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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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ne seine Gesinnung über diesen Punkt nicht ganz.
Aber verhüten, hindern ließ sich hier auch nichts.

Leb wohl.



Fünf und fünfzigster Brief.

Lange habe ich Dir nicht geschrieben, weil ich
lange mit mir selbst gekämpft, ob ich es wagen
soll, Hertha mit nach der Schweiz und also gänz-
lich unter uns aufzunehmen? Jetzt ist es beschlos-
sen. Was mich hauptsächlich dazu bestimmt, ist,
daß sie die Jüngste von allen, noch nicht dreizehn
Jahre alt, und in aller Ausbildung so weit hin-
ter den Unsrigen zurück ist, daß ihr Beispiel fast
nicht auf sie wirken kann. Auch wäre es ja ohne-
hin unmöglich, sie immer in dieser Unschuldswelt
zu erhalten, wenn wir nicht einst eine eigene Ko-
lonie auf irgend einem wüsten Eilande stiften
wollen.

Zudem so schließt sich Brund als Begleiter der
Gesellschaft an. Fände sich's nun, daß Hertha's

ne ſeine Geſinnung über dieſen Punkt nicht ganz.
Aber verhüten, hindern ließ ſich hier auch nichts.

Leb wohl.



Fünf und fünfzigſter Brief.

Lange habe ich Dir nicht geſchrieben, weil ich
lange mit mir ſelbſt gekämpft, ob ich es wagen
ſoll, Hertha mit nach der Schweiz und alſo gänz-
lich unter uns aufzunehmen? Jetzt iſt es beſchloſ-
ſen. Was mich hauptſächlich dazu beſtimmt, iſt,
daß ſie die Jüngſte von allen, noch nicht dreizehn
Jahre alt, und in aller Ausbildung ſo weit hin-
ter den Unſrigen zurück iſt, daß ihr Beiſpiel faſt
nicht auf ſie wirken kann. Auch wäre es ja ohne-
hin unmöglich, ſie immer in dieſer Unſchuldswelt
zu erhalten, wenn wir nicht einſt eine eigene Ko-
lonie auf irgend einem wüſten Eilande ſtiften
wollen.

Zudem ſo ſchließt ſich Brund als Begleiter der
Geſellſchaft an. Fände ſich’s nun, daß Hertha’s

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[130/0138] ne ſeine Geſinnung über dieſen Punkt nicht ganz. Aber verhüten, hindern ließ ſich hier auch nichts. Leb wohl. Fünf und fünfzigſter Brief. Lange habe ich Dir nicht geſchrieben, weil ich lange mit mir ſelbſt gekämpft, ob ich es wagen ſoll, Hertha mit nach der Schweiz und alſo gänz- lich unter uns aufzunehmen? Jetzt iſt es beſchloſ- ſen. Was mich hauptſächlich dazu beſtimmt, iſt, daß ſie die Jüngſte von allen, noch nicht dreizehn Jahre alt, und in aller Ausbildung ſo weit hin- ter den Unſrigen zurück iſt, daß ihr Beiſpiel faſt nicht auf ſie wirken kann. Auch wäre es ja ohne- hin unmöglich, ſie immer in dieſer Unſchuldswelt zu erhalten, wenn wir nicht einſt eine eigene Ko- lonie auf irgend einem wüſten Eilande ſtiften wollen. Zudem ſo ſchließt ſich Brund als Begleiter der Geſellſchaft an. Fände ſich’s nun, daß Hertha’s

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/138>, abgerufen am 29.04.2024.