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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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que tonantis

Proficiat mundo; qvod velox semi-
ta Lunae,

Pigraque Saturni,qvantum Cytherea
sereno

Curriculo Phoebique Comes Cylleni-
us erret.

Illius ut Phoebus ad limen constitit
antri,

Occurrit Natura potens, seniorqve
superbis

Caniciem inclinat radiis: tuncspon-
te' reclusos

Laxavit postes adamas, penetrale
profundum

Panditur,& sedes, aevique; arcana pa-
tescunt.

Hic habitant vario facies distincta
metallo

Saecula certa locis, illic glomeran-
tur ahena:

Hic ferrata rigent, illic argentea
candent

Eximia regione domus, contingere
terris

Difficilis, stabat rutili grex aureus
anni.

Man findet/ fern von hier/ was keine Sin-
nen sinnen/

und was den Göttern auch fast schwer fällt
zu gewinnen/

die Mutter langer Jahr/ der Ewigkeiten
Grufft/

so jene Zeit ans Liecht und wieder zu sich
rufft.

Die weite Höhl der Grufft wird in die Rund
umfangen

von der/ die alles frisst/ von jener Schuppen-
Schlangen/

die ihren schlancken Schwantz zum engen
Rachen streckt/

und mit bepfeilter Zung den glatten
Stachel leckt.

Es hütet die Natur und sitzt vor dieser
Höhlen/

an allen Gliedern hangt der Hauffe leichter
Seelen.

Ein weis-bereifftes Haupt/ ein Ernst-
gezierter Mann/

schreibt die Gesetze vor/ so niemand än-
dern kan/

und allzeit gültig sind: Er theilet ab die
Fackeln

die am Saphir-Gewölb des hohen Himmels
wackeln.

Es weiß der weise Mann Bewegung
und die Ruh/

durch die/ was zeitlich ist/ abnehmen muß
und zu.

[Spaltenumbruch] Nächst dem erzehlet Er was guts der Er-
den weisen

Wann Jupiter gewiß/ Mars ungewiß
wird reisen/

und was der wanckel-Mond mit seinem
schnellen Tritt'/

auch was Saturn verricht mit Schnek-
ken-gleichen Schritt/

wie weit die Venus werd' auf ihrem heitern
Wagen/

wie weit Mercurius im Irrweg forgetra-
gen/

der güldnen Sonnen nach. Sobald der
Foebus kam/

und seinen Einzug-Pracht vor dieser
Höhlen nahm/

Springt die Natur herbey: Man sieht
besagten Alten/

Durch diesen hellen Glantz/ abstreichen sei-
ne Falten/

die sein Gesichte zählt. Drauf öffnet sich
die Thür/

durch eine Demant-Macht; du kanst er-
blicken hier

den Sitz der Flügel-Zeit und ihre Heimlich-
keiten.

Da schaue man mancher Art Metalle zube-
reiten;

dort ist der Kupfer-feil; Hier ist die Ei-
sen-Zeit/

dort blinckt die Silber-Müntz. Vortreff-
lich ist bereit

das so geschmückte Haus: Es steht mit
vollen Scharen

die übergüldte Rott der nie gezehlten
Jahren;

Sehr schwer geht es daher bis man mit
ihnen prangt.

Glückselig ist/ der sie nach dieser Zeit er-
langt.

ANTRVM. oder Erklärung der Höhle der Ewigkeit. Diese gelehrte Beschreibung der Ewigkeit erkläret Boccatius also: daß der Poet erweisen möge/ wie die Ewigkeit alle Zeiten unaussprechlich weit übertreffe/ saget er/ ihre Höhle (welche anders nichts ist als ihr allerfruchtbarst und überflüssiger Schoß/ der alles mit seinem Umfang in sich zwinget) sey niemand bekannt/ kein Mensch könne dahin gehen/ und sie liege weit aus aller Sterblichen Augen/ ja auch die Götter/ welches sind die himmlische Seelen oder Gemühter/ die von aller materialischen Befleckung entfernt und abgesondert/ können kaum hineingehen: Eben dieselbe/ saget er/ gebe die Zeiten hervor und ziehe sie wieder in sich/ wann sie von dannen ausgangen/ in einen unendlichem Circul umgeführt/ wieder dahin kommen/ daß sie wiederum von dem Orte ausfliessen; welches heimlich und im verborgen geschiehet/ dieweil uns das Alter unvermerckt und allgemächlich dahinstreichet. Um die Natur fligen ohne unterlaß die Seelen in grosser Anzahl; dieweil selbige allen lebendigen Seelen das Leben gibet/

[Spaltenumbruch] Incertum qvid Martis iter, certum-
que tonantis

Proficiat mundo; qvod velox semi-
ta Lunae,

Pigraque Saturni,qvantum Cytherea
sereno

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Grufft/

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umfangen

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Schlangen/

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und mit bepfeilter Zung den glatten
Stachel leckt.

Es hütet die Natur und sitzt vor dieser
Höhlen/

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wackeln.

Es weiß der weise Mann Bewegung
und die Ruh/

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und zu.

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Da schaue man mancher Art Metalle zube-
reiten;

dort ist der Kupfer-feil; Hier ist die Ei-
sen-Zeit/

dort blinckt die Silber-Müntz. Vortreff-
lich ist bereit

das so geschmückte Haus: Es steht mit
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Jahren;

Sehr schwer geht es daher bis man mit
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ANTRVM. oder Erklärung der Höhle der Ewigkeit. Diese gelehrte Beschreibung der Ewigkeit erkläret Boccatius also: daß der Poet erweisen möge/ wie die Ewigkeit alle Zeiten unaussprechlich weit übertreffe/ saget er/ ihre Höhle (welche anders nichts ist als ihr allerfruchtbarst und überflüssiger Schoß/ der alles mit seinem Umfang in sich zwinget) sey niemand bekannt/ kein Mensch könne dahin gehen/ und sie liege weit aus aller Sterblichen Augen/ ja auch die Götter/ welches sind die himmlische Seelen oder Gemühter/ die von aller materialischen Befleckung entfernt und abgesondert/ können kaum hineingehen: Eben dieselbe/ saget er/ gebe die Zeiten hervor und ziehe sie wieder in sich/ wann sie von dannen ausgangen/ in einen unendlichem Circul umgeführt/ wieder dahin kommen/ daß sie wiederum von dem Orte ausfliessen; welches heimlich und im verborgen geschiehet/ dieweil uns das Alter unvermerckt und allgemächlich dahinstreichet. Um die Natur fligen ohne unterlaß die Seelen in grosser Anzahl; dieweil selbige allen lebendigen Seelen das Leben gibet/

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 12/0066] Incertum qvid Martis iter, certum- que tonantis Proficiat mundo; qvod velox semi- ta Lunae, Pigraque Saturni,qvantum Cytherea sereno Curriculo Phoebique Comes Cylleni- us erret. Illius ut Phoebus ad limen constitit antri, Occurrit Natura potens, seniorqve superbis Caniciem inclinat radiis: tuncspon- te’ reclusos Laxavit postes adamas, penetrale profundum Panditur,& sedes, aevique; arcana pa- tescunt. Hic habitant vario facies distincta metallo Saecula certa locis, illic glomeran- tur ahena: Hic ferrata rigent, illic argentea candent Eximia regione domus, contingere terris Difficilis, stabat rutili grex aureus anni. Man findet/ fern von hier/ was keine Sin- nen sinnen/ und was den Göttern auch fast schwer fällt zu gewinnen/ die Mutter langer Jahr/ der Ewigkeiten Grufft/ so jene Zeit ans Liecht und wieder zu sich rufft. Die weite Höhl der Grufft wird in die Rund umfangen von der/ die alles frisst/ von jener Schuppen- Schlangen/ die ihren schlancken Schwantz zum engen Rachen streckt/ und mit bepfeilter Zung den glatten Stachel leckt. Es hütet die Natur und sitzt vor dieser Höhlen/ an allen Gliedern hangt der Hauffe leichter Seelen. Ein weis-bereifftes Haupt/ ein Ernst- gezierter Mann/ schreibt die Gesetze vor/ so niemand än- dern kan/ und allzeit gültig sind: Er theilet ab die Fackeln die am Saphir-Gewölb des hohen Himmels wackeln. Es weiß der weise Mann Bewegung und die Ruh/ durch die/ was zeitlich ist/ abnehmen muß und zu. Nächst dem erzehlet Er was guts der Er- den weisen Wann Jupiter gewiß/ Mars ungewiß wird reisen/ und was der wanckel- Mond mit seinem schnellen Tritt’/ auch was Saturn verricht mit Schnek- ken-gleichen Schritt/ wie weit die Venus werd’ auf ihrem heitern Wagen/ wie weit Mercurius im Irrweg forgetra- gen/ der güldnen Sonnen nach. Sobald der Foebus kam/ und seinen Einzug-Pracht vor dieser Höhlen nahm/ Springt die Natur herbey: Man sieht besagten Alten/ Durch diesen hellen Glantz/ abstreichen sei- ne Falten/ die sein Gesichte zählt. Drauf öffnet sich die Thür/ durch eine Demant-Macht; du kanst er- blicken hier den Sitz der Flügel-Zeit und ihre Heimlich- keiten. Da schaue man mancher Art Metalle zube- reiten; dort ist der Kupfer-feil; Hier ist die Ei- sen-Zeit/ dort blinckt die Silber-Müntz. Vortreff- lich ist bereit das so geschmückte Haus: Es steht mit vollen Scharen die übergüldte Rott der nie gezehlten Jahren; Sehr schwer geht es daher bis man mit ihnen prangt. Glückselig ist/ der sie nach dieser Zeit er- langt. Diese gelehrte Beschreibung der Ewigkeit erkläret Boccatius also: daß der Poet erweisen möge/ wie die Ewigkeit alle Zeiten unaussprechlich weit übertreffe/ saget er/ ihre Höhle (welche anders nichts ist als ihr allerfruchtbarst und überflüssiger Schoß/ der alles mit seinem Umfang in sich zwinget) sey niemand bekannt/ kein Mensch könne dahin gehen/ und sie liege weit aus aller Sterblichen Augen/ ja auch die Götter/ welches sind die himmlische Seelen oder Gemühter/ die von aller materialischen Befleckung entfernt und abgesondert/ können kaum hineingehen: Eben dieselbe/ saget er/ gebe die Zeiten hervor und ziehe sie wieder in sich/ wann sie von dannen ausgangen/ in einen unendlichem Circul umgeführt/ wieder dahin kommen/ daß sie wiederum von dem Orte ausfliessen; welches heimlich und im verborgen geschiehet/ dieweil uns das Alter unvermerckt und allgemächlich dahinstreichet. Um die Natur fligen ohne unterlaß die Seelen in grosser Anzahl; dieweil selbige allen lebendigen Seelen das Leben gibet/ ANTRVM. oder Erklärung der Höhle der Ewigkeit.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/66>, abgerufen am 13.10.2024.