Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

terscheidet Kathinka sich noch immer so sehr in al-
len Stücken von Virginia? Bestehet sie noch so
gern auf ihrem Köpfchen, wo sie es darf? Und
lieben sich die beiden noch so gar innig? Wel-
che Anstalt hast Du zu ihrem Unterrichte treffen
können? Oder hast Du ihn noch immer selbst ge-
geben?

Laß Deinen D. mir von allem Bericht erstat-
ten, bis Du wieder schreiben darfst. Hier ein
großes Pack Briefe von Deinen deutschen Kin-
dern. Ein wahrer Spiegel unsers Lebens und
Seyns!

Auch muß Dein Freund mir oder Platov sa-
gen, wie er Woldemar's erste Jünglingsregung
aufgenommen? ob sie seinen Wünschen auch zu
widerwärtig entgegenwachsen könnte! -- Fort muß
der junge Mensch aus unserer Nähe wieder, das
versteht sich; aber wie, wenn nun der Keim
einer sehr ernsthaften Neigung für Betty schon
Wurzel geschlagen? O bitte Deinen Gemahl, uns
hierüber nicht in Ungewißheit zu lassen: ich ken-

(17)

terſcheidet Kathinka ſich noch immer ſo ſehr in al-
len Stücken von Virginia? Beſtehet ſie noch ſo
gern auf ihrem Köpfchen, wo ſie es darf? Und
lieben ſich die beiden noch ſo gar innig? Wel-
che Anſtalt haſt Du zu ihrem Unterrichte treffen
können? Oder haſt Du ihn noch immer ſelbſt ge-
geben?

Laß Deinen D. mir von allem Bericht erſtat-
ten, bis Du wieder ſchreiben darfſt. Hier ein
großes Pack Briefe von Deinen deutſchen Kin-
dern. Ein wahrer Spiegel unſers Lebens und
Seyns!

Auch muß Dein Freund mir oder Platov ſa-
gen, wie er Woldemar’s erſte Jünglingsregung
aufgenommen? ob ſie ſeinen Wünſchen auch zu
widerwärtig entgegenwachſen könnte! — Fort muß
der junge Menſch aus unſerer Nähe wieder, das
verſteht ſich; aber wie, wenn nun der Keim
einer ſehr ernſthaften Neigung für Betty ſchon
Wurzel geſchlagen? O bitte Deinen Gemahl, uns
hierüber nicht in Ungewißheit zu laſſen: ich ken-

(17)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="129"/>
ter&#x017F;cheidet Kathinka &#x017F;ich noch immer &#x017F;o &#x017F;ehr in al-<lb/>
len Stücken von Virginia? Be&#x017F;tehet &#x017F;ie noch &#x017F;o<lb/>
gern auf ihrem Köpfchen, wo &#x017F;ie es darf? Und<lb/>
lieben &#x017F;ich die beiden noch &#x017F;o gar innig? Wel-<lb/>
che An&#x017F;talt ha&#x017F;t Du zu ihrem Unterrichte treffen<lb/>
können? Oder ha&#x017F;t Du ihn noch immer &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
geben?</p><lb/>
          <p>Laß Deinen D. mir von allem Bericht er&#x017F;tat-<lb/>
ten, bis Du wieder &#x017F;chreiben darf&#x017F;t. Hier ein<lb/>
großes Pack Briefe von Deinen deut&#x017F;chen Kin-<lb/>
dern. Ein wahrer Spiegel un&#x017F;ers Lebens und<lb/>
Seyns!</p><lb/>
          <p>Auch muß Dein Freund mir oder Platov &#x017F;a-<lb/>
gen, wie er Woldemar&#x2019;s er&#x017F;te Jünglingsregung<lb/>
aufgenommen? ob &#x017F;ie &#x017F;einen Wün&#x017F;chen auch zu<lb/>
widerwärtig entgegenwach&#x017F;en könnte! &#x2014; Fort muß<lb/>
der junge Men&#x017F;ch aus un&#x017F;erer Nähe wieder, das<lb/>
ver&#x017F;teht &#x017F;ich; aber wie, wenn nun der Keim<lb/>
einer &#x017F;ehr ern&#x017F;thaften Neigung für Betty &#x017F;chon<lb/>
Wurzel ge&#x017F;chlagen? O bitte Deinen Gemahl, uns<lb/>
hierüber nicht in Ungewißheit zu la&#x017F;&#x017F;en: ich ken-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(17)</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0137] terſcheidet Kathinka ſich noch immer ſo ſehr in al- len Stücken von Virginia? Beſtehet ſie noch ſo gern auf ihrem Köpfchen, wo ſie es darf? Und lieben ſich die beiden noch ſo gar innig? Wel- che Anſtalt haſt Du zu ihrem Unterrichte treffen können? Oder haſt Du ihn noch immer ſelbſt ge- geben? Laß Deinen D. mir von allem Bericht erſtat- ten, bis Du wieder ſchreiben darfſt. Hier ein großes Pack Briefe von Deinen deutſchen Kin- dern. Ein wahrer Spiegel unſers Lebens und Seyns! Auch muß Dein Freund mir oder Platov ſa- gen, wie er Woldemar’s erſte Jünglingsregung aufgenommen? ob ſie ſeinen Wünſchen auch zu widerwärtig entgegenwachſen könnte! — Fort muß der junge Menſch aus unſerer Nähe wieder, das verſteht ſich; aber wie, wenn nun der Keim einer ſehr ernſthaften Neigung für Betty ſchon Wurzel geſchlagen? O bitte Deinen Gemahl, uns hierüber nicht in Ungewißheit zu laſſen: ich ken- (17)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/137
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/137>, abgerufen am 28.04.2024.