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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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Vier und dreisigster Brief.

Wie soll ich Dir danken, geliebte Emma! Da
liegt es vor mir, das liebliche Bild Deiner Virgi-
nia und Kathinka. O sage, wie heißt der Maler,
der die Engelsunschuld der ersten Kindheit so auffas-
sen, so personifizirt hinzaubern konnte? Albano
muß er heißen.

Die Kinder sind erst sechs Monate alt, und welche
Bedeutung in den Zügen! Wie verschieden schon
von einander bei so großer Aehnlichkeit! Als ich
das Bild ausgepackt, und von der ersten Freude
daran zu mir gekommen, hing ich es dem Sopha
gegenüber, und ließ die Kinder kommen.

Jhre Freude war unglaublich groß. Jda er-
kannte so gleich Virginia. "O die süße freund-
liche Virginia! Wie sie die kleinen Händchen
ausstreckt nach Kathinka!" -- Mathilde: Und
wie die schöne Kathinka lacht! Was sie für große
Augen hat, und schon so prächtiges Haar!" --
Clärchen: Und Virginia so schöne Löckchen und
ein so kleines rundes Händchen! -- Jda: Aber sieh

Vier und dreiſigſter Brief.

Wie ſoll ich Dir danken, geliebte Emma! Da
liegt es vor mir, das liebliche Bild Deiner Virgi-
nia und Kathinka. O ſage, wie heißt der Maler,
der die Engelsunſchuld der erſten Kindheit ſo auffaſ-
ſen, ſo perſonifizirt hinzaubern konnte? Albano
muß er heißen.

Die Kinder ſind erſt ſechs Monate alt, und welche
Bedeutung in den Zügen! Wie verſchieden ſchon
von einander bei ſo großer Aehnlichkeit! Als ich
das Bild ausgepackt, und von der erſten Freude
daran zu mir gekommen, hing ich es dem Sopha
gegenüber, und ließ die Kinder kommen.

Jhre Freude war unglaublich groß. Jda er-
kannte ſo gleich Virginia. „O die ſüße freund-
liche Virginia! Wie ſie die kleinen Händchen
ausſtreckt nach Kathinka!‟ — Mathilde: Und
wie die ſchöne Kathinka lacht! Was ſie für große
Augen hat, und ſchon ſo prächtiges Haar!‟ —
Clärchen: Und Virginia ſo ſchöne Löckchen und
ein ſo kleines rundes Händchen! — Jda: Aber ſieh

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[290/0304] Vier und dreiſigſter Brief. Wie ſoll ich Dir danken, geliebte Emma! Da liegt es vor mir, das liebliche Bild Deiner Virgi- nia und Kathinka. O ſage, wie heißt der Maler, der die Engelsunſchuld der erſten Kindheit ſo auffaſ- ſen, ſo perſonifizirt hinzaubern konnte? Albano muß er heißen. Die Kinder ſind erſt ſechs Monate alt, und welche Bedeutung in den Zügen! Wie verſchieden ſchon von einander bei ſo großer Aehnlichkeit! Als ich das Bild ausgepackt, und von der erſten Freude daran zu mir gekommen, hing ich es dem Sopha gegenüber, und ließ die Kinder kommen. Jhre Freude war unglaublich groß. Jda er- kannte ſo gleich Virginia. „O die ſüße freund- liche Virginia! Wie ſie die kleinen Händchen ausſtreckt nach Kathinka!‟ — Mathilde: Und wie die ſchöne Kathinka lacht! Was ſie für große Augen hat, und ſchon ſo prächtiges Haar!‟ — Clärchen: Und Virginia ſo ſchöne Löckchen und ein ſo kleines rundes Händchen! — Jda: Aber ſieh

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/304>, abgerufen am 29.04.2024.