er der juͤngſte Sohn eines Edelmannes war; So gab ſie ihm dennoch Er- laub-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/497>, abgerufen am 26.04.2024.