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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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ren sammt allen Präservativkuren gegen die sinnli-
chen Triebe so zuwider! und nun vollends die gegen
ihre Verirrungen. Aber eben deshalb ist es so
nothwendig, alles aus unserm Eden zu entfernen,
was mit der alten Schlange nur im mindesten im
Bunde steht, und eben darum liegt mir die Frage
schwer auf dem Herzen, ob ich ein Kind neben den
unsrigen behalten darf, in welchem der Natur-
trieb so früh aufgeregt, schon so überlaut spricht.
Für heut lebe wohl. Bald schreibe ich wieder.



Vier und fünfzigster Brief.

Unsere nächsten Briefe erhältst du vielleicht noch
von hier, vielleicht auch schon aus der Schweiz.
Eine dort anwesende Freundin hat das Nöthige
für uns bestellt. -- Wir werden ein artiges Land-
haus mit einem Garten nahe bei Genf bewohnen.
Dicht neben uns wohnt die Freundin mit ihren
drei Töchtern, und einem Sohne.

Jetzt noch ein Wort über Deinen kleinen Pro-
bus, über dessen Daseyn wir uns nicht rein freuen

ren ſammt allen Präſervativkuren gegen die ſinnli-
chen Triebe ſo zuwider! und nun vollends die gegen
ihre Verirrungen. Aber eben deshalb iſt es ſo
nothwendig, alles aus unſerm Eden zu entfernen,
was mit der alten Schlange nur im mindeſten im
Bunde ſteht, und eben darum liegt mir die Frage
ſchwer auf dem Herzen, ob ich ein Kind neben den
unſrigen behalten darf, in welchem der Natur-
trieb ſo früh aufgeregt, ſchon ſo überlaut ſpricht.
Für heut lebe wohl. Bald ſchreibe ich wieder.



Vier und fünfzigſter Brief.

Unſere nächſten Briefe erhältſt du vielleicht noch
von hier, vielleicht auch ſchon aus der Schweiz.
Eine dort anweſende Freundin hat das Nöthige
für uns beſtellt. — Wir werden ein artiges Land-
haus mit einem Garten nahe bei Genf bewohnen.
Dicht neben uns wohnt die Freundin mit ihren
drei Töchtern, und einem Sohne.

Jetzt noch ein Wort über Deinen kleinen Pro-
bus, über deſſen Daſeyn wir uns nicht rein freuen

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[127/0135] ren ſammt allen Präſervativkuren gegen die ſinnli- chen Triebe ſo zuwider! und nun vollends die gegen ihre Verirrungen. Aber eben deshalb iſt es ſo nothwendig, alles aus unſerm Eden zu entfernen, was mit der alten Schlange nur im mindeſten im Bunde ſteht, und eben darum liegt mir die Frage ſchwer auf dem Herzen, ob ich ein Kind neben den unſrigen behalten darf, in welchem der Natur- trieb ſo früh aufgeregt, ſchon ſo überlaut ſpricht. Für heut lebe wohl. Bald ſchreibe ich wieder. Vier und fünfzigſter Brief. Unſere nächſten Briefe erhältſt du vielleicht noch von hier, vielleicht auch ſchon aus der Schweiz. Eine dort anweſende Freundin hat das Nöthige für uns beſtellt. — Wir werden ein artiges Land- haus mit einem Garten nahe bei Genf bewohnen. Dicht neben uns wohnt die Freundin mit ihren drei Töchtern, und einem Sohne. Jetzt noch ein Wort über Deinen kleinen Pro- bus, über deſſen Daſeyn wir uns nicht rein freuen

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/135>, abgerufen am 29.04.2024.