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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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konnten, da es der kleine Mensch Dir gar zu sauer
gemacht. Auch hat er uns Deiner Briefe gar zu
lange beraubt. Er wird viel zu schaffen haben,
dies alles bei uns zu vergüten. Du hast also wäh-
rend Deiner Krankheit die Gertrud zur eigentlichen
Gouvernante Deiner beiden Kinder erhoben? Das
konntest Du mit ihr sicher wagen, dafern sie dieses
Amt mit der Pflege des kleinen Probus vereinen
kann, doch wird dies am leichtesten gehen, wenn
Du ihn bis zu Deiner Herstellung mit seiner Amme
ganz der Gertrud übergibst. -- Die große Stille
des Kindes laß Dich nicht zu ernstlich kümmern.
Bei vielen Kindern gehet dies Erwachen aus dem
ersten Schlafe vor sich. Laß ihn jetzt nur noch
vegetiren, das schadet nicht, wenn nur vorerst sein
physisches Leben gekräftigt wird, und dazu kennst
Du, erfahrne Mutter, ja alle Mittel besser als
ich sie Dir in Briefen mittheilen könnte. -- Vor
allen Dingen sorge jetzt für Deine Herstellung.
Nichts kann für Deine Kinder wichtiger seyn.
Möchte Deines Gemahls Zurückberufung nicht fern
mehr seyn! Wie sehnen wir alle uns nach Dir,
nach ihm, und Deinen jüngern Kindern. -- Un-

konnten, da es der kleine Menſch Dir gar zu ſauer
gemacht. Auch hat er uns Deiner Briefe gar zu
lange beraubt. Er wird viel zu ſchaffen haben,
dies alles bei uns zu vergüten. Du haſt alſo wäh-
rend Deiner Krankheit die Gertrud zur eigentlichen
Gouvernante Deiner beiden Kinder erhoben? Das
konnteſt Du mit ihr ſicher wagen, dafern ſie dieſes
Amt mit der Pflege des kleinen Probus vereinen
kann, doch wird dies am leichteſten gehen, wenn
Du ihn bis zu Deiner Herſtellung mit ſeiner Amme
ganz der Gertrud übergibſt. — Die große Stille
des Kindes laß Dich nicht zu ernſtlich kümmern.
Bei vielen Kindern gehet dies Erwachen aus dem
erſten Schlafe vor ſich. Laß ihn jetzt nur noch
vegetiren, das ſchadet nicht, wenn nur vorerſt ſein
phyſiſches Leben gekräftigt wird, und dazu kennſt
Du, erfahrne Mutter, ja alle Mittel beſſer als
ich ſie Dir in Briefen mittheilen könnte. — Vor
allen Dingen ſorge jetzt für Deine Herſtellung.
Nichts kann für Deine Kinder wichtiger ſeyn.
Möchte Deines Gemahls Zurückberufung nicht fern
mehr ſeyn! Wie ſehnen wir alle uns nach Dir,
nach ihm, und Deinen jüngern Kindern. — Un-

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[128/0136] konnten, da es der kleine Menſch Dir gar zu ſauer gemacht. Auch hat er uns Deiner Briefe gar zu lange beraubt. Er wird viel zu ſchaffen haben, dies alles bei uns zu vergüten. Du haſt alſo wäh- rend Deiner Krankheit die Gertrud zur eigentlichen Gouvernante Deiner beiden Kinder erhoben? Das konnteſt Du mit ihr ſicher wagen, dafern ſie dieſes Amt mit der Pflege des kleinen Probus vereinen kann, doch wird dies am leichteſten gehen, wenn Du ihn bis zu Deiner Herſtellung mit ſeiner Amme ganz der Gertrud übergibſt. — Die große Stille des Kindes laß Dich nicht zu ernſtlich kümmern. Bei vielen Kindern gehet dies Erwachen aus dem erſten Schlafe vor ſich. Laß ihn jetzt nur noch vegetiren, das ſchadet nicht, wenn nur vorerſt ſein phyſiſches Leben gekräftigt wird, und dazu kennſt Du, erfahrne Mutter, ja alle Mittel beſſer als ich ſie Dir in Briefen mittheilen könnte. — Vor allen Dingen ſorge jetzt für Deine Herſtellung. Nichts kann für Deine Kinder wichtiger ſeyn. Möchte Deines Gemahls Zurückberufung nicht fern mehr ſeyn! Wie ſehnen wir alle uns nach Dir, nach ihm, und Deinen jüngern Kindern. — Un-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/136>, abgerufen am 28.04.2024.